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Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher

Titel: Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Stimme, als wäre ihm das Wort fremd. Er war blass; unter seinen Augen zeichneten sich dunkle Ringe ab.
    Grace wollte das nicht tun, aber sie musste es. Sie schloss die Augen und ergriff die Gabe, tastete nach Durges Lebensfaden. Er war so grau wie Asche. Ein Stöhnen entfuhr ihr.
    »Grace?« Das war Aryn, ihre Stimme zitterte. »Grace, was ist hier los?«
    Die Sache, die Grace auf allen Welten am wichtigsten gewesen war, war ihr gerade genommen worden, aber das musste sie zur Seite schieben. Wenn sie überleben wollte, musste sie vergessen, wie sehr sie ihn geliebt hatte.
    »Geh von ihm weg, Aryn.«
    Auf dem Gesicht der jungen Frau zeichnete sich Verwirrung ab. »Was soll das, Grace? Das ist Durge.«
    »Nein, das ist er nicht.« Grace griff in die Tasche und umfasste das Fläschchen Weidenwurzel. Sie würde es ihm unmöglich einflößen können, aber das Gift war stark. Wenn sie ihm einen Schnitt beibringen konnte, es in die Wunde schütten konnte, würde es sein Werk trotzdem verrichten.
    Die junge Hexe starrte Grace an, dann Durge. In der Zeit, in der sie den Ritter gekannt hatten, hatte er nur selten gelächelt. Jetzt tat er es, ein schmales Grinsen, und es war ein schrecklicher Anblick. In diesem Lächeln lag Hass. Tod.
    Aryn schrie auf.
    Durge stieß sie zur Seite, und sie stürzte zu Boden. Mit wenigen schnellen Schritten durchquerte er den Raum und stand vor Grace. Sie suchte in dem vertrauten, zerklüfteten Gesicht nach einer Spur des Mannes, den sie kannte, des Freundes, den sie geliebt hatte.
    Da war nichts, was sie wiedererkannte. Kein Leben, keine Regung. Er roch nach Rauch.
    »Werdet Ihr mich töten?«, fragte Grace leise.
    »Das wird der Meister tun«, sagte er tonlos. »Sie werden dich zu ihm bringen.«
    Ein leiser, gutturaler Laut brachte die Luft zum Schwingen. Grace warf der Eingangstür einen Blick zu; sie stand noch immer offen. Sie schätzte die Distanz, berechnete, wie lange sie brauchen würde, um sie zu erreichen. Aber sie konnte Aryn nicht zurücklassen, und es spielte sowieso keine Rolle. Ihr war klar, dass sie es niemals schaffen würde.
    Der Laut wurde stärker und steigerte sich zu einem hungrigen, knurrenden Chor. Aryn kroch mit weit aufgerissenen Augen von der Seitentür weg, durch die Durge eingetreten war. Dort bewegten sich schlanke Schatten.
    »Durge, hört mir zu«, sagte Grace. »Ich weiß, dass Ihr noch da drin seid – Ihr müsst es. Bitte, tut das nicht.«
    »Schweig, Hure von Malachor«, sagte er und hieb mit dem Handrücken nach ihre Wange.
    Ein lautes Knirschen erfüllte Graces Schädel. Schmerz schoss durch die Wange. Sie taumelte, gewann das Gleichgewicht wieder und sah spindeldürre graue Gestalten durch die Seitentür in den Saal strömen, eine nach der anderen. Feydrim. In der Festung waren Feydrim.
    Burg Todesfaust war verloren.

19
    Travis öffnete den Mund, aber ihm war nicht klar, ob er eine Rune sprechen oder Jace sagen wollte, dass es ihm Leid tat. Es spielte auch keine Rolle; er war für beides nicht schnell genug gewesen. Jace hielt die Pistole mit ihrer kleinen, ruhigen Hand und schoss.
    Donner hallte in Travis' Ohren und verklang. Jace senkte die Pistole. Travis griff nach seiner Brust und tastete herum, aber da war kein Blut, kein klaffendes Loch.
    Jace blickte an ihm vorbei. Travis drehte sich um. Marty lag verkrümmt auf dem Boden, die langen Glieder ineinander verschlungen; er starrte ins Leere. Die Kugel hatte einen faustgroßen Brocken Knochen und Gehirn aus seinem Schädel gerissen.
    Travis starrte Jace an. Warum? Er brachte das Wort nicht heraus, aber Jace antwortete trotzdem.
    »Er war ein Eisenherz.« Sie senkte die Pistole und schob sie mit einer präzisen Bewegung ins Gürtelholster.
    Travis sah zurück zu Martys Leiche. Er kniete nieder und knöpfte das Hemd des Mannes auf. Ein breiter Verband zierte Martys Brust. Travis schob ihn zur Seite und enthüllte einen langen Einschnitt direkt links vom Brustbein. Die Wunde war frisch, aber sauber genäht worden.
    Travis schloss die Augen. Ich bin zu spät gekommen, Jay. Ich hätte mich um ihn kümmern müssen, aber ich war zu spät.
    Es war gar nicht die gewöhnliche Ruhe gewesen, die Travis in Martys Augen erblickt hatte. Es war die Reglosigkeit des Todes gewesen. Marty – oder das Ding, das einst Marty gewesen war – hätte ihn getötet. Wäre Jace nicht gewesen.
    Er öffnete die Augen und drehte sich um. Jace stand noch immer in der Tür. Ihre Miene war unbewegt, aber da war etwas in ihren

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