Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzte Wahrheit: Roman (German Edition)

Die letzte Wahrheit: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Wahrheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberly McCreight
Vom Netzwerk:
Amelia, ich gebe dir eine letzte Chance. Hast du mir irgendetwas zu sagen? «
    » Das ist nicht mein Aufsatz! « , schrie ich, so laut ich konnte, aber ich brachte nur ein erbärmliches Krächzen heraus.
    Woodhouse zuckte mit keiner Wimper. Stattdessen las er demonstrativ meinen Namen auf dem Deckblatt des Aufsatzes.
    » Dein Name steht hier drauf « , sagte er ruhig. » Wenn du nicht bereit bist, mir mehr dazu zu sagen, muss ich davon ausgehen, dass das dein Aufsatz ist. «
    Ich fand es zum Kotzen, dass er mich ansah, als wäre ich die Enttäuschung seines Lebens. Eine Betrügerin. Eine Lügnerin. Als müsste ich mich für irgendwas schämen. Aber ich schämte mich nicht. Ich hatte nichts verbrochen, und ich sah nicht ein, dass ich mir ein schlechtes Gewissen machen sollte, nur weil ich mich weigerte, die anderen zu verpetzen. Der Grund, warum ich nichts sagen konnte, war Sylvia. Ich hätte die Maggies liebend gern verpfiffen, wenn ich nicht gewusst hätte, dass sie sich Sylvia als Nächstes vornehmen würden. Sie hatten genug Stoff, um sie öffentlich zu demütigen. Und so taff, wie Sylvia sich auch gerne gab, das würde sie nicht überleben. Nach allem, was im vergangenen Jahr passiert war, machte ich mir sowieso schon mehr als genug Sorgen um sie. Ganz einfach.
    Das Risiko konnte ich einfach nicht eingehen. Unmöglich. Außerdem war das nicht meine Aufgabe, gegen die Maggies vorzugehen. Wenn die Schule die Maggies loswerden wollte, wäre das kein Problem. Soweit ich wusste, kannte Woodhouse sowieso schon die meisten Namen. Wozu brauchte er mich? Ich starrte Woodhouse an in der Hoffnung, zu ihm durchzudringen, aber das Einzige, was passierte, war, dass mir schon wieder die Tränen kamen.
    Das ungute Gefühl, das ich im Bauch hatte, machte es noch schlimmer. Sosehr ich versuchte, es zu unterdrücken, es ging nicht weg. Es war die Wahrheit. Denn ich schützte nicht nur Sylvia, sondern auch Dylan. Tief im Innern wusste ich, dass Woodhouse dafür sorgen würde, dass Sylvia nicht zu Schaden kommen würde, wenn ich die Maggies verriet. Aber was mit Dylan passieren würde, da war ich mir nicht so sicher.
    Wollte ich mich wirklich ihretwegen vom Unterricht suspendieren lassen? Sylvia hatte mich oft genug darauf hingewiesen, dass Dylan sich nicht gerade so aufführte, als würde ich ihr etwas bedeuten. Wieso redete ich mir ein, dass das nicht stimmte? Weil sie ein Mädchen war? Weil ich sie liebte?
    Liebe. Plötzlich klang das Wort ganz komisch. Als würde ich es falsch aussprechen.
    Nein, das würde ich nicht tun. So lächerlich würde ich mich nicht machen. Ich war eine gute Schülerin. Ich war mein Leben lang fleißig gewesen. Ich würde das alles nicht aufgeben für die vage Chance, wieder mit Dylan zusammen zu sein.
    » Ich glaube, ich weiß, was passiert ist « , sagte ich schließlich leise und schaute auf meine Hände.
    Ich würde das durchstehen. Ganz bestimmt.
    Aber ehe ich dazu kam, noch etwas zu sagen, klopfte es an der Tür.
    » Herein « , sagte Woodhouse. Er wirkte gestresst. Ihm war klar, dass ich kurz davor stand, reinen Tisch zu machen.
    Mrs Pearl steckte den Kopf herein.
    » Verzeihen Sie, dass ich störe, Mr Woodhouse « , sagte sie. Die alte Arschkriecherin. » Ich fürchte, in der Cafeteria gibt es ein Problem, um das Sie sich persönlich kümmern müssen. «
    » Können Sie das nicht regeln? « Er zeigte auf mich. Offenbar fürchtete er– und das nicht zu Unrecht–, ich könnte es mir noch einmal anders überlegen. » Sehen Sie nicht, dass ich im Gespräch mit einer Schülerin bin? «
    » Ich hätte Sie nicht unterbrochen, wenn es nicht äußerst wichtig wäre « , sagte Mrs Pearl gereizt. » Eine Schülerin hat eine Ratte gesehen. Eine große. Und jetzt ist die Ratte anscheinend verschwunden. «
    » Was soll ich denn Ihrer Meinung nach tun? Die Ratte suchen? Hören Sie, Delia, das Gespräch, das ich gerade führe, ist sehr wichtig. « Ich hatte noch nie erlebt, dass jemand so mit MrsPearl redete. Als wäre sie ein ekelhaftes Insekt. Es war großartig. » Wenden Sie sich an den Hausmeister. «
    » Leider weigert sich die Schülerin, sich von der Stelle zu bewegen, ehe sie nicht mit Ihnen persönlich gesprochen hat « , sagte Mrs Pearl noch gereizter. » Ich versichere Ihnen, wir haben alles versucht. Es kommt mir, ehrlich gesagt, regelrecht hysterisch vor, wie sie darauf besteht, mit Ihnen zu sprechen. «
    Woodhouse schloss die Augen.
    » Also gut « , sagte er schließlich. » Amelia, ich bin

Weitere Kostenlose Bücher