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Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter

Titel: Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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verbreitet haben, denn der Graf wartete bereits auf sie, als sie seinen Saal betraten, der sich in der zweiten Etage des Bergfrieds befand. Er hatte große Ähnlichkeit mit dem Großen Saal von Calavere, war aber nicht mal ein Viertel so groß; rußbeschmutzte Pfeiler stützen eine hohe Decke und eine Galerie. Das eine Ende des Saals war durch einen Vorhang abgetrennt, und Grace wusste, dass dahinter das Schlafgemach beziehungsweise der persönliche Raum des Grafen lag. Zu ihrem Entzücken und ihrer Erleichterung brannte in einem Kamin, der groß genug war, dass sie sich hätte hineinstellen können, ein Feuer, und der Saal war wohlig warm und rauchig.
    Falken stellte sie als vier Reisende auf der Suche nach einer Unterkunft vor, was Grace überraschte. Aber der Graf fragte nicht nach ihren Namen und stellte stattdessen sich und seinen Kämmerer vor, der Leweth hieß. Es folgten viele Verbeugungen und Hofknickse, und Grace konnte nur hoffen, dass sie im richtigen Augenblick die richtigen Bewegungen machte.
    Elwarrd war Graces Schätzung nach vierzig Jahre alt, aber er war noch immer sehr athletisch und sah ausgesprochen gut aus. Er war nicht sehr groß, selbst für diese Welt – sein Scheitel reichte gerade mal bis an Graces Nase – aber er war wohlproportioniert. Seine Augen waren meergrün, seine Nase scharf geschnitten, der Schwung seines Mundes verriet Stärke, keine Grausamkeit. Sein braunes Haar und der Bart waren beide kurz geschnitten und lockig und mit Grau durchsetzt. Grace ertappte sich dabei, dass sie von ihm fasziniert war, und als es ihr endlich gelang, den Blick von ihm zu wenden, sah sie, dass Beltan ihn mit den Augen verschlang. Vani wiederum starrte den Ritter mit Verachtung im Blick an.
    Wäre es Grace nicht so kalt gewesen, hätte sie vielleicht gelacht. Vani war eifersüchtig auf Beltans Liebe zu Travis. Aber es war auch offensichtlich, dass es die Meuchelmörderin empörte, dass Beltan einen anderen Mann verlangend ansah. Dann bemerkte Grace, wie Elwarrds Blick an ihrem Körper entlangwanderte, und ihr wurde klar, dass es sehr unwahrscheinlich war, dass Beltan die Gelegenheit erhielt, Travis in dieser Burg zu betrügen. Hitze wallte in ihr auf, und sie wurde nicht allein von dem Feuer verursacht. Sie richtete ihren Umhang und tat ihr Bestes, das nasse Kleid zu verbergen, das zweifellos mehr enthüllte, als ihr recht war. Und die Kälte war dabei auch nicht hilfreich.
    »Ihr müsst euch ans Feuer setzen«, sagte Elwarrd, »während Leweth sich um eure Gemächer kümmert und für euch trockene Kleider findet.« Seine Stimme passte perfekt zu ihm; sie war wie der Klang einer Glocke, tief und klar.
    Grace war dankbar für den Stuhl, den der Kämmerer energisch unter sie schob; sie war sich nicht sicher, ob ihre Beine sie noch lange getragen hätten. Sie setzten sich so nahe an das Feuer, wie sie wagten, und tranken gewürzten Wein, und bald fing ihre Kleidung an zu dampfen. Trotz aller Geschehnisse des Tages fühlte sich Grace auf eine merkwürdige Weise wach und lebendig.
    Das ist das Adrenalin, Frau Doktor. Allein das hat dich seit dem Strand weitermachen lassen. Und sobald sich dein Körper beruhigt und aufhört, es zu produzieren, wirst du abstürzen. Und zwar hart.
    Sie hörte Falken zu, wie er Elwarrd ihre Geschichte erzählte, und es war interessant, was der Barde geschickt verschwieg. Falken zufolge kamen sie aus den Freien Städten und waren nach Omberfell unterwegs gewesen, wo sie Händler seltener Edelsteine suchen wollten. Sie gehörten alle der Edelsteinschneidergilde an, mit Ausnahme von Beltan, der ihr gemieteter Beschützer war. Aber ihr Schiff war an der Küste zerschellt und hatte sie auf den Strand geworfen.
    Falken teilte dem Grafen Vanis wahren Namen mit. Aber er selbst nannte sich Faldrig, und Beltan nannte er Borveal, und Grace erhielt den Namen Galinya. Grace hielt das für eine vernünftige Idee. In den Domänen würde niemand wissen, wer Vani war. Aber Beltan war der Sohn von König Beldreas, und Grace hatte Anfang des Jahres beim Rat der Könige für einigen Wirbel gesorgt. Ihre Namen waren möglicherweise bekannt, selbst hier im Hinterland von Embarr. Und jedermann in Falengarth kannte Falken Schwarzhand. Es war besser, in Deckung zu bleiben, und wenn Elwarrd ihrer Geschichte irgendwie misstraute, ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken.
    »Mylord«, sagte Grace, als Falken geendet hatte, »haben noch andere Überlebende des Schiffsuntergangs ihren Weg in Eure Burg

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