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Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm

Titel: Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Ausschau zu halten. Travis stand reglos da, von der Musik wie in eine betäubende Watte gehüllt.
    Wie konnte sie dieses Lied kennen?
    Auf der anderen Seite des Saloons legte sich ein Schatten auf Deirdres Gesicht. Sie hatte seine Reaktion bemerkt. Die Bardin stand auf, nahm die Mandoline ab und bahnte sich einen Weg vorbei an den Tischen und Stühlen. Die Unterhaltungen setzten wieder ein, jemand warf einen Vierteldollar in die Jukebox. Eine Frau bestellte ein Bier bei Travis, aber er konnte seine Gedanken nicht mit seinen Händen in Einklang bringen. Glücklicherweise war Max da, der Travis’ fassungslosen Gesichtsausdruck nicht zu bemerken schien, als er sich um die Bestellung kümmerte.
    Deirdre erreichte die Bar.
    »Wo hast du das gelernt?« fragte er mit heiserer Stimme.
    Sie betrachtete ihn mit ihren dunklen, mandelförmigen Augen. »Was ist los, Travis?«
    Er hielt sich am Rand der Theke fest. »Dieses Lied. Wo hast du es gelernt?«
    »Das war im vergangenen Jahr. Ich habe es von einem Barden gelernt.«
    Der Boden unter Travis’ Füßen verwandelte sich in einen Sumpf. Falken? Kannte sie Falken Schwarzhand? Aber das war unmöglich.
    So unmöglich, wie zu anderen Welten zu reisen? So unmöglich wie Magie?
    Er fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. »Ein Barde?«
    »Ja. Ich habe ihn letztes Jahr bei dem großen Renaissance-Festival oben in Minnesota kennengelernt. Wir waren … das heißt, ich …« Ihre Wangen röteten sich, es sah wie eine indianische Kriegsbemalung aus.
    Travis zuckte innerlich zusammen. Sie kannte Falken nicht. Sie hatte das Lied von einem Ex-Freund gelernt, und er hatte sie in Verlegenheit gebracht, indem er sie darauf ansprach. Wer konnte schon sagen, wo der Ex-Freund dieses Lied gelernt hatte? Aber die Verbindung zwischen Eldh und der Erde hatte in zwei Richtungen funktioniert. Warum sollte ein Lied nicht genauso einfach herüberwechseln wie eine Person? Und einmal auf der Erde, gab es nichts, das es davon abgehalten hätte, unter den Sängern weitergereicht zu werden.
    Deirdres Finger schoben sich über die Theke, um die seinen zu berühren. »Travis, etwas stimmt doch nicht. Willst du mir nicht erzählen, was es ist?«
    Er öffnete den Mund, von dem Wissen getrieben, daß er ihr etwas sagen mußte, aber unsicher, was er ihr sagen sollte.
    Was es auch war, die Worte wurden nie ausgesprochen, als die Tür des Saloons aufgestoßen wurde und gegen die Wand krachte. Travis und ein Dutzend Gäste rissen den Kopf herum.
    Zuerst glaubte Travis, der Mann würde zum Mittelalter-Festival gehören, genau wie die drei, die zuvor hereingekommen waren. Er trug eine schwere, schwarze Kutte, als würde er eine Art Mönch darstellen. Aber die Kleidung war staubig und zerrissen, und je länger Travis sie betrachtete, desto weniger sah sie wie die Kutte eines Mönchs aus als vielmehr wie die Robe eines Richters. Oder eines Henkers.
    Der Mann in Schwarz taumelte in den vollen Saloon, und jetzt war sich Travis fast schon sicher, daß er nicht zu dem Mittelalter-Festival gehörte. Seine Hände waren zu Klauen gekrümmt, sein Gesicht war so narbig wie die vom Wind ausgehöhlte Oberfläche eines Steins. Seine blasenübersäten Lippen bewegten sich in einem verdrossenen Rhythmus, als würde er unablässig eine Beschwörungsformel aufsagen. Er stolperte gegen einen Tisch. Leute sprangen auf und wichen zurück. Max eilte schon los, um ihn abzufangen. Travis schloß sich ihm an.
    Der Mann griff nach einer Frau. Er stieß ein paar heisere Worte aus – möglicherweise hätten sie Wo ist er? bedeuten können –, dann schrie die Frau unterdrückt auf und riß sich los.
    Travis fluchte. Er überlegte, Deputy Windom zu rufen, aber jetzt war er näher an dem Mann als am Telefon. Die Hälfte der Gäste hatten ihre Unterhaltungen eingestellt und sahen gebannt zu. Travis wischte sich über die feuchte Stirn – im Saloon war es erdrückend heiß.
    Max hatte den Fremden erreicht und streckte die Hand aus, um ihn zu stützen. Der Mann in der schwarzen Kutte fauchte und fuhr wie eine Schlange zurück, bevor Max ihn berühren konnte.
    Max zog die Hand zurück. »Es tut mir leid, ich …«
    »Wo ist er?« Der Mann sprach mit einem metallischen Akzent. »Wo ist Jakabar?«
    Max runzelte die Stirn. »Wer?«
    »Ich muß Jakabar finden.« Die Hände des Fremden flatterten verletzten Vögeln gleich zur Kutte, fuhren über den Stoff, rissen daran. »Wo ist Jakabar vom Grauen Stein?«
    Travis blieb wie angewurzelt

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