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Die letzte Schöpfung

Die letzte Schöpfung

Titel: Die letzte Schöpfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Lewin
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Straße gehen. Irgendjemand wird uns schon mitnehmen.«
    Callie schaute zum Horizont, wo die Sonne tief über der westlichen Bergkette stand. »Bald wird es dunkel. Sollen wir nicht lieber bis morgen Früh warten?«
    Danny gefiel die Vorstellung auch nicht, nach Einbruch der Dunkelheit in der Wüste unterwegs zu sein, aber sie mussten bald fort. »Wir dürfen nicht zu lange hier bleiben. Wenn Decker zurückkommt und uns bei der Polizei abliefert, landen wir wieder auf Haven. Und dann haben wir die Chance verspielt, jemals unsere Eltern zu finden.«
    »Das wird Mr. Decker nicht tun. Anna hat doch gesagt, dass er uns hilft.«
    Danny schnaubte verächtlich. »Anna hat uns viel erzählt – das heißt aber nicht, dass alles stimmen muss.« Sie hatte ihn von Anfang an belogen, hatte so getan, als könne man sich auf sie verlassen, und ihm und Callie versprochen, sie vor den Wärtern von Haven Island zu beschützen.
    Was für ein Idiot war er gewesen!
    Danny hatte geglaubt, er wäre klug – klüger als die Lehrer, klüger sogar als Anna. Doch sie hatte ihn so leicht getäuscht, dass es beinahe zum Lachen war, obwohl ihm im Augenblick nicht der Sinn danach stand. Schon in der Nacht ihrer Flucht, noch bevor sie die Insel verlassen hatten, wusste er, dass Anna ihr Versprechen nicht halten würde. Und bevor er herausfinden konnte, was sie wirklich mit ihnen vorhatte, ließ sie ihn und Callie hier mitten im Nirgendwo allein, bei einem Mann, der offensichtlich nichts mit Kindern zu tun haben wollte. Das ergab keinen Sinn.
    »Die Wärter werden uns verfolgen«, sagte Callie.
    Danny wollte es zuerst ableugnen. Das war leichter, als sich zur Wahrheit zu bekennen. Aber warum? Wenn sie erwischt wurden, konnte er nichts mehr tun, um sie zu beschützen. Callie war ja nicht blöd.
    »Ja. Sie werden uns verfolgen.«
    Callie nahm es ganz ruhig hin. Wahrscheinlich hatte sie es bereits geahnt. Im Laufe der letzten Tage hatte Danny erkannt, dass seine kleine Schwester viel stärker war, als sie aussah.
    »Was werden sie mit uns machen?«, wollte sie wissen.
    »Das weiß ich nicht.« Auch das war die Wahrheit – aber es berührte auch einen Punkt, über den Danny nicht nachdenken wollte. Die Wärter hatten ihm körperlich nie etwas zu Leide getan, auch den anderen Kindern nicht, doch es kam immer wieder vor, dass Kinder krank wurden oder spurlos verschwanden. Und einmal hatte er Sean auf der Krankenstation gesehen – dabei war der Junge angeblich in ein Krankenhaus auf dem Festland gebracht worden. Danny überlief es eiskalt, als er daran dachte, und er schwor sich, dass er und Callie niemals so enden würden. »Erst mal müssen sie uns finden, und das werde ich nicht zulassen.«
    Er war nicht sicher, wie er sein Versprechen halten sollte, doch er musste es versuchen. Das alles hier war seine Schuld. Er hatte Callie zur Flucht überredet und ihr Vertrauen zu Anna eingeimpft.
    Danny suchte den Himmel nach dem Habicht ab und entdeckte ihn genau über seinem Kopf. Der Vogel schlug ein paarmal langsam und mühelos mit den Flügeln, stieß einen Schrei aus, geriet in einen Aufwind und verschwand außer Sicht. Danny neidete dem großen Vogel seine Freiheit. Er wünschte sich, er und Callie könnten auch einfach so davonfliegen.
    »Danny!« Die Angst in Callies Stimme brachte ihn auf die Erde zurück. Sie war aufgestanden und unter den Rand des Vordachs getreten. »Da kommt jemand!«
    Danny schaute zur Straße. In der Ferne wirbelte eine Staubwolke auf. Rasch stellte er sich neben Callie. Sein Magen zog sich vor Angst zusammen.
    »Kannst du sehen, was für 'n Auto das ist?« Sie hatte bessere Augen als er. »Ist das Anna oder Decker?«
    Callie blinzelte, beschirmte die Augen mit der Hand. »Kann ich nicht sagen, ist noch zu weit weg. Ich hätte aber nicht gedacht, dass er so schnell zurück ist.«
    »Ich auch nicht.«
    »Ob das die Wärter sind?«
    Danny schwieg. Er ließ den Blick schweifen, betrachtete prüfend die öde Landschaft. Er durfte nicht zulassen, dass sie ihn und Callie holten. Sie mussten sich verstecken. Denk nach!, befahl er sich verzweifelt. Doch er sah nur Sand, kilometerweit…
    Callie tastete nach seiner Hand, und es war, als hätten sich ihre kleinen Finger um sein Herz gelegt. »Ich hab Angst.«
    Danny atmete tief ein. »Ich auch.«
    ***
    Ethan war zu spät gekommen.
    Er starrte auf den leeren Stuhl unter dem Vordach, wo er das Mädchen und ihren Bruder zuletzt gesehen hatte. Auf dem staubigen Plastiktisch stand das leere

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