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Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor

Titel: Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Hause? Travis stieg die Stufen zur Veranda hinauf und wollte anklopfen, aber die Tür wurde aufgerissen, bevor er sie berühren konnte.
    »Bei Wotans Bärte! Es wird aber auch Zeit, daß du kommst, Travis.«
    Travis stolperte über die Türschwelle in die vollgestellte Eingangshalle und vermied nur mit Mühe einen Sturz. Jack schloß die Tür. In der Hand hielt er eine kleine Sturmlampe, deren fleckiger goldener Schein im ganzen Haus die einzige Lichtquelle darstellte.
    Jack Graystone schien etwa sechzig Jahre alt zu sein, obwohl sich Travis nicht daran erinnern konnte, daß er in den sieben Jahren, die sie Freunde waren, jemals anders ausgesehen hatte. Er war ein außerordentlich gutaussehender Mann mit einer Römernase und himmelblauen Augen. Der eisengraue Bart war sauber geschnitten, im Gegensatz zu seinem dünner werdenden Haar von derselben Farbe, das die Neigung hatte, in allen Richtungen von seinem Kopf abzustehen. Er trug einen altmodischen, aber eleganten Anzug aus englischer Wolle, ein gestärktes Hemd und eine jagdgrüne Flanellweste. Travis hatte ihn noch nie anders angezogen gesehen.
    »Es tut mir leid, daß ich so lange gebraucht habe, Jack.« Travis versuchte wieder zu Atem zu kommen. »Mein Wagen wollte nicht starten, und ich mußte zu Fuß gehen.«
    »Du bist zu Fuß gegangen?« Jack fixierte ihn ernst. »Weißt du, das war keine besonders gute Idee, nicht in einer Nacht wie heute.«
    Travis fuhr sich mit der Hand durch das sandfarbene Haar. »Jack, was ist los? Ich wußte nicht, was ich davon halten sollte, daß die Leitung auf einmal tot war.«
    »Ach, das? Verzeih mir, Travis, ich fürchte, das war mein Fehler. Ich glaubte, während unseres Gesprächs ein Geräusch im Wohnzimmer gehört zu haben. Ich drehte mich um und zerschnitt mit dem Schwert aus Versehen das Telefonkabel.«
    Travis glaubte sich verhört zu haben. »Ein Schwert?«
    »Ja, ein Schwert. Das ist so was Ähnliches wie ein großes Messer und wird oft von Rittern benutzt …«
    »Ich weiß, was ein Schwert ist.«
    »Warum fragst du dann?«
    Travis holte ärgerlich tief Luft. Sosehr er Jack auch mochte, sich mit ihm zu unterhalten konnte manchmal eine Herausforderung sein. »Jack, würdest du mir bitte erklären, warum ich herkommen sollte?«
    Jack sagte ernst: »Es kommt eine Finsternis.«
    Er drehte sich einfach um und verschwand in dem Labyrinth des Antiquitätengeschäfts. Es blieb Travis nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Das Dämmerlicht war mit dem Strandgut der Geschichte gefüllt – Kommoden, deren Schubladen mit Porzellanknäufen versehen waren, Spiegel mit Bleirücken, mit Löwenpranken ausgestattete Kaminböcke, Samtsofas und verwitterte Zirkusplakate. Jack ruhte niemals auf seiner Jagd nach seltsamen und wunderbaren Antiquitäten. Das war auch der Grund, warum Travis und er Freunde geworden waren.
    Eines Tages, nicht lange nachdem Travis angefangen hatte, im Mine Shaft Saloon zu arbeiten, hatte Jack Graystone den Saloon betreten, nicht gerade passend angezogen mit seiner altmodischen Kleidung, aber auch nicht so, daß es einen mit Unbehagen erfüllte. Er hatte gefragt, ob er den Lagerraum des Saloons nach Gegenständen von ›historischem Interesse‹ durchstöbern dürfe. Andy Connell war nicht in der Stadt gewesen, aber eine von Travis' Aufgaben während seiner Abwesenheit hatte darin bestanden, den Müll eines Jahrhunderts aus dem Lager zu entfernen. Travis war mehr als froh gewesen, Jack einen großen Teil der Arbeit für ihn erledigen zu lassen.
    Doch ehe er sich versah – und er sollte sich später nie sicher sein, wie es eigentlich dazu gekommen war –, fand sich Travis von Spinnweben bedeckt und voller Schmutz auf dem Boden des Lagers wieder, wie er diverse Stapel hundert Jahre alten Durcheinanders durchsuchte, während Jack es sich auf einem Barhocker gemütlich gemacht hatte und höflich Anweisungen gab. Am Ende war das Lager des Saloons ausgeräumt, und Travis chauffierte einen Pickup voller Kupferlaternen, Korbstühlen und dickglasigen purpurfarbenen Flaschen zum Magician's Attic, und irgendwo unterwegs hatte Jack anscheinend beschlossen, daß er und Travis die besten Freunde waren. Travis hatte sich nicht die Mühe gemacht, dagegen Einspruch zu erheben.
    Doch nichts in ihrer langen Freundschaft hatte Travis auf Jacks Verhalten in dieser Nacht vorbereitet. Jack suchte sich mit erhobener Zinnlaterne einen Weg in den hinteren Teil des Geschäfts, und Travis folgte ihm dichtauf. Er trat über einen

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