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Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter

Titel: Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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über die Schulter, dann stapften sie los. Vani führte die Gruppe an, und Grace und Falken stützten einander um der Wärme willen, während Beltan die Nachhut bildete.
    Es war ein Pfad, aber ein kein besonders guter. Grace vermochte nicht zu sagen, ob ihn Menschen aus dem Stein geschlagen oder ihn die Hufe von Tieren in die Klippe getreten hatten. Er bot gerade genügend Platz, dass sie einzeln nacheinander gehen konnten, und der Stein war glitschig vom Wasser und trügerisch. Scheinbar eine Ewigkeit kämpften sie sich die Klippe hinauf. Grace benutzte abgestorbene Grasbüschel als Haltegriffe, um sich voranzuziehen. Ihre nackten Füße bluteten bald, aber sie waren von der Kälte so taub, dass sie keinen Schmerz spürte. Der Wind heulte, die See brüllte zur Antwort, und die Wolken am Himmel drehten sich im Kreis.
    »Ist das in Embarr immer so?«, rief sie, an niemand Bestimmten gerichtet.
    »Nur an den schönen Tagen«, rief Beltan zurück.
    Sie kletterten weiter, die steile Klippe entlang, immer vor und zurück. Dann, gerade als Grace zu dem Schluss kam, lieber in die Tiefe stürzen zu wollen als noch einen Schritt weiterklettern zu müssen, und der Himmel die Farbe von Kohle annahm, erreichten sie das obere Ende der Klippe.
    Und es gab gerade noch genug Licht, um die Burg zu erkennen, die sich vor ihnen erhob.

22
    Der Lord hieß Elwarrd, und er war der siebte Graf von Meerwacht, einem Lehen im nördlichen Embarr, das, wie Grace vermutete, von dieser Burg aus beherrscht wurde.
    Der Regen war schließlich aus den Wolken ausgebrochen und prasselte auf sie herab, während sie sich von der Klippe über Heideland einen Weg zur Burg suchten. Oder zum Bergfried, denn eigentlich bestand die Burg nur aus einem einzelnen rechteckigen Turm, den man auf einem Motte – einem von Menschenhand aufgeschütteten Erdhügel – errichtet hatte und der von einer niedrigen Palisade aus Erdreich umgeben wurde. Der Hof am Fuß der Motte wurde von Holz statt von Stein umgeben, und er beinhaltete keine Wachen, sondern Ställe, unter deren Dächern Schafe blökten und Kühe muhten und sich aneinander drängten, um sich zu wärmen.
    Sie fanden niemanden auf dem Hof vor – er war kaum gut genug für die Tiere, geschweige denn für Menschen –, aber hinter einigen der aus geöltem Pergament bestehenden Fenster der Burg brannte Licht. Sie stiegen Stufen hinauf, deren Kanten von der Zeit und vom Wind abgerundet worden waren, und Falken klopfte an das große, eisenbeschlagene Tor der Burg, und seine Silberhand verursachte ein tiefes, nachhallendes Pochen.
    Der Kämmerer der Burg öffnete; Falken verbarg die rechte Hand unter dem Umhang und verneigte sich tief. Sobald der Barde seine formelle Bitte um Gastfreundschaft vorgetragen hatte, winkte der Kämmerer sie hinein, schloss das schwere Tor und sperrte den Sturm aus. Der Kämmerer war ein junger Mann, kaum älter als Aryn, aber er ging so gebückt, dass Grace an eine Rückgratverkrümmung denken musste, vermutlich das Resultat von kindlicher Unterernährung. Sein Gesicht war unscheinbar, aber freundlich, und als er ihnen ein Zeichen gab, ihm zu folgen, schlossen sie sich ihm an.
    Es überraschte Grace, dass er ihnen keine Fragen stellte – wer sie waren, wo sie herkamen. Nach dem zu urteilen, was sie gesehen hatte, war die Landschaft um die Burg herum düster und leer; sie bezweifelte, dass es hier viele Besucher gab. Andererseits hatte sie gelernt, dass die Gesetze der Gastfreundschaft in den Domänen wichtig, wenn nicht sogar heilig waren. Wenn auf die angebrachte Weise darum gebeten wurde, durfte einem Fremden die Unterkunft nicht verweigert werden. Allerdings musste man dafür auch von dem Hausherrn die Erlaubnis zur Abreise erbitten und erhalten. Was Grace an einen alten Rock’n’Roll-Song erinnerte, etwas über ein Hotel, in das man zu jeder gewünschten Zeit einchecken konnte, das man aber nie wieder verlassen durfte. Sie erschauderte, aber nur, weil der Regen sie bis auf die Haut durchnässt hatte.
    Obwohl der Bergfried uralt war, war er dennoch gut erhalten. An den Wänden hingen Wandteppiche, die den gröbsten Zug abhielten, und Öllampen erhellten die Korridore ohne zu viel Qualm. Was Burgen betraf, roch sie besser als die meisten. Grace wusste, dass Durge ein Graf war, aber sein Zuhause bestand aus einem einfachen Herrenhaus und nicht aus einer solchen Burg. Möglicherweise stand Elwarrd hoch in König Sorrins Gunst.
    Jemand musste die Nachricht von ihrer Ankunft

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