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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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euch beizeiten ostwärts!« Die Klippen rückten enger zusammen, bis Covenant und Lena an der Mündung jener zweiten Felsspalte standen, die durch die Hügel verlief. Bannor schob sie in die Richtung der schwarzen Kluft. »Sputet euch! Haltet euch zur Linken!« Dann war er verschwunden, um sich ins Gefecht zu stürzen.
    Halb unbewußt überzeugte sich Covenant davon, daß Triocks Messer noch in seinem Gürtel stak. Ein Teil von ihm verspürte den Wunsch, Bannor nachzulaufen, sich ebenso wie Bannor in die Selbstvergessenheit der Schlacht zu werfen, Vergebung zu erringen.
    Grob ergriff er Lenas Arm und zog sie mit sich in den Spalt.

10
     

Paria
     
     
    Nach der ersten Biegung verschwand die Helligkeit der Lagerfeuer hinter ihnen außer Sicht, und er konnte absolut nichts mehr sehen. Lena bewegte sich in seinem Griff wie eine Marionette, als sei sie seelenlos und abhängig. Es wäre ihm lieber gewesen, sie hätte sich aus eigener Kraft an ihm festgehalten, damit er beide Hände frei gehabt hätte; aber als er ihre Finger um seinen Arm schloß, rutschten sie einfach wieder ab. Er war dazu gezwungen, sich ausschließlich mit der Linken vorwärtszutasten und Lena mit seiner verstümmelten Rechten mitzuziehen. Die Gefühllosigkeit in seinen Extremitäten vermittelte ihm den Eindruck, als könne er jeden Moment den Kontakt zu ihr verlieren.
    Das Geschrei verfolgte sie durch den Spalt, erhöhte Laut um Laut seinen Drang zur Eile. Erbittert fluchte er vor sich hin, wehrte sich gegen das Anschwellen von Hysterie und Panik.
    Als sich die Felsspalte gabelte, wandte er sich zur linken Abzweigung. Nach wenigen Schritten war der Spalt so schmal, daß er sich seitwärts hindurchzwängen und Lena an der Hand hinterherzerren mußte. Etwas später begann die Kluft sich zu neigen. Bald war das Gefälle so stark, daß das modrige Laub und der Lehm des Untergrunds stellenweise unter ihren Füßen ins Rutschen gerieten. Schließlich ging sie über in einen Tunnel. Der Fels schloß sich über ihren Köpfen, während sich zugleich der Erdboden wieder in die Horizontale legte, bis die steinerne Decke so tief hing, daß Covenant sich ducken mußte, um sich nicht den Schädel anzuschlagen. Die vollkommene Finsternis des Stollens beunruhigte ihn; ihm war zumute, als taste er sich blindlings hinab in die Eingeweide der Erde, fürchtete bei jedem Schritt, der Weg könne ihn in einen Abgrund führen. Aus dem Cañon war nichts mehr zu hören; sein eigenes lautes Tappen und Scharren beherrschte seine Ohren. Dennoch blieb er nicht stehen. Das Drängen der gebotenen Eile, der Druck des herzlosen Steins, der über seinem Nacken lastete, trieben ihn immer weiter.
    Nach wie vor war Lena kein Zeichen einer Erholung anzumerken. Sie stolperte dahin, bewegte sich nur infolge des tätlichen Zwangs, den er ausübte, stieß ständig an die Wand des Tunnels, schrammte daran entlang; doch ihr Arm in seinem Griff war schlaff. Er konnte sie nicht einmal noch atmen hören. Er schleifte sie mit wie ein schwachsinniges Kind. Zu guter Letzt endete der Tunnel. Urplötzlich verschwand der Stein, und Covenant taumelte in ein Dickicht. Die Äste und Zweige peitschten ihn, als sei er ihr Erzfeind. Seine Augen mit dem Unterarm schützend, pflügte er sich hindurch, bis er ins Freie gelangte, in den Zähnen des Windes schwitzend.
    Die Nacht war so schal und finster, daß es kaum schlimmer hätte sein können. Aber im Gegensatz zur pechschwarzen Dunkelheit im Tunnel konnte er die Umgebung immerhin unterscheiden, wenn auch undeutlich. Er und Lena standen unter einem hoch emporragenden Felshang. Gesträuch und Gestrüpp bedeckten einen Großteil des Geländes zu Füßen des Abhangs; darunter neigte sich kahler Untergrund bis hinab zu den Ebenen von Ra.
    Er verharrte im Wind, der so scharf wie eine Sichel schnitt, und versuchte die Situation zu durchdenken. Der Tunnel war an dieser Seite durch Dickicht und Gehölz gut getarnt, aber nichtsdestoweniger mußten die Ramen hier Posten aufgestellt haben. Wo waren sie? Er sah niemanden und hörte nichts als den Wind. Er fühlte sich versucht zu rufen, aber die eisige Leere der Nacht schreckte ihn ab. Falls die Ramen unterlagen, war es für die Marodeure kein Problem, ihm durch den Tunnel zu folgen; Höhlenschrate und Urböse konnten solche Stollen auch im Finstern ohne Umstände bewältigen. Womöglich lauerten bereits Urböse irgendwo im Dickicht.
    Nach Norden, dann ostwärts , hatte Bannors Empfehlung gelautet. Er wußte, es galt

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