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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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die Flucht so schnell wie möglich fortzusetzen. Aber er verfügte über keinerlei Proviant – keine Lebensmittel, keine Decken, nichts zum Feuermachen. Selbst wenn man sie nicht verfolgte, konnten sie kaum darauf hoffen, daß sie inmitten dieser Kälte überlebten. Wenn Bannor und der Riese nicht in Kürze zu ihnen stießen, waren er und Lena erledigt.
    Doch Bannor hatte versichert, sie würden sie einholen. Zu spät , redete er sich ein, um seine Entschlußkraft zu stabilisieren, es ist zu spät, um sich jetzt noch Sorgen um die Durchführung des Unmöglichen zu machen. Von Anfang an war alles völlig unmöglich. Aber nur immer weiter. Zumindest erst einmal fort aus diesem Wind.
    Er rückte Lena an seine linke Seite, schlang den Arm um sie und schlug durch die widernatürlichen Wallungen des Winters die nördliche Richtung ein.
    Er beeilte sich, sosehr er konnte, stützte Lena, schaute sich häufig furchtsam über die Schulter um, für den Fall, daß man sie verfolgte. Sobald er links in den Hügeln eine Bresche bemerkte, sah er sich vor einer schwierigen Entscheidung: Bannor und Schaumfolger würden ihn erheblich leichter aufspüren können, wenn er am Rande der Ebenen blieb, aber wenn er den Weg durch die Berge nahm, war die Chance größer, daß sich Schutz und Aliantha finden ließen. Nach einem Moment qualvollen Überlegens entschied er sich für die Berge. Er mußte auf die weidmännische Fährtensuchergeschicklichkeit seiner Freunde bauen; an erster Stelle galt seine Sorge Lena.
    Er klomm mühselig die Bresche hinauf, mußte seine Begleiterin halb tragen. Sobald die ersten Höhenkuppen hinter ihnen lagen, entdeckte er ein kleines Tal, das nordwärts führte und sie in gewissem Umfang vorm Wind schützte. Aber er verzichtete vorerst auf einen Halt; er fühlte sich noch nicht weit genug vom Tunnel entfernt. Statt dessen führte er Lena durch das Tal und danach in die jenseitige Berglandschaft.
    Unterwegs bemerkte er rein zufällig einen ziemlich zerzausten Aliantha -Strauch. Er trug nur ein paar Beeren, doch die bloße Tatsache seines Vorhandenseins in dieser Gegend ermutigte Covenant etwas. Er aß zwei Beeren und versuchte, den Rest Lena zu geben. Aber weder sah sie die Aliantha , noch hörte sie sein gutes Zureden; all ihre Sinne waren wie abgeschaltet.
    Folglich verzehrte er auch die übrigen Schatzbeeren selbst, damit sie nicht verschwendet seien, dann geleitete er Lena zum Tal hinaus. Für längere Zeit ließ sich kein leichter Weg durch die Berge entdecken. Er bemühte sich, in allgemein nördlicher Richtung zu bleiben, suchte nach entsprechenden Tälern oder Pfaden, aber das Terrain wollte ihn hartnäckig nach Osten lenken hinab in die Ebenen. Nun fror ihm im Bart wieder der Schweiß, und langsam erstarrte im eisigen Wehen des Windes seine Muskulatur. Wenn ein Windstoß Lena direkt traf, schauderte sie zusammen. Schließlich nahm die Notwendigkeit, ihr dagegen irgendeinen Schutz zu bieten, in seinen Überlegungen einen gebieterischen Charakter an. Als er unten im Ödland einen besonders dunklen Schatten erspähte, der nach so etwas wie einem Einschnitt im Gelände aussah, kehrte er den Höhenzügen den Rücken und stieg hinunter.
    Er hatte sich nicht getäuscht. Es handelte sich um einen trockenen Wasserlauf mit steilen Wänden. Stellenweise waren seine Seiten über drei Meter hoch. Über eine unebene Halde führte er Lena in die einem Wadi ähnliche Rinne und in den Windschutz der jenseitigen Wand, setzte sie dort rücklings gegen die erstarrten Lehmschichten. Angestrengten Blicks betrachtete er sie inmitten der Düsternis, und ihre Verfassung bereitete ihm äußerste Beunruhigung. Mittlerweile zitterte sie unablässig; ihre Haut war kalt und klamm. Ihr Gesicht spiegelte keinerlei Erkennen wider, kein Bewußtsein davon, wo sie war oder was mit ihr geschah. Kräftig massierte er ihre Handgelenke, aber ihre Gliedmaßen blieben schlaff, als habe die Kälte aus ihren Knochen das Mark verdrängt. »Lena!« rief er, dann nochmals und lauter: »Lena!« Sie gab keine Antwort. Matt lehnte sie an der Lehmwand, als sei sie dazu entschlossen, lieber zu erfrieren, als sich mit der Tatsache abzufinden, daß der Mann, den sie liebte, ein Mörder war. »Lena!« flehte er sie grob an. »Zwing mich nicht dazu! Ich möcht's nicht wieder tun!«
    Sie reagierte nicht. Das unregelmäßige Ächzen und Röcheln ihres Atems gab keinen Anhaltspunkt, dem sich hätte entnehmen lassen, daß sie ihn gehört hatte. Sie sah so

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