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Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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dicht gespannt, und die Ocenii sind auf der Jagd. Iliev selbst segelt nach Kester, um auch die Reserve einzusetzen. Wir selbst fahren auf dem schnellsten Schiff, auf deinem eigenen Schiff. Bis wir Neratharn erreichen, gibt es nichts zu tun. Estorr ist in guten Händen. Wir haben Legionen im Norden, Süden und Westen, die nur auf die Warnzeichen warten. Ich weiß, dass du Angst hast, weil du nicht in Estorr bist, aber nicht einmal eine Maus könnte in den Palast eindringen und die Advokatin bedrohen. Wir sind gut abgeschirmt und haben eine Aufgabe. Unterdessen müssen wir schlafen und unser Werk planen.«
    Mirron trat an sein Bett und küsste ihn auf die Wange. »Und du musst dich entspannen, denn sonst wächst in uns noch der Wunsch, du wärst nicht mitgekommen.«
    »Das hat meine Mutter auch immer gemacht«, antwortete Jhered. »Sie hat mich auf die Wange geküsst, wenn ich einen Albtraum hatte.«
    »Hilft es denn, wenn ich es tue?«
    Jhered schüttelte den Kopf. »Nein, denn es ist kein Albtraum. Es ist eine Botschaft, die ich nicht in den Wind schlagen darf. Es gibt etwas, das wir übersehen haben. Ich würde meinen ganzen Ruf darauf verwetten.«
    Mirron runzelte die Stirn. »So schlimm?«
    »Ja, so schlimm. Wenn es dir nichts ausmacht, will ich das jetzt noch hundertmal durchgehen, bis die Wahrheit zutage tritt.«
    »Du wirst nichts finden.«
    Mirron stand auf und ging zur Tür.
    »Hoffentlich hast du recht.«
    Doch als sie fort war, legte Jhered sich wieder hin. Er wusste genau, dass sie sich irrte.

 
14

    859. Zyklus Gottes,
    47. Tag des Genasauf
     
    A rvan Vasselis empfand eine überwältigende Trauer. Wie zerbrechlich die Macht doch war. Wie schmal der Grat, auf dem die Ordnung balancierte. Wie enttäuschend, dass die Stabilität und die Anerkennung, für die sie in den letzten zehn Jahren so hart gearbeitet hatten, so mühelos weggefegt werden konnten.
    »Mein Sohn ist gestorben, um euch zu retten, ihr undankbaren Hunde«, murmelte er. Dann wandte er sich vom Balkon wieder ab und kehrte in die Fürstenzimmer zurück.
    Keiner der anderen hatte seine Verwünschung gehört, denn die Prunkräume waren weitläufig, und er hatte sich außer Hörweite befunden. Diese Suiten erstreckten sich über den Eingängen des Palasts, und ihre Fenster blickten zum Hof und dem Springbrunnen am Siegestor hinaus. Vom Balkon dieser Räume aus konnte Herine sich an die Bürger wenden, hier verlieh sie Orden für besondere Leistungen und bewirtete die wichtigen Staatsgäste.
    Heute warteten sie auf die Sprecher der Meere, der Erde und der Winde. Prächtig ausstaffiert lag die tote Kanzlerin mitten im Raum mit der gewölbten Decke, umringt von den Fresken, die den Kampf in der Schlucht von Karthack darstellten. Sie ruhte nun auf einem hohen Tisch und makellosen weißen Tüchern, unter ihrem Kopflagen Kissen. Rote, gelbe und blaue Blüten waren um ihren Kopf und um die Füße verstreut.
    Die Kanzlerin war gewaschen und gesalbt, damit die fahle Farbe des Todes überdeckt wurde. Sie trug ihre Amtsrobe, auf dem Kopf saß der goldene Reif, den sie so gemocht hatte. Sie wirkte heiter und strahlend, ihr Gesicht war weder finster noch zeigte es Verachtung, Hohn oder Abscheu. Vasselis bedauerte nicht, dass sie tot war, fürchtete jedoch die Konsequenzen. Er ging über das Mosaik, das den Zugang zum Balkon vom Rest des Raumes trennte, und stieg die einzelne Stufe hinunter.
    In den vier Ecken, die den vier Windrichtungen entsprachen, saßen bereits Ordenspriester mit gesenkten Köpfen. Sie repräsentierten die vier Urelemente und dienten als Totenwache, bis die Kanzlerin in die Umarmung Gottes aufgenommen wurde. Die Prediger trugen graue Gewänder, hatten sich die Köpfe rasiert und die Hände mit zierlichen weißen Handschuhen bedeckt.
    Herine Del Aglios und Marcus Gesteris standen rechts neben dem Tisch. Jegliche Gespräche waren schon vor einer ganzen Weile eingeschlafen. Herine bot mit ihrer Amtstoga, der vergoldeten Tiara, dem mit Goldsträhnen geschmückten Haar und den goldenen Sandalen einen beeindruckenden Anblick. Sie wirkte äußerlich ruhig, auch wenn sie sich ganz anders fühlte. Gesteris hatte seine Rüstung und seine Waffe poliert, sich einen Mantel über die Schultern gelegt und den Helm mit dem grünen Federbusch unter den Arm geklemmt. Die Ausrüstung stand ihm gut, als hätte er seine militärische Karriere nie beendet.
    Hesther Naravny gab sich gar nicht erst die Mühe, ihren Zorn und ihre Verachtung zu verbergen. Ihr

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