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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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ein besserer Diener des Meisters als jeder Wütrich. In den Händen von Turiya oder Moksha müßte diese Macht Aufbegehren erzeugen. Mit wilder Magie zu Gebote wollte jeder Wütrich den Meister zu stürzen versuchen, wann immer es machbar wäre, und im Thronsaal zu Ridjeck Thome einen neuen Thron errichten. Elena jedoch wird nicht aufbegehren. Sie wird die wilde Magie nicht verwenden, um sich zu befreien. Sie ist von den Toten zurückgerufen worden, und ihr Dienst ist rein!«
    Er schäumte das Wörtchen ›rein‹ hervor, als sei es die scheußlichste Beleidigung. Doch sie stand eindeutig über ihm, war sicher in ihrer Macht und ihrem Triumph. Sie lächelte nur ansatzweise, amüsiert durch sein Schimpfen, und setzte ihre Vorbereitungen fort.
    Sie trat vor den Monolithen, Covenant und Triock den Rücken zugewandt. Er ragte über ihr auf, als wolle er im nächsten Moment kippen und sie zerschmettern, aber ihr ganzes Benehmen schloß jedes Vorhandensein von Gefahr aus. Mit dem Stab und dem Ring war sie jeder Macht im Lande überlegen. In strahlender Machtfülle hob sie ihre Hände, reckte den Stab des Gesetzes und den Weißgoldring in die Höhe. Die Ärmel rutschten von ihren Armen. Exaltiert und mit einem Jauchzen rauschhafter Siegesgewißheit stimmte sie einen Gesang an, der ihre Attacke gegen den Koloß am Wasserfall einleitete.
    Ihr Gesang tat Covenants Ohren weh, steigerte die Qual seiner Hilflosigkeit. Er konnte ihre Absicht nicht dulden, aber ebensowenig verhindern; ihr Gebot hielt ihn auf den Knien wie Ketten der Demütigung. Obwohl nur ein Dutzend Meter sie von ihm trennten, konnte er sie nicht erreichen, nicht gegen ihr Vorhaben einschreiten.
    Seine Gedanken rasten wie verrückt, suchten nach Alternativen. Er durfte die Zerstörung des Kolosses nicht zulassen. Er mußte irgendeinen Ausweg finden.
    »Schaumfolger!« krächzte er verzweifelt. »Ich weiß nicht, was mit dir passiert ist ... ich habe keine Ahnung, wie's mit dir steht. Aber du mußt dich wehren! Du bist ein Riese! Du mußt sie aufhalten! Versuch sie aufzuhalten! Schaumfolger! Bannor!«
    Die Wütriche reagierten auf sein Flehen mit höhnischem Gelächter. »Du bist ein Tor, Thomas Covenant!« schnauzte Triock, ohne den Blick von Elena zu wenden. »Sie können dir nicht helfen. Zwar sind sie zu stark, um gemeistert zu werden – wie ich gemeistert worden bin –, aber andererseits sind sie zu schwach, um ihre eigenen Herren zu bleiben. Deshalb hat sie die beiden mit der Macht des Stabes gefangengesetzt. Der Stab des Gesetzes unterdrückt jegliches Aufbäumen. Damit ist bewiesen, daß das Gesetz der Bosheit nicht widerstehen kann. Wir alle sind unwiderruflich unterworfen.«
    »Du nicht!« widersprach Covenant mit Nachdruck. Er stemmte sich gegen den Druck auf ihm, bis er befürchtete, seine Lungen würden platzen, aber es gelang ihm nicht, sich freizumachen. Ohne seinen Ring fühlte er sich verkrüppelt, als seien ihm Arme und Beine amputiert worden. Ohne ihn wog er in der Waagschale, die das Schicksal des Landes beeinflußte, weniger als nichts. »Du nicht!« röchelte er noch einmal. »Ich hör's dir an, Triock! Du! Dich fürchtet sie nicht ... dich hat sie nicht so im Gewahrsam! Triock! Halt sie auf!«
    Wieder lachten die Wütriche. Aber diesmal hörte Covenant, daß ihre Stimmen gepreßt klangen. Er kämpfte unverdrossen gegen seine Gefangenschaft, und er schaffte es, den Kopf weit genug zu drehen, daß er Whane und Lal sah.
    Noch immer bewahrten sie sicheren Abstand vom Koloß. Keiner von beiden machte irgendwelche Anstalten, Covenant zu behindern oder Elena zu unterstützen. Beide kicherten weiter, als seien sie völlig außer sich geraten. Aber es war unübersehbar, daß sie Mühe hatten. Ihre Lippen waren weiß und verspannt; vor Anstrengung perlte ihnen Schweiß über die Gesichter. Mit allem lange überlieferten Stolz rangen die Ramen in ihnen darum, sich zu befreien.
    Und hinter ihnen kämpften nun auch Schaumfolger und Bannor wieder um Freiheit. Irgendwie hatten die beiden genug Kraft aufgebracht, um sich ein bißchen zu bewegen. Schaumfolgers Kopf war gesenkt, eine Hand auf sein Gesicht gepreßt, als versuche er, seinen Schädel zu verformen. Bannors Finger regten sich an seinen Seiten wie Klauen; sein Gesicht war verzerrt, zeigte die Zähne. Mit der Kraft der Verzweiflung widersetzten sie sich Elenas Einfluß.
    Ihre Qual machte auf Covenant einen furchtbaren Eindruck – fürchterlich und hoffnungslos. Wie die Ramen befanden sie sich

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