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Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter

Titel: Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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sie trugen ihn aus der Tür. Tanner und Durge folgten ihnen, sie hatten Sareth in die Mitte genommen. Als sie fort waren, begrub Lirith ihr Gesicht an Travis’ Brust, und er hielt sie so fest, wie er konnte, während sie weinte.

20
    Hundert eiskalte Hände zogen Grace in finstere, endlose Tiefen. Du ertrinkst, Grace, sagte die nüchterne Ärztinnenstimme in ihrem Bewusstsein. Du musst schwimmen. Jetzt.
    Jede Bewegung fiel schwer; die Kälte lähmte sie. Aber in so kaltem Wasser konnte Hypothermie fast sofort einsetzen. Das Meer um sie herum war aufgewühlt, ein stöhnender Laut ließ ihren Körper vibrieren. Die Strömungen wirbelten sie herum, so dass sie nicht wusste, wo oben war. Ihre Lungen fingen bereits an zu brennen.
    Etwas Warmes umklammerte ihr Handgelenk. Das Salzwasser brannte in ihren Augen, aber sie konnte eine undeutliche Gestalt ausmachen, die sich vor waberndem grauen Licht abzeichnete. Beltan. Das Licht musste von der Oberfläche kommen, und die Beine des Ritters traten hart zu. Er versuchte mit ihr nach oben zu schwimmen, während das sinkende Schiff sie beide in die Tiefe zerrte.
    Hilf ihm. Wenn du Beltan nicht schwimmen hilfst, wird das Schiff euch beide mit sich in die Tiefe nehmen.
    Ihr Fleisch war wie Lehm, aber sie zwang ihre Beine zur Bewegung. Hinter ihr (unter ihr?) spürte sie einen riesigen Schatten. Es war die Schicksalsläufer. Hatte jeder von dem Schiff entkommen können?
    Sie griff mit der Gabe zu, und das Meer verwandelte sich in einen Sternenhimmel voller Lichtpunkte. Die meisten waren Fische, aber sie sah auch mehrere hellere Funken. Manche flackerten, sanken mit der dunklen Schiffsmasse in die Tiefe. Aber nicht alle. Sie konnte andere im Wasser fühlen, nicht weit von ihnen entfernt. Wem gehörten die Lebensfunken?
    Der Schmerz in ihren Lungen wurde drängender und zerriss ihre Verbindung mit der Weltenkraft. Aber die Gabe hatte dafür gesorgt, dass etwas von der Lebenskraft in sie hineinfloss, sie wärmte, so wie sie es vor einem Jahr im eisigen Garten von Schloss Calavere getan hatte, als Lady Kyrene ihr das erste Mal gezeigt hatte, was es bedeutete, eine Hexe zu sein.
    Durch seinen Griff musste auch Beltan etwas von der Energie abbekommen haben. Beide traten härter, und das Licht über ihnen wurde heller. Nadeln stachen in Graces Lungen. Der Instinkt, Luft zu holen, schrie sie an wie ein wütendes Kind, aber sie kämpfte dagegen an. Sie waren fast da.
    So konzentriert, wie Grace auf das Licht war, sah sie es zu spät, um reagieren zu können. Ein zerfetztes Stück Holz von der Größe eines Autos wirbelte von einem wilden Strudel angetrieben auf sie zu. Es war ein Stück vom Schiffsrumpf. Beltan versuchte ihm mit einer Verrenkung auszuweichen, aber das Wasser verlangsamte seine Bewegungen. Als das Wrackteil sie traf, fühlte Grace den widerwärtigen, knirschenden Laut mehr, als dass sie ihn hörte.
    Sie keuchte vor Schmerz auf, und Wasser strömte in ihren Mund und erstickte sie. Beltan wurde von ihr losgerissen, und dann drehte sie sich, völlig außer Kontrolle geraten. Licht und Finsternis blitzten in Schwindel erregendem Wandel an ihr vorbei. Bei einer Drehung glaubte sie zwei undeutliche Umrisse zu sehen, die nach unten sanken. Einer war groß und gezackt – das Stück des Rumpfs –, und der andere war kleiner, mit schlaffen Armen und Beinen. War es Beltan? Oder jemand anders?
    Sie sank wieder in die Tiefe, und diesmal konnte sie nicht widerstehen. Ihre Gliedmaßen wollten nicht länger gehorchen, und sie fühlte, wie ihr Bewusstsein sich wie eine Kamerablende nach innen zusammenzog.
    Im nächsten Augenblick würde es in der Dunkelheit versinken.
    Die Dunkelheit verschwand, wurde von glänzendem Licht ersetzt. Das Licht war anders als das wabernde graue Tageslicht zuvor. Es war strahlend, hüllte sie ein wie eine glühende Sphäre. Ihr war, als hörte sie leise, glockenähnliche Musik.
    Du halluzinierst, Frau Doktor, das ist alles. Es ist das Gleiche, was Patienten in der Notaufnahme sehen, wenn ihre Herzen stehen bleiben, kurz bevor du sie mit einem Stromstoß zurück ins Leben holst. Aber hier ist keiner, der den Defribilator bedienen wird.
    Die Visionen würden nur wenige Augenblicke lang andauern; sie waren einfach ein Teil des Sterbeprozesses. Aber das Licht wurde heller, und es hatte den Anschein, als wäre ein Gesicht darin und würde sie mit großen, schrägstehenden Augen anblicken.
    Wer bist du?, wollte sie sagen. Vielleicht tat sie es auch. Wie als

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