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Die letzte Schöpfung

Die letzte Schöpfung

Titel: Die letzte Schöpfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Lewin
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Glas, daneben lag die leere Packung Kräcker. Auch hier herrschte eine unheimliche Stille.
    Unversehens erschien in seiner Erinnerung ein anderes Kindergesicht: ein lachender Junge mit blauen Augen. Auch damals war Ethan zu spät gekommen.
    Obwohl er dagegen ankämpfte, nagte die Erinnerung an ihm, quälte ihn wieder mit dem Bewusstsein seines Scheiterns. Er sah Nicky vor sich, der friedlich unter einem Baum lag, als halte er ein Nickerchen. Ein kleiner Junge, der den heißen Sommertag genießt, während sein Vater…
    Nein.
    Ethan schob seinen Grübeleien einen Riegel vor. Diesen Weg wollte er nicht noch einmal gehen. Damit war keinem geholfen. Ihm nicht, Nicky nicht, und auch nicht diesen beiden Kindern, die Anna ihm wie ein Vermächtnis hinterlassen hatte.
    Er nahm ihre .38er und stieg aus dem Pick-up. Natürlich war die leere Pistole nutzlos, nur für einen Bluff gut, aber er hatte nichts Besseres. Rasch suchte er den Wohnwagen und die Umgebung mit Blicken ab, dann schaute er zu den Felsbrocken und der abbröckelnden Steilwand ein paar Hundert Meter hinter dem Wohnwagen. Suchte nach dem verräterischen Funkeln von Sonnenlicht auf Metall.
    Nichts.
    Nichts als sein Wohnwagen und die endlose Sandwüste, hier und da mit karger Vegetation bewachsen.
    Er suchte den Boden ab. Es waren keine anderen Reifenspuren zu sehen. Keine Anzeichen eines Kampfes. Außerdem sagte ihm sein Instinkt, dass Ramirez nicht da gewesen war – und in vierzehn Jahren Militär und CIA hatte er gelernt, seinen Instinkten zu vertrauen.
    Selbst wenn der Mann in dem dunklen ausländischen Wagen auf dem Highway Ramirez gewesen war, bezweifelte Ethan, dass der Killer ausreichend Zeit gehabt hätte, zum Wohnwagen und wieder zurück auf die Straße zu kommen. Von hier zum Highway brauchte man mindestens zwanzig Minuten, also vierzig hin und zurück, nicht eingerechnet die Zeit, die Ramirez gebraucht hätte, um die Kinder zu überwältigen. Und Ethan war sicher, dass der Junge sich nicht so leicht fortschleppen ließ. Also hätte es vielleicht sogar fünfzig Minuten gedauert.
    Hatte er sich mit Annas Verfolgung so lange aufgehalten?
    Ethan glaubte es nicht. Und es war noch nicht lange her, seit er dem fremden Wagen begegnet war. Außerdem – wenn Marco Ramirez der Kinder wegen gekommen war, wären sie jetzt nicht fort, sondern lägen mit dem Gesicht nach unten im Sand.
    Wie Anna.
    Ethan warf die Autotür zu, ging zum offenen Fenster des Wohnwagens und drückte sich mit dem Rücken gegen die Metallwand. »Danny?«, rief er mit gedämpfter Stimme über die Schulter, den Blick immer noch wachsam in die Wüste gerichtet. »Bist du da drin?«
    Keine Antwort.
    Ethan schob sich vorsichtig auf die Tür zu, hielt inne und stieß sie auf, während er mit dem Rücken zur Wand verharrte. Er zählte bis drei, holte tief Luft, vollführte eine halbe Drehung auf den Fußballen und richtete die .38er durch die offene Tür.
    Wieder nichts. Die Kinder waren nicht da. Und es gab kein Zeichen, dass ein Kampf stattgefunden hätte.
    Vorsichtig schob er sich weiter in den engen Raum, schlich an der schmalen Kombüse vorbei zur Toilette und stieß die Tür auf. Leer. Dann machte er noch ein paar Schritte zum Schlafzimmer am anderen Ende. Das Zimmer bestand lediglich aus einer zerwühlten Koje, ein paar Einbauschränken und einer kleinen Kommode. Das war das letzte mögliche Versteck in dieser Blechfalle von einem Wohnwagen, und alles war so ruhig, wie Ethan es verlassen hatte.
    Da er dem Unausweichlichen nicht länger entrinnen konnte, schob er Annas Pistole in den Bund seiner Jeans, griff unter sein Bett und zog eine Metallkiste hervor. Darin lag die Glock, die er dort vor drei Jahren deponiert hatte – mit dem Schwur, sie nie wieder zu benutzen.
    Er lächelte grimmig bei dem Gedanken, wie naiv er gewesen war.
    Den größten Teil seines Lebens hatte er mit einer Waffe in der Hand verbracht, und vermutlich würde er auch mit einer Waffe in der Hand sterben. Er prüfte, ob sie geladen war, und ging wieder nach draußen.
    Erneut suchte er die Wüstenlandschaft ab. Der hämmernde Schmerz in seinem Kopf schien schon fast ein Eigenleben zu führen. War er überhaupt dazu fähig, etwas zu unternehmen? Bis jetzt hatte er nur im Reflex gehandelt, sich auf Fähigkeiten verlassen, die ihm einst so selbstverständlich gewesen waren wie das Atmen. Nun aber schmerzte sein Kopf, und seine Hände zitterten heftig. Die Kinder waren verschwunden. Daran konnte er nichts ändern – und war

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