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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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seine Lippen.
    »Ich habe dich gekannt«, bestätigte Bannor unumwunden. »Doch in welcher Hinsicht kenne ich dich heute?«
    Die Hände des Riesen zuckten, als wolle er mit Tätlichkeiten reagieren, aber er bewahrte seine Gefaßtheit. Ohne den Blick von Bannor zu wenden, kniete er am Feuer nieder. Selbst auf den Knien war er noch größer als Bannor oder Mähnenhüter Jain. Seine Muskeln spannten sich, als er sich vorbeugte, und der orangerote Feuerschein erzeugte in den dunklen Höhlen seiner Augen bedrohliche Glanzlichter. »Du kennst das Caamora , Bannor«, sagte er gepreßt, »der Riesen rituelles Feuer des Grams. Du kennst seine Qual. Ich bin unvorbereitet – dies ist kein Zeitpunkt für einen solchen Ritus. Aber ich werde nicht nachlassen, bis du mich anerkannt hast, Bluthüter Bannor.« Er erwiderte unverändert Bannors Blick, als er beide Fäuste in die heißeste Glut des Lagerfeuers rammte.
    Die Seilträger keuchten bei diesem Anblick erschrocken auf, und die anderen Mähnenhüter sprangen hoch, gesellten sich zu Jain. Covenant folgte ihrem Beispiel, als habe der Riese ihn am Kragen emporgezerrt.
    Schaumfolger war aus Pein erstarrt. Obwohl die Flammen sein Fleisch nicht verzehrten, marterten sie ihn in gräßlichem Maße. An seiner Stirn traten die Muskeln hervor und zuckten, als wollten sie ihm den Schädel auseinanderreißen; an seinem Hals zeichneten sich Stränge wie Kabel ab; Schweiß rann wie Blut über seine vom Feuer erhitzten Wangen; seine Lippen entblößten seine Zähne zu einem weißen Fletschen. Aber sein Blick wankte nicht. In seiner Bedrängnis hielt er der Zumutung dieser Folter stand.
    Bannor betrachtete ihn mit einem Ausdruck herrischer Gleichgültigkeit in seiner fremdartigen Miene.
    Die Seilträger waren entsetzt. Entgeistert starrten sie Schaumfolgers Hände an. Voller Furcht und Unbehagen beobachteten die Mähnenhüter Bannor und den Riesen, versuchten die Auseinandersetzung des Willens zwischen den beiden zu ermessen. Lena jedoch stieß einen gedämpften Schrei aus und verbarg ihr Gesicht an Covenants Schulter.
    Auch Covenant mochte Schaumfolgers Qualen nicht mit ansehen. Er trat zu Bannor. »Laß es gut sein!« fauchte er dem Bluthüter ins Ohr. »Erkenn ihn an! Hölle und Verdammnis! Bannor, du verfluchter Eigensüchtler! Du bist so überheblich, du magst nach dem Versagen der Bluthüter nicht zugestehen, daß irgendwo noch ein kleines bißchen Treue existiert. Ihr oder gar nichts, das ist eure Devise. Aber er ist ein Riese, Bannor!« Bannor rührte sich nicht, aber an seinem Kinn bebte ein Muskel. »Hat dir Elena nicht gelangt?!« knirschte Covenant. »Willst du aus ihm auch noch einen Kevin machen?«
    Einen Moment lang waren Bannors weiße Brauen zu einem schroffen Stirnrunzeln zusammengezogen. »Vergib mir, Salzherz Schaumfolger«, sagte er dann mit tonloser Stimme. »Ich vertraue dir.«
    Schaumfolger nahm die Hände aus dem Feuer. Sie waren im Schmerz erstarrt, und er preßte sie an seine Brust, ächzte in heiseren Lauten.
    Bannor wandte sich Covenant zu. Irgend etwas an seiner Haltung veranlaßte Covenant, sich unwillkürlich zu ducken, als sei damit zu rechnen, daß der Bluthüter ihn schlug. »Auch du hast das Ende Hoch-Lord Elenas mitverschuldet«, sagte er mit brüchiger Stimme. »Du hast uns dazu genötigt, den ungenannten Namen zu nennen. Doch du hast dir die Last selbigen Namens nicht aufgebürdet. Daher kam es dazu, daß das Gesetz des Todes gebrochen worden ist und Elena fiel. Ich habe damals keine Vorwürfe gegen dich erhoben, und ich verzichte auch nun darauf. Eines allerdings will ich dir sagen: Ur-Lord Covenant, sei auf der Hut! Du hältst zuviel Unglück in deinen unheilvollen Händen.«
    »Das weiß ich«, murmelte Covenant. Er zitterte so heftig, daß er beide Arme um Lena schlingen mußte, um Halt zu haben. »Ich weiß es. Das ist das einzige, was ich wirklich ganz genau weiß.« Er vermochte Schaumfolger nicht anzusehen; er fürchtete die Pein des Riesen, sorgte sich, Schaumfolger könne ihm sein Eingreifen verübeln. Statt dessen klammerte er sich an Lena, bis seine Reaktion auf die vorangegangene Belastung in Wut mündete.
    »Aber ich habe jetzt endgültig genug von allem.« Seine Stimme verriet ein Übermaß an Groll, aber das war ihm egal. Er brauchte ein Ventil für seine angestaute Erbitterung. »Ich bin nicht mehr daran interessiert, irgendwen um Hilfe zu bitten. Ich werde euch nun sagen , was zu tun ist. Mähnenhüter Lithe hat versprochen, die Ramen

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