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Die Letzte Spur

Die Letzte Spur

Titel: Die Letzte Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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leisten.«
    »Ich habe kein Problem damit«, versicherte Marc.
    Sie meldete sich. »Rosanna Hamilton. Nick? Ja, ich verstehe dich. Die Verbindung ist nicht allzu gut, aber …« Sie lauschte seinen Worten. Ihre Augen wurden immer größer und runder. Schließlich stieß sie atemlos hervor: »Natürlich. Natürlich gibst du ihm meine Nummer. Ja. Klar. Ich bin erreichbar. Ich halte dich auf dem Laufenden. Selbstverständlich.«
    Sie schaltete das Handy aus. »Das ist unglaublich«, sagte sie.
    Marc legte seine Gabel zur Seite. »Was ist passiert?«
    »Das war Nick Simon. Er hat einen Anruf bekommen. Anonym. Ein Mann aus Northumberland. Seine genaue Adresse hat er noch nicht genannt. Er behauptet, dass Elaine bei ihm als Untermieterin lebt. Er hat sie in der Sendung gestern erkannt. Er will jedoch nur mit mir darüber sprechen.«
    »Das wäre eine Sensation!«, sagte Marc.
     
    5
     
    Der Anruf kam eine knappe Dreiviertelstunde, nachdem Nick sich gemeldet hatte. Beide, Rosanna und Marc, waren vor Aufregung nicht mehr in der Lage gewesen, auch nur einen einzigen Bissen zu essen, hatten rasch bezahlt und dann eiligst den Duke of Wellington verlassen, da Rosannas Handy dort so schlechten Empfang hatte. Sie waren eine Weile durch die Straßen des kleinen Dorfes gelaufen, bis Rosanna in ihrem Display die höchstmögliche Anzahl an Balken erkennen konnte.
    »Hier«, sagte sie, »hier ist der Netzempfang am besten.«
    Sie standen vor dem Pfarrgarten, über dessen steinerne Mauern Forsythienbüsche ragten, deren Blüten an diesem Tag förmlich explodierten und die ganze Gegend mit leuchtendem Gelb durchsetzten. Die Luft roch nach feuchter Erde und Frühling. Es wehte ein weicher, warmer Wind.
    »Was für ein wunderschöner Tag«, sagte Rosanna.
    Marc nickte. Sie konnte die Anspannung in seinem Gesicht erkennen. Und die widerstreitenden Gefühle. Die Hoffnung, die in ihm erwacht war, kämpfte mit seiner Skepsis und dem Bemühen, sich nicht zu früh an den Gedanken zu klammern, sein persönlicher Albtraum könne womöglich kurz vor seinem Ende stehen.
    »Marc«, sagte sie sanft, »vielleicht …«
    »Wir sollten uns nicht zu früh freuen«, unterbrach Marc.
    »Das kann ein Scherzbold gewesen sein, der sich nie wieder meldet. Und selbst wenn er sich meldet, kann er weiterhin seinen Spaß mit uns treiben. Und auch wenn er ehrlich ist, kann er sich trotzdem irren.« »Ich weiß.«
    »Nachdem Elaine Dawson verschwunden war, gab es etliche Meldungen. Man hatte sie an den seltsamsten Orten gesehen. Einige der Anrufer waren wahrscheinlich wirklich überzeugt von dem, was sie sagten. Trotzdem führte jede dieser Spuren ins Leere.«
    Sie konnte verstehen, dass er auf sich und seine Gefühle achten musste. Die Enttäuschung wäre zu groß.
    »Er will nur mit mir sprechen. Er wird sich bei Nick melden und sich meine Nummer geben lassen, und dann werde ich weitersehen. Ich verfüge über ein bisschen Menschenkenntnis, Marc. Ich denke, ich merke es, wenn er sich bloß wichtigmachen möchte.«
    Marc entdeckte ein paar große, graue Feldsteine, die unweit vom Tor zum Pfarrgrundstück lagen. »Kommen Sie, wir setzen uns dorthin. Wir stehen ja hier wie bestellt und nicht abgeholt.« Er blickte die leere, stille Straße hinauf und hinunter. »Eine verrückte Situation«, meinte er.
    Die Steine waren warm von der Sonne. Rosanna hielt ihr Gesicht den Strahlen entgegen. »Ich könnte jetzt meilenweit über Felder und Wiesen laufen«, sagte sie, »über steinerne Mauern und über hölzerne Gatterzäune klettern. An Bachufern entlang und dort die ersten Primeln im Wintergras entdecken. Diese klare Luft atmen. Wissen eigentlich die Menschen in England den Frühling noch zu schätzen?«
    Er sah sie an. In seinem Blick mischten sich ein wenig Erstaunen und ein intuitives Verstehen. »Ich weiß jetzt noch etwas über Sie«, sagte er, »ich weiß, dass Sie Heimweh haben. Heimweh nach England. Sie sind nicht glücklich in Gibraltar.«
    Sie verspürte plötzlich keine Lust, ihm zu widersprechen, irgendetwas Lapidares über das schöne Wetter und die Nähe zu Spanien zu sagen; Sätze, wie sie oft gefallen waren, wenn Dennis die Vorzüge seiner Wahlheimat pries: Wir leben dort, wo andere Urlaub machen .
    Stattdessen nickte sie und sagte plötzlich, selbst überrascht von der Heftigkeit ihrer Gefühle: »Ja. Ja, Marc, ich sterbe fast vor Heimweh nach England. Seit Jahren schon. Ich glaube, das ist der Hauptgrund, weshalb ich Nicks Auftrag angenommen habe. Ich

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