Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher
Augen, ein gequältes Flackern, das seinen Atem stocken ließ.
»Ich verstehe nicht.«
Jace machte einen Schritt nach vorn. »Ich habe Deirdre Falling Hawk auf dem Monitor meiner Wachstation gesehen. Nur einen Augenblick lang, aber das reichte, und ich wusste, dass wenn sie hier ist, Sie in der Nähe sein mussten. Also verließ ich meinen Posten, um nach Ihnen zu suchen.«
Also war Jace die Frau gewesen, die Vani auf dem Monitor gesehen hatte, die in dem Wartungskorridor Wache hielt.
»Sie sind mir gefolgt«, sagte er.
»Ich wollte sehen, was Sie vorhaben. Ich glaubte zu wissen, was es sein würde.«
»Und warum halten Sie mich dann nicht auf?«
Ihre Hand griff nicht wieder nach der Waffe an ihrer Seite. »Weil jemand das hier beenden muss, und ich bin mir ziemlich sicher, dass Sie der Einzige sind, der das kann.«
Es war alles zu viel. Travis musste sich an der Wand abstützen, um nicht zu fallen. Als er das letzte Mal in Denver gewesen war, hatte Jace ihn und Grace an Duratek verraten, und es hatte sie beinahe das Leben gekostet. Was sie da gerade gesagt hatte, ergab keinen Sinn.
Jace schob sich eine Haarlocke hinters Ohr; die Geste ließ sie trotz Uniform und Waffe verletzlich aussehen. »Ich erwarte nicht von Ihnen, dass Sie das verstehen, Travis. Ich bin mir nicht mal sicher, dass ich es selbst tue. Nach Maximilians Tod hat für mich nichts mehr Sinn gemacht. Es war, als wäre die Welt von innen nach außen gekrempelt worden, und alle Regeln und Gesetze, die in dem einen Augenblick noch Sinn machten, taten es im nächsten nicht mehr. Ich habe Sie dafür verantwortlich gemacht, dass Sie diesen Wahnsinn nach Castle City gebracht haben. Und als sie zu mir kamen, boten sie mir eine Möglichkeit, wieder eine Ordnung zu finden. Sie gaben mir neue Regeln, denen ich folgen konnte.«
Travis ballte die Faust. »Duratek.«
Sie schaute zur Seite. »Eine Zeit lang reichte das. Wenn ich ihren Regeln folgte, wenn ich nicht über sie nachdachte, war es beinahe wieder so, als würde die Welt Sinn machen.« Jace richtete den Blick wieder auf ihn. »Aber es war alles eine Lüge. Duratek war nicht daran interessiert, das Gesetz zu befolgen, der Konzern wollte seine eigenen Gesetze machen. Tief im Inneren wusste ich, dass Maximilian böse mit mir gewesen wäre.«
In Travis stieg Mitleid auf. Es war so sehr seine Schuld wie die Schuld von anderen, was mit Max geschehen war, was mit ihr geschehen war. Wegen ihm war der Runenmeister Mindroth nach Castle City gekommen – und Duratek auch. Trotzdem war Jace noch bis vor wenigen Augenblick der Feind gewesen. Das Umdenken fiel ihm nicht leicht.
»Wie viel wissen Sie?«
Ihr Blick glitt an ihm vorbei zu Martys Leiche. »So gut wie nichts, aber es reicht. Ich weiß, dass die Kreaturen, die sie Engel nennen, von einer anderen Welt kommen – die Welt, auf der Sie waren, Travis. Und ich weiß, dass sie Menschen Herzen aus Eisen geben und sie zu Sklaven machen. Aber ich bin mir nicht sicher, zu wessen Sklaven.« Sie verschränkte die Arme. »Vermutlich werde ich es herausfinden, wenn sie mich zu einem machen.«
Travis verwarf sein Misstrauen. Was auch immer sie getan hatte, jetzt wollte sie helfen. Er berührte ihren Arm. »Nein, Jace. Niemals. Sie werden nicht zu einem von ihnen. Dafür sorge ich.«
Sie schaute zu ihm hoch. Tränen funkelten in ihren Augen. »Es gibt nur eine Möglichkeit, das sicherzustellen, Travis.«
Bevor er etwas sagen konnte, zerriss statisches Rauschen die Stille. Das Rauschen ertönte erneut, begleitet von einer vertrauten Stimme. »Travis, kannst du mich hören?«
Er griff in die Tasche und fummelte nach dem Funkgerät, das er völlig vergessen hatte. »Deirdre?«, sagte er und drückte einen Knopf. »Deirdre, bist du das?«
»Wir sind im Kontrollraum.« Ihre Stimme war abgehackt, aber verständlich. »Anders ist ein guter Überredungskünstler, und die drei Produzenten hier haben eingewilligt, uns zu helfen. Draußen weiß keiner, was hier vorgeht. Zumindest noch nicht.«
Er seufzte. »Was ist mit Beltan und Vani?«
»Sie haben sich zurückgezogen und halten sich im Hintergrund.«
»Das ist gut.«
»Ja, aber das hier nicht.« Deirdres Stimme klang drängend. »Die Show fängt gleich an, und wir haben das Videoband eingelegt, aber es gibt ein Problem – wir können das Band nicht auf dem großen Bildschirm auf der Bühne zeigen. Anders und seine Pistole haben einen der Produzenten dazu überreden können, uns den Grund zu verraten. Wie sich
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