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Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter

Titel: Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Aktenmappe und legte sie beiseite. Plötzlich schmeckte der Champagner in ihrem Mund sauer. Sie stellte die Flasche auf den Nachttisch, wühlte in den Taschen ihrer Jeans herum und zog einen runden, silbernen und schweren Gegenstand heraus.
    Rette mich. Das hatte auch diese Glinda gesagt, als sie in der Absinthbar in Soho Deirdre die Münze in die Hand gedrückt hatte. Doch ihr Appell war genauso geheimnisvoll wie der Dr. Becketts. Wovor sollte sie sie retten?
    Deirdre drehte die Münze in ihren Händen. In dem Licht konnte sie die Symbole ausmachen. Auf der einen Seite sah sie ein Paar Schuhe mit kleinen Schleifen darauf. Auf der anderen standen die Buchstaben SD. Sie kannte ihre Bedeutung nicht.
    Aber vielleicht kannte jemand anders sie.
    Es wurde allmählich spät; sie wusste, sie sollte zu Bett gehen. Andererseits konnte sie während des Flugs nach Denver neun Stunden lang schlafen. Und irgendetwas sagte ihr, dass die Zeit für Glinda knapp wurde.
    Deirdre stand auf und wünschte sich, als sich alles um sie drehte, nicht so viel Champagner getrunken zu haben. Sie blinzelte, um besser sehen zu können, zog die Stiefel an und griff nach ihrer Jacke. An der Tür zögerte sie, warf einen letzten Blick in ihre teure Suite zurück. Irgendetwas verriet ihr, dass sie den Gegenwert des Geldes der Sucher nicht dafür bekommen würde.
    Sie versuchte es beim Portier und dem Concierge, aber keiner von ihnen hatte so etwas Ähnliches wie diese Münze je gesehen. Ihre beste Chance, etwas zu erfahren, hatte sie wohl im Sign of the Green Fairy. Sie nahm einen Seiteneingang auf eine schmale Straße. Draußen stand ein Mann vom Instandhaltungspersonal des Hotels und rauchte eine Zigarette. Er war jung – spindeldürr, bleich und mit krummen Schultern, aber irgendwie trotzdem ganz ansehnlich. Sein Haar war weiß gebleicht, und Tätowierungen von Drachen schlängelten sich seine Arme hinauf und verschwanden unter aufgerollten weißen Hemdsärmeln.
    »Hi, amerikanisches Mädchen«, sagte der junge Mann. »Hübsche Jacke.«
    »Danke.« Deirdre wollte an ihm vorbeigehen, doch ein inneres Gefühl ließ sie sich umdrehen. Irgendwie erinnerte er sie an Glinda, gleichzeitig knallhart und viel zu zerbrechlich für diese Welt. Sie zeigte ihm die Münze.
    Seine Lippen verzogen sich zu einem Schnauben. »Nein danke, verdammt noch mal, Mädchen. Das ist wirklich nicht meine Szene.« Zu spät schien er seine Worte zu überdenken. »Aber, hey, wenn das für dich in Ordnung ist, dann … na ja, dann ist es das eben.«
    »Was ist für mich in Ordnung?«, fragte sie und sah ihm in die trüben Augen.
    »Du weißt es nicht? Scheiße! Ich dachte, du wolltest mich anmachen.« Er nahm einen langen Zug an seiner Zigarette. »Das ist so ‘ne Art Gutschein. Damit bekommst du drüben im SD einen Drink kostenlos.«
    »Im SD?«
    »Surrender Dorothy. Drüben in Brixton. Ich wollte sagen, du siehst wirklich nicht aus, als würdest du zu dieser Szene gehören. Du hast keinen Glitzer auf dir.« Er warf die Zigarette in den Rinnstein und seufzte. »Mist, ich hab’ keine Kippen mehr. Willst du mitkommen und mir ‘ne Packung kaufen? Ich weiß ein Zimmer im Hotel, in dem wir’s machen können. Ich bin gepierct, wenn du darauf stehst.«
    Deirdre grinste. Sie zog eine Packung Zigaretten aus ihrer Jackentasche und warf sie ihm zu. »Tut mir Leid. Du musst schon damit auskommen.«
    Er fing die Zigaretten mit unsicheren Händen, und sie ging davon. Als sie über die Schulter zurückschaute, hatte er sich gegen die Wand gelehnt und rauchte wieder.
    Sie nahm ein Taxi nach Brixton. Deirdre bezahlte den Fahrer und stieg aus, ließ den Türgriff gerade noch rechtzeitig los, um zu verhindern, dass ihr der Arm abgerissen wurde, als der Wagen davonraste.
    Die Straße war verlassen, aber ferne Schreie wurden von verrußten Fassaden zurückgeworfen, und hier und da kauerten Schatten in den Alkoven von Hauseingängen, und die kirschroten Spitzen von Zigaretten schwebten vor ihnen wie Glühwürmchen. Deirdre musterte die düsteren Fassaden der Läden und sah zuerst nichts. Erst als sie zum dritten oder vierten Mal daran vorbeiging, sah sie ein kleines, smaragdgrünes Neonschild, von dem sie überzeugt war, dass es sich vor einem Augenblick noch nicht dort befunden hatte. Es bildete zwei Buchstaben: SD. Darunter umrissen rote Neonröhren ein Paar Schuhe. Deirdre ging zu dem Schild. Darunter befand sich eine schmale, unbeschriftete Tür. Sie öffnete sie und schlüpfte

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