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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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nichts im Vergleich zum Mirakel von Elenas Rückkehr. Er hatte sie geliebt und verloren. Ihr Tod von den Händen des toten Kevin Landschmeißers hatte seinen zweiten Aufenthalt im Land beendet. Doch nun stand sie vor ihm, kaum zehn Meter entfernt. Sie lächelte.
    Ein Schauder der Freude durchfuhr ihn. Die Liebe, die sein Herz fortwährend gequält hatte, seit sie gefallen war, schwoll nun in ihm empor, bis er meinte, er müsse zerspringen. Blut strömte aus seinen Augen wie Tränen. Die Freude schnürte ihm die Kehle zu, so daß er kein Wort herausbrachte. Halb blind, halb von Tränen geblendet, schüttelte er seine Verdutztheit ab und ging auf sie zu, als wolle er sich vor ihr niederwerfen und ihre Füße küssen.
    Ehe er die Hälfte des Abstands überwunden hatte, vollführte sie mit dem Stab eine knappe Bewegung, und sofort traf ihn ein Energieblitz. Er prellte ihm die Luft aus den Lungen, warf ihn mit Händen und Füßen auf den harten Erdboden.
    »Nein«, sagte sie leise, fast nachsichtig. »Alle deine Fragen sollen beantwortet werden, bevor ich dich erschlage, Thomas Covenant, Ur-Lord und Zweifler ... Geliebter.« Auf ihren kalten Lippen widersprach das Wort ›Geliebter‹ seinem Sinn. »Aber du wirst mich nicht anrühren. Du wirst dich nicht nähern.«
    Ein gewaltiges Gewicht schien auf Covenants Schultern zu ruhen, drückte ihn an den Boden.
    Er schnappte nach Atem, aber als es ihm gelang, Luft in seine Lungen zu keuchen, bekam sie ihm, als atme er reinen Pesthauch ein. Die Atmosphäre ringsum stank nach ihrer Gegenwart. Sie verpestete die Luft wie Aas. In einem Umfang, der ihn weit in den Schatten stellte, stank sie genau wie er, stank ... nach ... Lepra!
    Er zwang sich dazu, den Kopf zu heben, starrte sie, während er röchelte, unter der überströmenden Kluft seiner Stirnwunde an.
    Mit einem Lächeln, das einem hämischen oder scheelen Grinsen ähnelte, streckte sie ihre linke Hand aus und öffnete sie, so daß er in der Handfläche seinen weißgoldenen Ehering liegen sehen konnte.
    Elena! Er würgte stumm. Elena! Er fühlte sich, als ob ihn unbarmherzige Tatsachen mit ihrem Gewicht zermalmten. Ebenso flehentlich wie aussichtslos versuchte er, sich nach ihr zu strecken, aber sie lachte nur gleichgültig, als führe er zu ihrem Vergnügen eine schlechte Posse der Tölpelhaftigkeit auf.
    Ein längerer Moment verstrich, ehe sein Grausen so weit nachließ, daß er sie deutlich sehen konnte, und während er in seiner Fassungslosigkeit auf der Erde herumkroch, schimmerte sie vor ihm so unnahbar wie eine Seele aus purem Smaragd. Langsam jedoch normalisierte sich seine Sicht. Wie ein wiedergeborener Phönix war sie in grüner Lieblichkeit erblüht. Doch in irgendeiner Beziehung erinnerte sie ihn an das Gespenst Kevin Landschmeißers – an einen Geist, den Befehle von unabweisbarer Grausamkeit aus seinem friedlosen Grab gezerrt hatten. Ihr Gesichtsausdruck war so ruhig, wie Macht es bewirken konnte; sie strahlte Triumph und Dekadenz aus. Aber ihre Augen waren vollkommen glanzlos, dunkel. Sie sahen aus, als wäre die Zweigleisigkeit, die Fehlgerichtetheit ihres Blicks vollständig auf den jenseitigen Pol umgeschlagen, fort von allen wahrnehmbaren Dingen rundum. Sie schien nicht zu sehen, wo oder wer sie war, was sie tat; ihr Blick war völlig auf etwas anderes geheftet, auf das Geheimnis, das sie vorwärtstrieb.
    Sie war zur Dienerin des Verächters geworden. Während sie da mit dem Stab des Gesetzes und dem Ring in ihren Händen stand, bannten Lord Fouls Augen sie wie die Augen einer Schlange.
    In ihrer verunstalteten Schönheit sah Covenant das Schicksal des ganzen Landes voraus. Es würde seine Ansehnlichkeit behalten, damit Lord Foul seine Verhunzung noch raffinierter auskosten könnte – und es würde krank bis ins Mark sein.
    »Elena«, röchelte er, verstummte sofort, würgte infolge ihres Gestanks. »Elena. Schau mich an!«
    Mit einer geringschätzigen Kopfbewegung kehrte sie ihm den Rücken, trat ein oder zwei Schritte näher zur steinernen Säule. »Triock«, befahl sie unbekümmert, »beantworte des Zweiflers Fragen. Ich wünsche nicht, daß er in Unwissenheit verharrt. Seine Verzweiflung wird für den Meister ein vortreffliches Geschenk sein.«
    Sofort trat Triock vor, stellte sich so hin, daß Covenant ihn sehen konnte, ohne sich gegen das Gewicht stemmen zu müssen, das ihn niederhielt. Die finstere Miene des Steinhauseners war unverändert, kein Muskel, keine Falte seiner Vehemenz waren gelindert,

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