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Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher

Titel: Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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entgegenzustellen?
    Es krachte, es war ein Laut wie ein Donnerschlag. Er traf Grace, ließ ihren Kopf dröhnen, und kurz fragte sie sich, ob es das gewesen war, ob das Zepter des Fahlen Königs ihren Schädel zerschmettert hatte.
    Neue Rufe ertönten: Schreckensschreie von Männern. Und Ungeheuern.
    Benommen hob Grace den Kopf. Der Fahle König hielt noch immer das Zepter zum Schlag erhoben, aber er schaute jetzt in den Himmel. Grace folgte seinem Beispiel.
    Über der Schattenkluft kochten die Wolken und teilten sich dann, um einen kalten blauen Himmel zu enthüllen. Die Morgendämmerung brach endlich herein – aber etwas daran stimmte nicht. Eine dunkle Linie zog sich von Osten nach Westen über den Himmel, sie erinnerte an einen gezackten Riss. Männer schrien auf. Feydrim bellten und heulten. In den Augen des Fahlen Königs flammte neuer Hass auf.
    Grace wusste nicht, was das zu bedeuten hatte. Sie wusste nur, dass sie genau eine Chance hatte. Durch das erhobene Zepter hatte sich sein stählerner Brustpanzer ein Stück gehoben. Genau unter seinem Rand war eine schmale Delle in seiner Rüstung.
    Es gibt nur eine Operation, die das heilen wird, Frau Doktor, sagte eine leidenschaftslose Stimme in ihrem Kopf. Machen Sie jetzt Ihren Einschnitt.
    Grace zog Fellring und stieß das Schwert mit all ihrer Kraft nach oben. Die Spitze der Klinge fand die Schwachstelle in der Rüstung des Fahlen Königs – und stieß hindurch. Das Schwert leuchtete silbern auf, als es sich tief in seine Brust bohrte. Die Klinge traf auf etwas Hartes, das sie aufhielt – dann spaltete sie es.
    Ein Blitz zuckte auf, Fellring zerbarst in Graces Hand.
    Ein Schrei ertönte, ein Schrei solcher Wut und Pein, dass er das Mark ihrer Knochen hätte erstarren lassen müssen. Aber Grace nahm ihn kaum wahr. Kälte hüllte sie ein und ließ Blut und Verstand einfrieren. Vage war ihr bewusst, dass sie fiel. Mit einem dumpfen Laut traf sie auf dem Boden auf, und sie sah einen Schatten über sich, der von Hörnern gekrönt wurde. Das Eisenzepter raste auf ihren Kopf zu.
    Dann ertönte ein weiterer Donnerschlag, und der Himmel zerbrach.
     

 
    DRITTER TEIL Die Letzte Rune
     

 
    24
    Ein Gurren weckte Travis.
    Es war leise, wie das Gurren von Tauben am Tagesende, aber tiefer, so dass er es in seinen Knochen vibrieren fühlen konnte. Obwohl tonlos, schien der Laut eine Hülle aus Musik um ihn zu weben und seinen eiskalten Körper zu wärmen, Atem in seine leeren Lungen zu hauchen.
    Sanfte Hände berührten seine Beine, seinen Arm, seine Brust. Travis schlug die Augen auf und starrte in seltsame braune Gesichter. Er wollte sich bewegen, aber der Schmerz in seinen Gliedern lähmte ihn. Waren seine Knochen zu Splittern zerschmettert worden, als er auf dem Boden aufgeschlagen war? Der Sturz war ihm wie eine Ewigkeit vorgekommen.
    Finger strichen über seine Stirn. Das Gesicht über ihm nahm Konturen an, und ein seltsames, ziehendes Geräusch erfüllte Travis. Es war, als würde man in einen Spiegel blicken, nur um das Antlitz eines Fremden zurückblicken zu sehen. Und doch war das Gesicht trotz der Unterschiede gar nicht so anders als das seine. Es war ein menschliches Gesicht.
    Der Mann musterte Travis mit braunen Augen, die klein unter einer hervorragenden, dicken Stirn lagen. Ein weiser Ausdruck lag in ihnen. Ein Lederband hielt zottiges Haar aus einer fliehenden Stirn, die Nase war flach und breit, und die Wangenknochen waren so scharf wie die zurechtgehauenen Flächen einer Steinaxt. Die Kiefer wurden von einem wild wuchernden Bart bedeckt; zwar wies er kein nennenswertes Kinn auf, dafür wölbten sich Muskelstränge auf beiden Seiten. Er trug einfache Kleider aus Auerochsenleder, die eine rotorange, mit ockergelben Flecken aufgelockerte Farbe aufwiesen.
    Andere knieten im Kreis um Travis und betrachteten ihn ebenfalls mit sanften braunen Augen: Männer, Frauen und sogar ein paar Halbwüchsige. Sie alle wiesen die hervorstehende Stirn auf, die gleiche flache Nase, den kinnlosen Kiefer. Aber im Gegensatz zu dem Mann, der Travis' Stirn berührte, wies ihre rotorange Lederkleidung kein Ockergelb auf.
    »Wer seid ihr?« Die Worte kamen als Krächzen aus Travis' Mund.
    Der Mann im gelb gefleckten Leder gab eine Reihe von Lauten von sich. Für Travis hörte sich das wie ein Strom tonlosen Johlens und gutturaler Grunzlaute an. Aber in seinem Geist vernahm er Worte; die Magie der halben Silbermünze war bei der Arbeit.
    Wir sind die, die gewartet

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