Die letzte Wahrheit: Roman (German Edition)
wäre nichts geschehen, war er wieder der entspannte Computerfreak, wie Kate ihn kannte.
Sie hielt ihm ihr Handy hin. » Ich hab wieder so eine SMS gekriegt wie die, deren Absender Beatrice Sie zu ermitteln gebeten hat. Können Sie mir wirklich nicht sagen, wer mir das Zeug schickt? «
Duncan nahm das Handy und las die SMS .
» Das ist ja echt krank « , sagte er.
» Ja, danke « , sagte Kate. » Ich hatte gehofft, Sie könnten mir helfen rauszufinden, woher das kommt. «
» Ja, alles klar. « Er drückte ein paar Tasten auf dem Handy und runzelte die Stirn. » Die Nachricht ist über den Server derselben Telefongesellschaft verschickt worden wie die andere. «
» Meinen Sie, die Polizei könnte mehr in Erfahrung bringen? «
Er zuckte die Achseln. » Ich versuche eigentlich nach Möglichkeit, die Cops zu meiden. Keine Ahnung, was die für Tricks draufhaben. Aber die Telefongesellschaft müsste feststellen können, wer sich wo eingeloggt hat, um diese SMS zu verschicken, und die Polizei könnte sich vielleicht per Gerichtsbeschluss Zugang zu den Daten verschaffen. Dazu bräuchten Sie wahrscheinlich einen begründeten Verdacht oder was weiß ich. Von der technischen Seite her kann die Polizei mit diesem Handy vermutlich auch nicht mehr anstellen als ich. « Er gab Kate das Handy zurück. » Tut mir leid. «
» Trotzdem danke « , sagte sie. » Könnten Sie mir denn vielleicht mit etwas anderem helfen? Ich würde mir gern alles, was auf dem Laptop meiner Tochter gespeichert ist, und alle SMS von ihrem Handy ausdrucken lassen. «
» Kein Problem « , sagte Duncan etwas ruhiger. Er sah entgeistert zu, wie Kate nacheinander Amelias Handy und Computer und sämtliche Kabel und Ladegeräte auf seinem Schreibtisch ablud. » Wollen Sie wirklich alles ausgedruckt haben? Ich meine, ihre Facebook-Seite und Twitter und das ganze Zeug? Manches davon können Sie sich vielleicht einfacher online ansehen. «
Facebook. Kate hatte sich vorgenommen, sich Amelias Facebook-Seite niemals anzusehen. Dort würde Amelia immer noch so lebendig wirken. Sie wusste, dass Amelias Freunde die Seite in eine provisorische Gedenkstätte umfunktioniert hatten und dort Nachrichten hinterließen, wie sehr Amelia ihnen fehlte. Die Vorstellung, sich das alles anzusehen, war ihr unerträglich.
» Ich glaube nicht, dass Amelia einen Twitter-Account hatte. Sie hat nie etwas in der Richtung erwähnt. «
» Sind Sie sicher? « , fragte Duncan. » Die meisten Highschoolkids twittern, zumindest hin und wieder, und schicken sich SMS ohne Ende. Dann ist da noch Facebook. E-Mail ist heutzutage so langsam wie die gute alte Post. Warum hätte Ihre Tochter Twitter also erwähnen sollen? Das ist für die Kids doch selbstverständlich. Also, dass sie das alles nutzen, meine ich. «
Kate schaute ihn an. Ihr schwirrte der Kopf. Es gab so viele Orte, an denen schreckliche Dinge über das Leben ihrer Tochter versteckt sein könnten. Kate musste an die SMS an einen Jungen namens Ben denken, die sie gelesen hatte. Ich Glückspilz hatte Amelias sarkastischer Kommentar dazu gelautet, Kate zur Mutter zu haben. Es hatte wehgetan, das zu lesen, und es konnte noch viel, viel schlimmer kommen.
» Was halten Sie davon, wenn wir es so aufteilen? « , meldete sich Duncan wieder zu Wort und rettete Kate aus ihrer Erstarrung. » Ich drucke alle Textdokumente auf ihrer Festplatte aus, und ich stelle Ihnen ihre Browser-Chronik zusammen. Für die anderen Anwendungen wie Facebook und so weiter besorge ich Ihnen die Passwörter. Dann können Sie einen kurzen Blick reinwerfen « , fuhr Duncan fort und legte eine Hand auf Amelias Laptop. » Denn Sie wollen doch bestimmt nicht in die Details der Facebook-Seite Ihrer Tochter gehen. Ich meine, ich bin vierundzwanzig, und ich bin ein ziemlich harmloser Typ und so, aber meine Eltern würden einen Schlag kriegen, wenn sie meine komplette Facebook-Seite zu Gesicht bekämen. Für Ma und Pa muss man das Zeug filtern. Ich meine, wer möchte denn schon seine Sprösslinge bei Bodyshots sehen? «
» Bodyshots? «
» Ach, kommen Sie, so alt sind Sie doch nicht. « Duncan verdrehte die Augen. » Damals, als es bei Ihnen so richtig abging, gab’s halt noch kein Facebook. «
» Wie lange wird das dauern? «
Duncan warf einen Blick auf die Uhr. » Höchstens ein paar Stunden. Ich schick Ihnen ’ne SMS , wenn ich durch bin. «
Kate war auf dem Weg zu ihrem Büro, als ihr Handy klingelte. Die Nummer des Anrufers war unterdrückt. Sie blieb in
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