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Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter

Titel: Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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den Körper und stolperte den Strand entlang. Steine und Muschelsplitter bohrten sich in ihre nackten Füße; sie musste ihre Stiefel im Ozean verloren haben. Das Gehen lockerte die Beinmuskeln, und sie beschleunigte nach und nach ihre Schritte. Nach wenigen Augenblicken erreichte sie das Treibgut – es war ein Teil des Schiffshecks.
    Falken saß auf dem Boden und lehnte daran.
    Sie kniete neben ihm nieder. Das Haar des Barden klebte an seinem Gesicht, Seetang war einer zeremoniellen Schärpe gleich über seine Schulter drapiert. Grace berührte seinen Hals und tastete nach dem Puls. Da war er, stark und langsam. Sie strich ihm das Haar aus dem Gesicht, und seine Augen öffneten sich.
    »Grace …?«, krächzte er, aber weiter kam er nicht. Er krümmte sich zusammen und hustete Wasser aus.
    Grace hielt seine Schultern. Als er fertig war, half sie ihm, sich wieder aufzurichten.
    »Ich dachte, ich wäre ertrunken«, sagte er; seine Stimme war heiser, hatte aber an Kraft gewonnen. »Nicht der erste Fehler, den ich gemacht habe.«
    Sie pflückte den Seetang von ihm. »Kannst du ertrinken, Falken?«
    »Ich bin unsterblich, Grace, nicht unverwundbar. Ich altere nicht, und ich bin seit sieben Jahrhunderten nicht krank geworden. Aber alles andere, das einen Mann töten kann, kann auch mich töten.«
    Sie dachte darüber nach. Falken war in Malachor geboren worden, und er glaubte, dass es sein Fehler gewesen war, der dem Königreich den Untergang gebracht hatte. Sie wusste, dass dieses Wissen ihn quälte. Und doch hatte er seit mehr als siebenhundert Jahren ausgehalten, obwohl er sein Leiden mit dem schnellen Schnitt einer Klinge oder einem Sprung von einer Klippe hätte beenden können. Hätte sie so lange überlebt, wenn sie das geglaubt hätte, was er glaubte?
    Aber er hatte die ganzen Jahre eine Hoffnung, Grace. Das hat ihn weitermachen lassen. Malachor fiel. Aber einer der königlichen Erben überlebte – dein zwanzigfacher oder so Großvater. Falken hat es zu seinem Lebensinhalt gemacht, die Linie des Thronfolgers zu erhalten, bis das Königreich wiedergeboren werden konnte.
    Und jetzt glaubte er, dass die Zeit gekommen war. War nicht das der Grund, warum er nach Toringarth reisen wollte, um die Splitter von Fellring zu finden? Er wollte sie zu einer Königin machen, und zwar zu einer Königin mit realer Macht.
    »Kannst du stehen?«, fragte sie.
    »Ich glaube schon, wenn du so nett wärst, mir aufzuhelfen.« Er streckte die rechte Hand aus.
    Grace starrte sie an wie erstarrt. Falken sah sie verblüfft an, dann folgte er ihrem Blick auf die Hand. In seine verblichenen blauen Augen stahl sich ein Ausdruck von Niedergeschlagenheit.
    Falken hatte seit ihrer ersten Begegnung stets einen schwarzen Handschuh an der rechten Hand getragen. Sie hatte ihn niemals ohne gesehen, und sicherlich hatte man ihm auch deshalb den Namen Falken Schwarzhand verliehen. Aber jetzt war der Handschuh weg. Die Strömungen des Ozeans mussten ihn mitgerissen haben, so wie Graces Stiefel, und die rechte Hand des Barden war unbedeckt.
    Grace biss die Zähne zusammen, um ein Aufstöhnen zu unterdrücken. Falkens Hand bestand aus Silber.
    Er ballte die Hand zur Faust, und sie staunte über die fließende Weise, auf die sie sich bewegte. Die Hand bestand nicht aus mehreren Teilen, so wie bei einem Roboterskelett. Stattdessen war sie glatt, das perfekte Spiegelbild seiner linken Hand, bis hin zu den sich schlängelnden Linien der Adern auf dem Handrücken. Aber Grace war fest davon überzeugt, dass die Hand vollständig aus solidem Metall bestand. Sie musterte sie und dachte nach.
    »Sie wäre warm, wenn du sie berührst.« Der Wind übertönte seine Worte fast. »War es nicht das, was du dich gefragt hast?«
    »Ja.« Sie kniete wieder neben ihm nieder. »Darf ich …?«
    Er streckte die silbernen Finger, hielt ihr die Hand hin. Sie fühlte sich warm auf ihrer Haut an, wie er gesagt hatte, war bei der Berührung aber so hart und unnachgiebig wie gewöhnliches Silber. Wie konnte er sie nur bewegen? Sie versuchte herauszufinden, wie sie mit dem Handgelenk verbunden war, aber dort, wo das Fleisch endete und das Metall begann, gab es nur eine scharfe Trennungslinie. Es sah völlig verheilt aus.
    »Wie …?«
    Der Barde schüttelte den Kopf. »Es ist eine lange Geschichte, und eine Geschichte, für die uns die Zeit fehlt. Es reicht, wenn ich sage, dass der Nekromant Dakarreth es für angebracht hielt, meine Hand als Strafe für die schlimme Tat, die

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