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Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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könnte.«
    »Nicht einmal, wenn Ihr bis zu Eurem letzten Lebenshauch auf mich einredet. Wie Ihr bin auch ich mit einer Aufgabe betraut, die den Kern meines Glaubens berührt. Wir mögen gemeinsame Ziele haben, doch nicht die gleichen Gründe. Gorian muss sterben. Für Euch bedeutet dies, dass die Konkordanz verschont wird. Für mich, dass die Berge nicht einstürzen. Ich werde meine Gor-Karkulas nach Inthen-Gor zurückbringen. Für Euch bedeutet das nichts, für uns ist es die Erlösung. Ihr könnt mich nicht davon abbringen. Ich marschiere in einem Rhythmus, der so alt ist, dass sich nicht einmal die ältesten Berge an seinen Ursprung erinnern können.«
    Roberto konnte förmlich sehen, wie Barias mit sich rang, ob er die Herausforderung annehmen sollte. Doch sie hatten anstrengende Tage hinter sich, sie waren erschöpft und müde. Nicht nur körperlich, sondern auch geistig. Neun Tage auf diesem Fluss, und wahrscheinlich hatten sie noch neun weitere vor sich. Noch mehr, wenn der Wind nicht aus einer günstigen Richtung wehte. Sie hatten nicht viel zu essen, doch Harban war ein geschickter Jäger, und Roberto wusste immer noch mit Pfeil und Bogen umzugehen, auch wenn die tsardonische Waffe, die er benutzte, nicht gut ausbalanciert war.
    Julius entschied sich jedenfalls, vorerst zu schweigen, obwohl seine gerunzelte Stirn das Schlimmste befürchten ließ.
    »Was geht Euch durch den Kopf?«, fragte Roberto.
    »Die gleichen Dinge wie Euch, auch wenn Ihr sie nicht aussprecht. Bisher standen die Erinnerungen an Euren gefallenen Bruder im Vordergrund.«
    »Ihr solltet Euch erklären«, sagte Roberto.
    Adranis’ lächelndes Gesicht erschien vor seinem inneren Auge und bestätigte, dass Barias’ Einschätzung zutraf.
    »Der Fluss ist viel zu leer, ebenso das Land. Ihr spürt es auch, wenn Ihr es nur zulasst«, sagte Julius. »Das sollte Euch Angst machen.«
    »Ich kann Euch nicht folgen.«
    »Gestern Abend musstet Ihr und Harban gute zwei Meilen laufen, ehe Ihr zwei Kaninchen fandet, die wir essen konnten. Wann habt Ihr das letzte Mal Vogelzwitschern gehört? Das kann doch nicht sein, wir haben Genastro. Das Land ist voller Farben und Pflanzen. Doch die Tiere sind fort.«
    »Tiere spüren kommende Katastrophen vor den Menschen«, warf Harban ein. »Sie sind der Erde näher als wir.«
    Roberto hatte das Gefühl, jemand hätte einen Schleier weggezogen.
    »Auch die Menschen sind fort. Wir sehen nicht einmal Reisende, die in den leeren Dörfern die Häuser plündern. Keine Reiter in der Ferne.« Er hörte zu rudern auf und wandte sich an Harban. »Und keine anderen Boote. Kein einziges seit neun Tagen.«
    »Was bedeutet das?«, fragte Julius. »Wir haben keine Wachfeuer und Flaggen gesehen, rein gar nichts. Es ist, als wären wir allein in diesem Land.«
    »Es bedeutet, dass niemand hierher flieht. Es bedeutet, dass Gorian sicherlich auch von Atreska her angreift, wie wir es befürchtet haben, und dass alle, die ihm entkommen konnten, nach Süden fliehen. Das bedeutet auch, dass niemand weiß, was von Norden droht, weil wir die ersten Boten sind.«
    Roberto seufzte und dachte nach.
    »Wenn Dina Kell sich entschließt, nach Süden in Richtung Estorr zu gehen, während Gorian nach Neratharn marschiert und schneller ist als diejenigen, die zu Fuß durch die Klippen geflohen sind …«, ergänzte Julius.
    »Aye«, bestätigte Roberto. »Es bedeutet, dass die neratharnische Grenze aus dem Rücken angegriffen wird, während die Verteidiger in die falsche Richtung blicken.«
    »Vielleicht sollten wir uns beeilen«, schlug Harban vor.
    Roberto nahm die Ruder wieder in die Hand. »Und betet um Wind, Julius. Betet inbrünstig, und vielleicht hört Euch Euer Gott.«
     
    Wohl zum ersten Mal im Leben verspürte König Khuran einen Anflug von echter Angst und erkannte, dass er möglicherweise einen kolossalen Fehler begangen hatte. An diesem Tag waren sie lange marschiert, und es war ein guter Tag auf ihrem Feldzug gewesen. Sie hatten vierhundert Legionäre aus der Truppe, die sie vor vielen Tagen an der tsardonischen Grenze aufgerieben hatten, in die Enge getrieben und niedergemacht. Gorian hatte sie wiedererweckt, und jetzt marschierten sie und ihre vier Geschütze zusammen mit der tsardonischen Invasionstruppe.
    »Aber so ist das nun einmal.«
    Khuran starrte die dunklen Flecken mit den toten Pflanzen an, die den Toten genügend Kraft für den Tag verliehen hatten. In der Abenddämmerung konnte er am Horizont eine Staubwolke

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