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Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter

Titel: Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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uns heute Nacht geholfen?«
    Einen Augenblick lang hatte es den Anschein, als würde so etwas wie Trauer in das Spiegelbild ihrer Augen kriechen. Dann wurde Travis vom grellen Schein vorbeifahrender Scheinwerfer geblendet, und als sich seine Sicht wieder geklärt hatte, hatte sie den Spiegel so gedreht, dass er nur noch Dunkelheit sehen konnte.
    »Weil«, sagte Vani leise, »es mein Schicksal ist, mit Ihnen nach Eldh zurückzukehren.«
     

 
    DRITTER TEIL
Verworrene Netze
     

 
    34
    Lirith stand am Bug der Schicksalsläufer und sah zu, wie sich hundert goldene Kuppeln in die funkelnde Luft erhoben und mit jedem Spritzer Gischt, der auf ihren Wangen landete, größer wurden.
    Das Meer war wie ein Silberteller, den der unerbittliche Hammerschlag der Sonne mit Dellen übersät hatte. Kalkweiße Klippen strebten dem azurblauen Himmel entgegen, ihre Gipfel wurden von in genauen Abständen gepflanzten Alleen aus schlanken Ithaya-Bäumen gekrönt, die mit ihren gelben Blättern das helle Licht verwandelten. Der Wind blies beständig vom Sommermeer her, und der schlanke Zweimaster, den sie in der Freien Stadt Gendarra bestiegen hatten, schoss wie ein Delfin an den riesigen Zwillingsobelisken – die aus dem gleichen weißen Stein wie die Klippen gemeißelt worden waren – vorbei in die Arme einer azurblauen Bucht und auf die älteste Stadt von ganz Falengarth zu.
    »Da ist es«, sagte eine Stimme hinter ihr, die so rau wie die einer Möwe war.
    Lirith wandte sich von der Reling ab und lächelte, während der Wind ihr Haar sich hinter ihr wie ein Segel ausbreiten ließ. »Kapitän Magard.«
    Der Kapitän der Schicksalsläufer war kein alter Mann – er war kaum zehn Jahre älter als Lirith –, aber das Leben auf dem Meer hatte seinen Tribut gefordert. Seine kräftigen Schultern waren von den Jahren am Ruder gekrümmt, und seine schwieligen Hände wiesen weniger als die gewöhnliche Anzahl an Fingern auf. Doch sein rotes Hemd mit den dazu passenden Hosen war in jeder Hinsicht genauso verwegen wie die Geschichten, die er gerne erzählte.
    Lirith drehte sich wieder um und betrachtete die schnell größer werdende Stadt. Zwischen den Kuppeln flatterten Vogelschwärme, als wären sie weiße Daunen. Tarras wuchs in Form einer Reihe konzentrischer Kreise, die allesamt von braunen Mauern umgeben wurden, stetig in die Höhe, bis sich schließlich auf dem Gipfel eine Gruppe ungeheuerlicher Türme erhob.
    Magard lachte, so wie ihn anscheinend alles zum Lachen reizte, und zeigte auf die massiven Obelisken, zwischen denen sie gerade vorbeifuhren. »Ganz egal, wie oft ich in Merons Tor hineinsegle, ich werde dieses Anblicks niemals müde.«
    Lirith musste ihm zustimmen. In ihrem ganzen Leben hatte sie nichts Vergleichbares gesehen. Die Obelisken standen auf den Endstücken zweier Felsvorsprünge, die aus der Küste herauswuchsen und die Bucht von Tarras umgaben. Sie waren sicherlich doppelt so hoch wie die höchsten Türme sämtlicher Domänen, und doch so schlank wie Nadeln; der helle Stein war voller eingemeißelter Worte und Symbole, die von vielen Jahrhunderten voller Salz und Wind fast unleserlich gemacht worden waren. Ein Dutzend Schiffe konnten durch Merons Tor segeln, ohne Angst vor einer Kollision haben zu müssen, und die Obelisken schienen den Himmel zu stützen.
    »Meron war der Sohn von Taron, dem ersten Herrscher von Tarras«, sagte Magard. »Den Überlieferungen zufolge hat er die Obelisken als Monument für die Siege seines Vaters errichtet. Das behauptet zumindest die offizielle Geschichtsschreibung.«
    Lirith hob eine Braue. »Und was besagt die inoffizielle?«
    »Ihr zufolge hat Meron die Obelisken nicht wegen der Eroberungen seines Vaters auf dem Schlachtfeld errichtet, sondern wegen seiner eigenen im Schlafzimmer. Nach dem, was wir von Meron wissen, war das eine Form, die ihm ziemlich gefiel.«
    »Aber Kapitän Magard, diese Obelisken sind gewaltig.«
    »Nun, die Historiker sagen, dass Meron eine hohe Meinung von sich hatte.«
    Sie schlug eine Hand vor den Mund, um nicht wie ein Matrose loszuprusten.
    »Ich sollte lieber nach unten gehen«, sagte Magard und trat von der Reling zurück. »Wir werden bald die Segel reffen und in den Hafen rudern.« Der Kapitän trat vom Bug weg, dann blieb er noch einmal stehen und sah zurück. »Das ist Eure erste Reise nach Tarras?«
    »Ja.«
    Seine schwarzen Augen funkelten. »Dann befolgt meinen Rat und passt auf Euch auf, mein Mädchen. Das ist eine alte Stadt – so alt,

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