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Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Rune 12 - Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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ließ Worte aus dem Rekorder kommen, die mit einer trockenen, zischenden Stimme gesprochen wurden. Mit zitternden Fingern schrieb sie die Unterhaltung ab.
    Da war nicht viel. Sie tippte die letzten Worte. Der Torbogen … das Blut ist so nahe … die Sieben können nicht … weit sein.
    Dann ertönte ihre eigene Stimme, lauter, verzweifelter. Die Sieben was?
    Eine lange Pause, dann ein letztes gezischtes Flüstern. Schlaf … Schlaf …
    Das war alles. Deirdre hörte auf zu tippen und schaltete den Rekorder aus. Sie ging mit der Maus auf Speichern, dann lehnte sie sich zurück, rieb sich die Schläfen. Da gab es so viele Fragen, die sie der Zauberin hatte stellen wollen. Aber die Zauberin war gestorben, und Deirdre bezweifelte, dass sie noch einen anderen von ihnen gefangen nehmen konnten. Die Scirathi würden jetzt noch misstrauischer sein. Und wenn Anders für sie arbeitete, würde er sie sowieso vor einem neuen Hinterhalt warnen. Oder war Anders gar nicht mit den Scirathi verbündet, sondern mit den Leuten, für die die Zauberer das Tor gestohlen hatten?
    Hör auf! Du weißt doch nicht einmal, dass Anders für jemand anderen als die Sucher arbeitet. Du brauchst noch viel mehr Beweise, bevor du sicher sagen kannst, dass er ein Verräter ist.
    Oder bevor sie mit Sicherheit sagen konnte, dass er es nicht war. Seufzend nahm sie die Ausgabe der Times, die sie aus reiner Gewohnheit am Kiosk vor der U-Bahn-Station gekauft hatte. Sie musste eine Pause machen.
    Aber da hätte sie nicht die Zeitung lesen dürfen. Die Nachrichten waren besorgniserregender als je zuvor. Die Anomalie X wuchs weiter; sie hatte jetzt den doppelten Umfang des Mondes, wenn man sie am Himmel sah. Und sie war auch nicht länger der einzige Punkt am Himmel. Eine weitere Anomalie war erschienen, die in der südlichen Hemisphäre zu sehen war und schnell größer wurde. Wie bei der Ersten hatten die Astronomen berechnet, dass sie sich außerhalb des Sonnensystems befand, etwa doppelt so weit von der Sonne entfernt wie der Planet Pluto.
    Auf der Erde selbst gab es auch nur schlechte Nachrichten. Die Türkei war erneut von schweren Erdbeben heimgesucht worden, in Südamerika waren erloschene Vulkane wieder ausgebrochen, Taifune hatten den größten Teil von Indien überflutet, und die Ostküste der Vereinigten Staaten wurde wieder von einem Hurrikan heimgesucht. Bei diesen Geschehnissen war es kein Wunder, dass sich die Börsenmärkte der Welt im freien Fall befanden.
    Trotzdem machten die Menschen mit ihrem Leben einfach weiter. An diesem Morgen war die U-Bahn-Station mit den üblichen Massen aus Pendlern und Touristen mit plärrenden Kindern gefüllt gewesen. Es war das Gleiche wie an jedem Tag – solange man nicht genauer hinsah.
    Aber Deirdre hatte genau hingesehen, und was sie sah, hatte sie verstört. Die Pendler hatten ausdruckslos vor sich hingestarrt, die Zeitungen in ihren Händen nicht mal gelesen. Die Touristen schienen das Geschrei ihrer Kinder nicht wahrzunehmen, marschierten umher, als befänden sie sich auf einem Todesmarsch statt im Urlaub. In ihren Gesichtern oder ihren Handlungen war weder Freude noch Dringlichkeit zu sehen gewesen. Nicht mal Ärger oder Wut, wenn die Menschen einander anrempelten oder sich die Zugtüren schlossen, bevor jemand einsteigen konnte.
    Deirdre hatte einen Mann gesehen, der einfach dort mit leerem Blick dagestanden war, während aus seinem aufgesprungenen Aktenkoffer Papiere über den Bahnsteig geweht wurden. Sie hatte ein paar der Papiere aufgesammelt, aber bevor sie sie ihm hatte geben können, hatte er den Aktenkoffer einfach fallen lassen und war zu einer Gruppe Schlundwarner in der Mitte des Bahnsteigs gegangen. Einer von ihnen stülpte ihm ein weißes Laken über und zog es dann über seinen Nadelstreifenanzug. Ein anderer drückte ihm ein Plakat in die Hand. Dort stand: ICH WURDE VERSCHLUNGEN!
    Vielleicht gingen die Menschen doch nicht ihrem Alltag nach. Vielleicht hatten sie stattdessen bereits aufgegeben. Denn was war an den dunklen Flecken am Himmel schon Furcht erregend, wenn man bereits besiegt war – man bereits verschlungen worden war?
    Deirdre seufzte. Sie hatte genug von den Nachrichten. Sie faltete die Zeitung zusammen, um sie in den Papierkorb zu werfen.
    Ein kleiner weißer Umschlag fiel aus zwei Zeitungsteilen und landete auf ihrem Schreibtisch.
    Sie starrte ihn mehrere Sekunden lang an, dann legte sie die Zeitung zur Seite und hob den Umschlag auf. Auf der Vorderseite stand ihr

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