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Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter

Titel: Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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verschwand der düstere Nachtklub. Stattdessen saßen sie und Glinda auf einem flachen, moosbedeckten Stein inmitten einer nebelverhangenen Waldlichtung. Die Strahlen des Mondlichts stahlen sich wie Geister zwischen silbernen Bäumen einher. Das einzige Geräusch war das Glockenspiel des Wassers, das über polierte Steine floss. Überall um sie herum trieben, wie Fetzen von Spinnfäden, winzige Wesen mit hässlichen Gesichtern und Schmetterlingsflügeln durch die Luft.
    Deirdre zog sich von Glindas Kuss zurück.
    »Wo …?«
    Doch in diesem Augenblick verschwand der Wald und wurde wieder von dem Nachtklub und dem pochenden Pulsschlag elektronischer Musik ersetzt.
    Glinda rollte sich auf der Couch zusammen und zog ihre langen Gliedmaßen einwärts, bis sie klein wie ein Kind war. Deirdre wollte nach ihr greifen, doch eine gedrungene Hand auf ihrem Arm hielt sie auf.
    »Sie kommen«, sagte Arion. »Du musst gehen.«
    Sie schüttelte den Kopf, hatte jetzt keine Worte mehr.
    Der Türsteher zog an ihrem Arm. »Verdammt noch mal, komm schon. Wenn sie dich hier finden, vergießen sie dein Blut. Sie haben keine Liebe für solche wie dich in ihren Herzen – falls sie überhaupt Herzen haben.«
    Deirdre stolperte auf die Füße. Der Türsteher zog sie in den hinteren Teil des Nachtklubs. Deirdre warf einen Blick über ihre Schulter zurück, doch das Sofa war leer, abgesehen von einem Zweig mit zwei silbergrünen Blättern, der auf einem Kissen lag.
    Arion zerrte erneut, und sie stolperte durch eine Öffnung. Als die Tür geschlossen wurde, ließ die pulsierende Musik nach. Ein Nachtgeräusch Londons nach dem anderen trieb an ihre Ohren: Gelächter, Schritte, das ferne Jaulen von Sirenen. Sie stand unter dem flackernden orangenen Dunst einer einsamen Straßenlampe am Rand einer leeren Gasse. Schließlich drehte sie sich um und war nur leicht überrascht, hinter sich eine kahle Ziegelsteinwand zu sehen.

24
    Dr. Rohan Chandra, der im Denver Memorial Hospital das vierte Jahr seiner Facharztausbildung für Neurologie absolvierte und mit vierunddreißig Jahren bereits fünf wissenschaftliche Aufsätze über die Ursachen, Folgen und die Heilung von langzeitlichen komatösen Zuständen verfasst hatte, hatte etwas vergessen.
    Er stand vor seinem offenen Spind im Aufenthaltsraum der Fachärzte, den Mantel zur Hälfte über seine schlanke, wohlproportionierte Gestalt gezogen und völlig in seine Gedanken versunken. Seine Mitarbeiter im Krankenhaus fanden ihn mehrmals am Tag in ähnlichen Posen vor: ob er nun Stift und Tabelle vergessen in seinen Händen hielt oder das Kantinenessen zwischen Teller und Mund auf der Gabel balancierte, während in seine braunen Augen ein gedankenverlorener Ausdruck trat, seine Lippen nachdenklich geschürzt waren und sein Körper so reglos und ausdrucksstark wie eine vielarmige Krischna-Statue wirkte.
    Devi, seine Frau, hatte sich schon lange mit dieser Angewohnheit abgefunden. Ihre Ehe war mit Mühe und Sorgfalt von ihren in Indien lebenden Eltern in die Wege geleitet worden, obwohl Rohan und Devi in den Vereinigten Staaten die Universität besuchten. Da ihre Verbindung arrangiert worden war, hatten sie daran arbeiten müssen, die Liebe zu entdecken, und als sie sie fanden – sie war wie eine gelbe Blume, die sich zwischen ihnen entfaltet hatte, ohne dass sie es bemerkt hatten –, war sie viel geheimnisvoller, mächtiger und süßer als gedacht gewesen.
    Devi war Elektroingenieurin in einer Firma, die Computerchips herstellte – allerdings war sie in den letzten Monaten zu Hause geblieben, um sich um ihren vor kurzem geborenen Sohn Mahesh zu kümmern –, darum betrachtete sie alles als Schaltkreise und Transistoren.
    »Du arbeitest im Multitaskbetrieb«, hatte sie ihm eines Tages gesagt. Sie hatte ihn gerade im Badezimmer vorgefunden, wie er nur mit seinen Boxershorts bekleidet ins Leere starrte, während die Zahnbürste aus seinem Mund ragte und die Zahnpasta langsam vor sich hin schäumte und ihm das Kinn hinunterlief. Nachdem er wieder zu sich gekommen war – sie war klug genug, ihn niemals zu stören, bis er von selbst erwachte –, hatte er wie wild eine Idee niedergeschrieben, die zu einem im Journal of the American Medical Association veröffentlichten Aufsatz geführt hatte.
    Sie hatte genickt. »Das macht Sinn. Du stellst weniger Prozessortaktgeber-Zyklen für unwichtige Tätigkeiten wie das Zähneputzen zur Verfügung, um mehr Energie für die Ausführung wichtigerer, intensiverer

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