Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher
zu ihnen beiden. Ihr habt nicht bis zum Fest der Erneuerung gewartet.
Wir hatten keine andere Wahl, erwiderte Teravian. Ich bin König Boreas ' Erbe, aber nach dem, was ich getan habe, wären die Männer mir niemals gefolgt. Und auch wenn sie Aryn für ihre Loyalität zu Boreas liebten, konnten sie ihr nicht nach Norden folgen, es sei denn …
Es sei denn, sie wäre die Königin von Calavan, vollendete Grace den Satz. So bist du nun die Königin, Aryn, wie du es in deiner Vision gesehen hast. Und sie sind dir gefolgt. Die Krieger von Vathris sind dir hierher gefolgt.
»Euer Majestät?«, sagte Paladus.
Grace öffnete die Augen. Die Unterhaltung mit der Weltenkraft hatte nicht mehr als eine Minute gedauert, aber es hatte sie für immer verändert.
Der Kommandant sah sie besorgt an. »Ihr müsst uns Eure Befehle geben.«
Boreas war so stark gewesen, aber er war tot. Es war jetzt an Grace und Aryn und Teravian, die Starken zu sein. Sie schob Furcht und Unsicherheit zur Seite. Als sie sprach, geschah es mit der Autorität einer Königin.
»Ich brauche Euch auf der Mauer, Kommandant Paladus. Behaltet die Bewegungen des Feindes im Auge. Sir Vedarr, ich möchte, dass Ihr Euch um die Vorbereitungen für die Ankunft der Verstärkung kümmert.«
»Und was ist mit mir, Euer Majestät?«, fragte Tarus.
»Tut, was auch immer König Teravian von Euch verlangt.«
Tarus sah aus, als wollte er protestieren, aber Grace legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Sir Tarus, er ist Euer Lehnsherr.«
Der rothaarige Ritter erwiderte ihren Blick. Dann drehte er sich um und verbeugte sich vor Teravian. »Wie kann ich Euch dienen, Euer Majestät?«
Teravian sah ihn nachdenklich an. »Ehrlich gesagt ist dieses König sein neu für mich, Sir Tarus, und ich will wirklich nichts falsch machen. Die Leute halten ohnehin schon wenig genug von mir. Ich könnte Hilfe brauchen, das Heer vernünftig in der Festung unterzubringen, und viele der Ritter werden froh sein, ein bekanntes Gesicht zu sehen.«
Tarus rief nach seinem Pferd, dann ritt er mit Teravian zusammen zurück zum Heer. Grace entging nicht, dass Aryn dem jungen König nachsah, allerdings war der Ausdruck in ihren blauen Augen unleserlich. Samatha war verschwunden, und Paladus, Vedarr und die anderen Männer kümmerten sich um ihre Pflichten, so dass die vier Hexen allein zurückblieben.
Senrael humpelte zu Aryn. »Ihr seid gewachsen, seit ich Euch das letzte Mal gesehen habe, Liebes.«
Aryn lachte. »Ich bin davon überzeugt, ich habe dieselbe Größe wie beim Großen Hexenzirkel, Schwester Senrael.« Aber natürlich hatte die alte Hexe nicht das gemeint.
Lursa zögerte, dann ergriff sie schüchtern Aryns linke Hand. »Es tut gut, Euch wieder zu sehen, Schwester. Und was macht Schwester Lirith? Habt Ihr sie mitgebracht?«
»Ich fürchte, Lirith ist auf Calavere geblieben«, sagte Aryn. »Ich habe sie und Sareth gebeten, während unserer Abwesenheit auf die Domäne aufzupassen. Es gefiel ihnen zwar nicht, zurückgelassen zu werden, aber Teravian und ich brauchten jemanden, dem wir vertrauen können, um in unserer Abwesenheit Lord Farvel beizustehen. Nicht alle Streitkräfte des Feindes sind hier oben im Norden.«
Lursa seufzte. »Es tut mir Leid, dass sie nicht da ist. Unser Zirkel hätte sie gebrauchen können. Sie ist stärker in der Sicht als jeder, den ich kennen gelernt habe.« Die junge Hexe warf Grace einen Blick zu. »Was sollen wir tun, Schwester?«
»Heilt weiterhin die Verwundeten«, sagte Grace. Sie berührte Lursas Arm. »Und Ihr seid stärker in der Sicht, als Ihr glaubt. Wenn Ihr etwas seht …«
»Komme ich sofort zu Euch, Schwester«, erwiderte Lursa, dann gingen sie und Senrael zurück in die Festung. Aryn und Grace waren allein.
Trotz ihres sorgenvollen Blicks lag ein Lächeln auf Aryns Lippen. »Erinnerst du dich noch an den Tag, an dem wir uns auf Calavere das erste Mal begegnet sind? Wir alle haben dich für eine Königin gehalten, aber du hast gesagt, du wärst bloß eine Heilerin. Aber wie sich herausgestellt hat, hatten wir alle Recht. Du bist eine Königin.«
Grace wollte aus Gewohnheit protestieren, dann hielt sie inne. Vielleicht war Malachor ein totes Königreich, aber sie war lebendig, und sie trug König Ulthers Schwert an der Seite. »Ich schätze, da hast du Recht. Komm, lass uns Durge suchen.«
Sie eilten über den Hof und fragten nach dem embarranischen Ritter. Sie stießen auf einen Soldaten, der Durge vor einiger Zeit in Richtung
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