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Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter

Titel: Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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daraus hervor. Das Fadenknäuel schien sich zu winden und immer weiter auszudehnen. Übelkeit stieg in ihr auf. Aber das war ein Zufall. Er konnte es nicht absichtlich gemacht haben. Oder doch?
    Manchmal weiß ich Dinge einfach …
    Lirith schlug eine Hand vor den Mund und eilte aus dem Gemach.

11
    » Hast du eigentlich irgendeine Vorstellung, was sie vorhaben, Melia?«, fragte Falken und ging weiter vor dem sonnendurchfluteten Fenster von Ar-Tolors Bibliothek auf und ab.
    »Einen Augenblick, Falken«, murmelte die Lady mit den Bernsteinaugen, ohne von dem aufgeschlagenen, in zwei Holzdeckel eingebundenen Buch vor ihr auf dem Tisch aufzublicken. »Ich komme gerade zu der guten Stelle.«
    Durge verdrehte den Kopf in dem Versuch, verstohlen über Lady Melias Schulter zu blicken. Er war neugierig, was eine Person wie Melia, die so schrecklich weise war, wohl las.
    »Gebt Euch keine Mühe, Durge«, sagte Falken und schnaubte. »Ich fürchte, sie liest eine dieser neuen Romanzen, die die Barden hier in Ar-Tolor neuerdings schreiben.«
    Durge runzelte die Stirn. »Romanzen? Wie kann jemand ein ganzes Buch über Romanzen schreiben?«
    »Das kann ich auch nicht sagen«, sagte Falken. »Aber soweit ich weiß, drehen sie sich alle um langhaarige Ritter in weißen Rüstungen, die Lieder über Blumen singen und Drachen erschlagen, um die Herzen der blassen Jungfrauen zu gewinnen, die anscheinend nichts anderes tun, als sich darüber zu beklagen, irgendeinen reichen König heiraten zu müssen.«
    Durge strich sich über den Sichelbart. »Diese Ritter und Jungfrauen, die Ihr da beschreibt, klingen völlig verblödet.«
    »Oh, das sind sie auch«, fuhr Falken fort, der nun wölfisch grinste. »Sie deklamieren ständig Gedichte darüber, dass Gold und Juwelen nichts bedeuten, dass die Liebe stärker als tausend Schwerter ist und andere völlig absurde Ideen. Ich möchte gern wissen, was aus den guten Geschichten geworden ist – Ihr wisst schon, die, in denen der Drache den Bräutigam frisst und die Jungfrau ihn vergisst, einen reichen Baron heiratet, fett wird und einen Haufen Kinder bekommt?«
    Durge nickte zustimmend. »Diese Geschichte gefällt mir.«
    »Klar tut sie das. Wem nicht? Aber diese Romanzen« – Falken zeigte mit der Hand auf ein ganzes Regalbrett voller Bücher mit verschnörkelten goldenen Buchstaben auf den Rücken – »soweit es mich betrifft, steht in ihnen nichts Wichtiges.«
    »Und was weißt du darüber, was für eine Frau wichtig ist, mein Lieber?«, fragte Melia freundlich, ohne den Blick von dem Buch zu wenden. »Wenn ich richtig mitgezählt habe, ist es ein Jahrhundert her, dass du bei einer Lady Glück hattest. Oder sind es zwei?«
    Falken ballte die Fäuste und stieß etwas völlig Unverständliches aus, dann drehte er sich um und stapfte zurück zum Fenster.
    Melia seufzte, schloss das Buch und drückte es an die Brust. »Genau so sollte sich ein Mann benehmen.«
    »Mylady …«, fing Durge an. Es war Zeit, mit der Diskussion über moderne Literatur aufzuhören und herauszufinden, warum Falken und Melia ihn zu sich gerufen hatten.
    »Natürlich, mein Lieber«, sagte Melia und gab ihm das Buch. »Ihr dürft es Euch ausleihen. Aber schmiert kein Blut drauf. Und lest vor allem Seite vierundsiebzig. Aber nehmt mehr Blütenblätter.«
    Durge nahm das Buch unbeholfen entgegen. Er blätterte die steifen Pergamentseiten durch, aber die wenigen Worte und Bilder, die er überflog, waren bei weitem seltsamer und geheimnisvoller als alles, was er jemals in seinen Büchern über die alchemistischen Künste gelesen hatte. Als Melia ihm den Rücken zuwandte, legte der Ritter das Buch schnell auf einen anderen Stapel.
    »Ach, hör auf zu schmollen, Falken«, sagte sie.
    Er wandte sich nicht von dem Fenster ab. »Es ist nicht so lange her, dass ich Glück hatte.«
    »Aber natürlich nicht, mein Lieber. Ich habe ganz vergessen, die einäugige Fischfrau in Gendarra mitzuzählen.«
    Falken drehte sich um, nahm die Schultern zurück und zog das graue Wams zurecht. »Vielen herzlichen Dank auch.«
    Durge quollen beinahe die Augen hervor, aber er unterdrückte jeden Drang, um eine Erklärung zu bitten.
    »Nun, um deine Fragen zu beantworten, Falken«, sagte Melia und verschränkte die Arme vor der Brust ihres silberweißen Überkleides. »Ich schätze, ich weiß genauso viel über ihre Absichten wie du. Sie flüstern schon seit Jahren von seinem Kommen. Und bei der vergangenen Wintersonnenwende wurde er

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