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Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter

Titel: Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Erwiderung. Doch einige der anderen Frauen rutschten unbehaglich auf ihren Sitzen hin und her; nicht jede hielt Nonnas Meinung für Unsinn.
    »Die alten Vetteln haben sie zuerst geholt«, sagte eine der Hexen leise.
    Die anderen sechs wandten sich der Sprecherin zu. Ihr Name war Adalyn, und sie kam aus der Domäne Eredane. Früher am Abend hatten sie Adalyns Geschichte zugehört, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen konnte: wie sie während der vergangenen Wintersonnenwende gerade noch aus Eredane hatte entkommen können, und wie schwarze Ritter im Dienst eines namenlosen Barons durch das Land geritten waren und alle Hexen, Runensprecher und Priester umgebracht hatten – und jeden, der beschuldigt worden war, zu ihnen zu gehören.
    »Ich glaube, sie hat man am schnellsten entdeckt und eingefangen«, fuhr Adalyn fort. »Die Alten. Die hässlichen Vetteln. Schon bald hatte es den Anschein, dass jede alte Frau, die vor sich hin murmelte oder eine Katze besaß, verbrannt wurde. Aber bald darauf hatten sie es auf jeden abgesehen, der Gerüchten zufolge eine Hexe war. Viele meiner Zirkelschwestern konnten nicht wie ich … fliehen. Wenn wir uns vielleicht früher gegen die schwarzen Ritter zusammengetan hätten, als sie die Alten abholten, hätten wir dem vielleicht ein Ende bereiten können.«
    Danach wurde nicht mehr über die alten Vetteln gesprochen. Aber Lirith sah den harten Ausdruck in Nonnas Augen und einigen der anderen, und ihr war klar, dass Adalyns Geschichte sie nur in ihrer Abneigung gegen die älteren Hexen bestärkt hatte.
    Die nächsten beiden Tage brachten noch mehr Zusammenkünfte und noch mehr Hexen. Lirith begrüßte beides mit Interesse. Während die meiste Zeit für den Austausch von Wissen beansprucht wurde, fehlte es nicht an Diskussionen darüber, wie man bei der Großen Beschwörung das Muster gestalten sollte. Viele sprachen von Yrsaia und dass man ihren Namen neben dem von Sia in das Muster weben sollte – oder vielleicht sogar darüber, wie einige mutig verkündeten. Andere vertraten die Meinung, dass die Zeit herannahte, in der die Hexen die Krieger von Vathris nicht länger nur beobachten, sondern aktiv gegen sie arbeiten würden.
    Die Gerüchte beunruhigten Lirith, aber bei weitem nicht so sehr wie die paar geflüsterten Bruchstücke, die sie aufschnappte.
     … er wandelt bereits unter uns …
     … um ihm entgegenzutreten, müssen wi …
     … und ich sage, das Ende ist näher, als wir es uns …
    Das Geflüster brach stets wie abgeschnitten ab, wenn Lirith sich näherte. Aber sie wusste genau, dass es weitergehen würde, sobald sie außer Hörweite war, und sie wusste auch, was zumindest eine sagen würde.
    Es heißt, sie ist mit ihm gereist …
    Am zweiten Tag des Hexenzirkels machte Lirith bei Einbruch der Abenddämmerung einen Spaziergang auf einem der hohen Wehrgänge des Schlosses und gönnte sich einen seltenen Augenblick der Ruhe, um über all das nachzudenken, was sie erfahren hatte. Insekten summten schläfrig und sangen den Sommer fort.
    Sie wollte gerade wieder hineingehen, als eine Bewegung in der Tiefe ihre Aufmerksamkeit erregte. Eine kleine Seitentür des Schlosses öffnete sich, und eine Gestalt in einem unscheinbaren braunen Umhang und mit hochgeschlagener Kapuze stolperte nach draußen – der schlanken Gestalt nach zu urteilen, eine Frau. Die Frau schaute über die Schulter, so als wollte sie denjenigen anblicken, der sie gestoßen hatte, aber die Tür schlug zu. Sie stolperte weiter vorwärts. Dann schaute sie in die Höhe, als würde sie die beobachtenden Blicke spüren, und die Kapuze fiel zurück. Selbst in dem schlechten Licht konnte Lirith das blasse Oval ihres Gesichts erkennen, das von dunklen Locken umrahmt wurde.
    Unten blickte sich Cirynn nach allen Seiten um, aber Lirith trat in einen Schatten. Schließlich senkte die Frau, die die Rolle der Jungfrau gespielt hatte, den Blick. Sie stolperte den Pfad entlang, der vom Schloss fortführte, ging nach rechts und dann wieder nach links, als wusste sie nicht, wo sie hingehen wollte.
    Lirith konnte nicht sagen, woher sie es wusste, vielleicht war es einfach nur Erfahrung, aber sie erkannte ganz genau, wo Cirynn hinwollte, selbst wenn die intrigante junge Frau es selbst noch nicht wusste. Sie seufzte. Gerade Lirith wusste, was für ein brutaler und abhärtender Ort ein Freudenhaus sein konnte.
    Sia, pass auf sie auf, betete sie stumm, dann drehte sie sich um und ging zurück ins Schloss.
    Am

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