Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter

Titel: Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
Vom Netzwerk:
entdeckt.«
    Falken rieb sich mit der schwarz behandschuhten Hand das Kinn. »Und wer hätte je gedacht, dass sie Recht behalten würden?«
    »Nein, Falken«, sagte Melia streng. »Du solltest die Macht der Hexen nicht gering schätzen, nur weil du sie nicht verstehst. Ihre Magie ist anders als die deiner Runen, aber sie ist genauso alt. Der Name Sia wird in Falengarth genauso lange angerufen wie der von Olrig Kunde-Dieb.«
    »Und beide werden länger angerufen als jeder der Namen der Neuen Götter von Tarras, falls du das vergessen haben solltest.«
    Melias Augen blitzten auf, und Durge trat einen Schritt zurück, obwohl er nicht das Ziel ihres Zorns war.
    »Das habe ich nicht, Falken. Sias Magie ist uralt, und sie ist mir fremd – obwohl sie mir in gewisser Weise nicht so viel Unbehagen bereitet wie die Magie der Runen, und ich fragt’ mich oft, warum das wohl so ist. Trotzdem, ich habe gehört, dass einige der Hexen den Namen Sia nicht mehr anrufen, sondern den meiner Schwester Yrsaia, der Jägerin – die, falls es dir entfallen sein sollte in deiner gottlosen Art, zu den Neuen Göttern gehört.«
    Falken lachte. »Nur weil ich die Alten Götter nicht für jeden neuen Mysterienkult ins Abseits schiebe, bedeutet das nicht, dass ich ein Heide bin.«
    »Nein, ich vermute, das tut es nicht.« Melia fuhr mit den zierlichen Fingern über ein paar Buchrücken. »Aber manchmal hat es den Anschein, dass es dich große Mühe kostet, neue Dinge zu akzeptieren, Falken. Doch die Welt wird jeden Tag ein Stückchen neuer.«
    Der Barde grunzte, und als er das Wort ergriff, klang seine Stimme schroff. »Ich werde nicht mit dir darüber streiten. Aber eines musst du zugeben. Jegliche Macht, über die Hexen gebieten, kommt nicht von Yrsaia, ganz egal, welchen Namen sie anrufen.«
    Melia zögerte, dann nickte sie. »Das ist wahr. Meine Schwester hat mir erzählt, dass sie von den Hexen keine Gebete vernommen hat.«
    »Das liegt daran, dass das nur eine Fassade ist. Bei Sia denken die Menschen an zahnlose alte Vetteln, die Flüche verhängen, also wählen sie eine hübsche und populäre Göttin als ihr Maskottchen aus. Aber tief in ihrem Inneren sind sie immer noch dieselben alten Hexen. Manche Dinge verändern sich auch nicht, Melia.«
    Schweigen kehrte ein, bis Durge sich schließlich räusperte. »Ich will nicht so tun, als würde ich verstehen, wovon ihr beiden da sprecht, aber sind die Ladys Aryn und Lirith nicht auch Hexen? Und meine Herrin, Lady Grace, muss man auf jeden Fall zu den Hexen zählen. Beschuldigt ihr sie irgendwelcher Übeltaten? Sollte das der Fall sein, dann muss ich mit allem Respekt dagegen einschreiten.«
    Falken lachte melodisch. »Ihr braucht Euer Breitschwert noch nicht zu holen, Sir Ritter. Ich glaube nicht, dass die Pflicht von Euch verlangt, uns die Köpfe abzuschlagen. Natürlich haben unsere drei Damen nichts Falsches getan. Aber wir haben Euch heute Morgen zu uns gebeten , weil Ihr sie so gut kennt.«
    »Wir wollten mit Sicherheit nicht behaupten, dass die Hexen böse sind, mein Lieber«, sagte Melia. »So seltsam sie auch sind, so sind doch viele von ihnen Heilerinnen und tun Gutes. Aber da gibt es … noch etwas anderes.«
    Bei diesen Worten stellten sich Durges Nackenhaare auf. Aber das war albern; er war ein Mann der Logik, nicht des Aberglaubens. »Darf ich Euch bitten, Euch klar auszudrücken, Lady Melia?«
    Die kleine Frau holte tief Luft, dann warf sie Falken einen Blick zu. Das Gesicht des Barden war nun grimmig.
    »Die Hexen haben seit vielen Jahren das Kommen eines Mannes vorhergesagt«, sagte er. »Ein Mann, nach dem sie Ausschau gehalten haben.«
    Durge zuckte mit den Schultern. »Warum sollten wir uns für jemanden interessieren, den die Hexen suchen?«
    Melia schaute ihn an. »Weil der Mann, den die Hexen suchen, niemand anderes als Travis Wilder ist.«
    Kurze Zeit später ging Durge einen einsamen Korridor entlang, fort von der Schlossbibliothek. Am Morgen hatte er nur ein graues Wams aus leichtem Stoff angezogen, genau richtig für einen Sommertag, aber jetzt fühlte er sich so kalt und beladen, als hätte er im tiefsten Winter sein Kettenhemd angelegt.
    Er hatte eine Viertelstunde lang zugehört, während Melia und Falken mit leiser Stimme von dem Mann erzählten, den man Runenbrecher nannte. Aber nicht nur die Hexen hielten nach ihm Ausschau. Durge hatte den Begriff Runenbrecher schon einmal gehört. Der uralte Drache Sfithrisir, dem sie in dem hoch gelegenen, leblosen Tal von

Weitere Kostenlose Bücher