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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Seuchenherd, als sei zuletzt sogar sein Körper zur Kränkung der fundamentalen Gesundheit des Landes geworden. In gewisser Hinsicht war das eine noch schwerere Verletzung des Landes als der Winter des Verächters – oder dieser Gestank konnte als Krönung des üblen Windes gelten, als Höhepunkt von Lord Fouls Absichten. Diese seine Absichten würden ihre Vervollständigung erhalten, sobald seine Krankheit zum Bestandteil des Windes geworden war, wenn Eis und Leprose gemeinsam die letzte Lebenskraft des Landes auslöschten.
    Da verstand er in urplötzlicher intuitiver Aufwallung sein Gefühl des Beraubtseins. Er erkannte die Art seines Verlusts. Ohne zwecks Bestätigung seiner Einsicht hinschauen zu müssen, spürte er, daß man ihm seinen Ring abgenommen hatte; er fühlte sein Fehlen wie eine Wunde.
    Die Machenschaften des Verächters waren komplett. Die Zwänge und Ausflüchte, die Covenants Erlebnisse im Lande bestimmt hatten, trugen jetzt ihre Frucht. Wie ein vom Weltübel-Stein deformierter Baum trug er nun die Frucht dieses seines ausweglosen Endes. Die wilde Magie befand sich nun unter Lord Fouls Einfluß.
    Eine Anwandlung von Gram überwältigte Covenant. Die Ungeheuerlichkeit des Verderbens, das er übers Land gebracht hatte, flößte ihm Entsetzen ein. Seine Brust krampfte sich vor Kummer zusammen, er krümmte sich, den Tränen nah.
    Aber ehe er seiner Pein irgendwie Erleichterung verschaffen konnte, ging Triock erneut auf ihn los. Der Steinhausener packte ihn an den Schultern seines Gewands und schüttelte ihn, bis ihm schier die Knochen klapperten. »Wach auf!« schnob Triock bösartig. »Deine Zeit ist kurz. Meine Zeit ist auch kurz. Ich gedenke keine Zeit zu vergeuden.«
    Einen Moment lang war Covenant zu allem außerstande; Umnachtung, Fassungslosigkeit und Trauer lähmten ihn. Doch dann erzeugte Triocks genüßliche Gewalttätigkeit Funken im vergessenen Zunder von Covenants altem Groll. Ärger ließ ihn aufzucken, gab ihm die Gewalt über seine Muskulatur zurück. Er wand sich in Triocks Zugriff, stemmte ein Bein und einen Arm auf die Erde. Triock ließ ihn los, und er rappelte sich wacklig auf, schnaufte mühsam. »Hölle und Verdammnis! Rühr mich nicht an, du ... du Wütrich!«
    Kaum stand Covenant aufrecht, da trat Triock vor ihn und schleuderte ihn mit einem wuchtigen Hieb erneut der Länge nach in den Dreck. »Ich bin kein Wütrich!« brüllte er, als er über Covenant stand, in äußerstem Zorn. »Ich bin Triock, Thulers Sohn! Der Mann, der Lena, Atiarans Tochter, geliebt hat! Der Mann, der an die Stelle des Vaters für Elena trat, Lenas Tochter, weil du sie im Stich gelassen hast! Du vermagst dich über keine Prügel zu beschweren, die ich dir zu verabreichen beliebe!«
    Daraufhin hörte Covenant wieder Gelächter, aber er konnte nach wie vor nicht erkennen, woher es kam. Triocks Hieb steigerte den Schmerz in seiner Stirn zur Qual; das Ausmaß der Folter beeinträchtigte sein Gehör. Aber als das Ärgste vorüber war, hatte er den Eindruck, daß sein Sehvermögen sich zu guter Letzt vollends klärte. Er zwang sich dazu, den Blick in Triocks Gesicht zu heben und es aufmerksam zu mustern.
    Der Mann war wieder verändert. Die seltsame Kombination von Abscheu und Gier, Zorn und Furcht war gewichen; er erweckte nicht länger den Eindruck, als setzte er das eigene Unbehagen raffiniert zur Tarnung ein. An die Stelle dieser Verzerrungen war eine unerhörte Erbitterung getreten, ein Zorn, den keine der vorherigen Beschränkungen noch mäßigte. Er war er selbst – und doch nicht er selbst. Die frühere Inständigkeit seines Blicks – die ausbalancierte Last seiner langen Bekanntschaft mit der Bitternis – war von unverhohlener Leidenschaft abgelöst worden. Nun waren seine Brauen überm Nasenrücken zu einem Knoten der Gewalttätigkeit zusammengerutscht; die jämmerlichen Kummerfalten an seinen Augenwinkeln waren so schroff wie tiefe Narben geworden; seine Wangen verkrampften sich in stets neuen Grimassen. Doch irgend etwas in den Augen selbst widerstrebte dem Fokus seiner Wut. Seine Augäpfel waren glasig, irgendwie milchig, wie von Katarakten durchsetzt, und sie pochten von nutzloser Eindringlichkeit. Er sah aus, als sei er im Erblinden begriffen.
    Sein Anblick ließ Covenants eigenen Ärger unangebracht wirken, verfehlt. Vor ihm stand eines seiner Opfer. Er besaß keine Rechtfertigung für Ärger. »Triock!« stöhnte er, weil ihm nichts anderes einfiel. »Triock ...!«
    Der Steinhausener

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