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Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter

Titel: Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Arme an den Seiten und hatte einen Fuß nach vorn gesetzt. Er schaute mit blinden, heiteren Augen, ein wissendes Lächeln auf den Lippen.
    »Melia?«, stieß Lirith hervor.
    Die kleine Frau stolperte und riss die Augen auf. Lirith stürzte vorwärts und fing Melia auf, bevor sie fallen konnte. Die Lady fühlte sich so leicht wie ein Vogel an.
    »Schwester?«, flüsterte sie, und ihre Stimme klang winzig und verloren. »Schwester, bist du das? Ich glaube nicht, dass ich das ertragen kann. Ich weiß, dass er es war, der die Flüsse mit dem Blut unseres Volkes rot gefärbt hat. Ich würde eher sterben, als so ein Ungeheuer zu heiraten.«
    Einen schrecklichen Augenblick lang war Melias Gesicht eine Maske der Verwirrung, waren ihre bernsteinfarbenen Augen vor Furcht weit aufgerissen. Dann versteifte sich ihr Körper. Sanft, aber nachdrücklich befreite sie sich aus Liriths Armen.
    »Lirith«, sagte sie mit strenger Miene. »Was hat das zu bedeuten?«
    Die Hexe kämpfte darum, nicht zurückzuzucken. »Ihr habt getanzt, Melia. Ihr seid beinahe gefallen. Ich … ich habe Euch aufgefangen.«
    Melia runzelte die Stirn. »Getanzt? Ich habe seit zweitausend Jahren nicht mehr getanzt. Nicht seit …«
    Sie verstummte, als sie Liriths Blick zu ihren nackten Füßen und den goldenen Ringen an ihren Zehen folgte.
    Melias Wut verschwand. Sie warf einen Blick über die Schulter auf den Altar. »Ich wollte hier mit meinem Bruder sprechen. Mandu war immer der Einfühlsamste der Nindari – und ich habe so seltsame Nachrichten aus dem Süden gehört. Ich wollte wissen, was er davon hält. Aber ich muss mich einen Augenblick lang in der Vergangenheit verloren haben.« Ihr Blick wurde wieder durchdringend. »Aber jetzt geht es mir wieder gut, Lady Lirith. Wollt Ihr etwas von mir?«
    Melias formelle Art ließ Lirith innerlich zusammenzucken. Aber daran war sie selbst schuld; sie hatte sich dazu entschieden, die Lady bei ihrer Ankunft auf Ar-Tolor so kühl zu begrüßen. Jetzt bereute sie es. Welchen Anlass hatte sie denn gehabt, Melia so misstrauisch zu begegnen?
    Du kennst den Grund doch ganz genau! Sie und Falken sind Handlanger des Runenbrechers, oder etwa nicht?
    Lirith verdrängte den Gedanken aus ihrem Kopf, im Augenblick gab es eine dringlichere Frage, die beantwortet werden musste. Bevor sie jeglichen Mut verlor, erzählte sie mit knappen Worten von dem Knäuel, das sie zwei Mal inmitten der Weltenkraft erblickt hatte.
    Als Lirith geendet hatte, verschränkte Melia die Arme und ging vor dem Altar auf und ab. »Ob das möglicherweise mit den Gerüchten zu tun hat, die wir gehört haben?«, murmelte sie, allerdings konnte Lirith den Eindruck nicht abschütteln, dass sie mit der Mandu-Statue sprach und nicht mit ihr.
    Sie antwortete trotzdem. »Welche Gerüchte meint Ihr?«
    Melia schaute auf, als hätte sie bereits vergessen, dass Lirith dort stand. »Ich weiß nicht, ob ich sie in Worte fassen kann. Eigentlich sind es keine Gerüchte, wie Ihr sie kennt.« Sie warf dem Altar über die Schulter einen liebevollen Blick zu. »Worte sind begrenzte Dinge. Doch das meiste, das ich gehört habe, betrifft im Kern dieselbe Sache. In letzter Zeit haben einige der Neuen Götter von Tarras eine Veränderung gespürt.«
    »Eine Veränderung?«
    Melia seufzte. »Wie kann ich das besser erklären? Es ist, als … Ihr sitzt am Mittag in einem wunderschönen Garten und döst in der Wärme, als sich plötzlich eine Wolke vor die Sonne schiebt. Im Garten hat sich nichts verändert, alles ist so, wie es noch einen Augenblick zuvor war, und doch hat sich das ganze Wesen dieses Ortes verändert.«
    Lirith glaubte zu verstehen. »Ihr meint also, die Stadt Tarras ist wie dieser Garten?«
    Melia nickte. »Viele der Neuen Götter sind beunruhigt, obwohl keiner von ihnen dafür einen vernünftigen Grund angeben kann.«
    Die Worte überraschten Lirith. Sie hätte es nicht für möglich gehalten, dass ein Gott Angst verspürte. Aber waren die Götter nicht einfach Spiegelbilder der Menschen, die sie anbeteten? Viel mächtiger und schöner und erhabener – trotzdem aber Spiegelbilder? Und Menschen fürchteten nun einmal Dinge, die sie nicht benennen konnten.
    Lirith deutete mit dem Kopf auf die Figur auf dem Altar. »Was denkt er? Ist sein Schatten im Garten das Gleiche wie das Knäuel, das ich in der Weltenkraft gesehen habe?«
    Melia seufzte. »Ich fürchte, Mandu spricht nicht mehr viel. Mit jedem Kreislauf, den er vollendet, wird er perfekter – und

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