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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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an beiden Enden des Gangs Gabelungen zu unterscheiden.
    Das trübe Licht kam vom nächtlichen Himmel. An einer Seite, über einer der Felswände, glomm ein düster roter Glanz – der Schein eines fernen Feuers. Die Luft war verräuchert und schweflig: wäre es nicht zu kalt gewesen, hätte Covenant gemutmaßt, sie befanden sich bereits in der Nähe der Glutasche.
    Sobald er sich dessen vergewissert hatte, daß der Gang leer war, rief er gedämpft nach Schaumfolger. Mit einem Ruck schob der Riese Kopf und Schultern durch die Öffnung in den Felsspalt, dann wand er sich vollends heraus. Einen Moment später stand er an Covenants Seite.
    »Das sind die Kurash Quellinir«, flüsterte er, während er Umschau hielt, »die Zerspellten Hügel. Wenn ich mich nicht ganz und gar täusche, sind wir weitab von jenem Pfad, den uns Bannor gewiesen hat. Ohne den Beistand der Jheherrin hätten wir alle Mühe gehabt, unseren Weg zu finden.« Dann winkte er Covenant, damit er ihm folge. »Bleib hinter mir! Sollten wir entdeckt werden, muß ich wissen, wo du bist.«
    Er huschte so geschmeidig vorwärts, als sei er ausgeruht und verspüre große Lust zum Versteckspielen, und schlug die Richtung auf den Feuerschein ein; Covenant humpelte auf bloßen, gefühllosen Füßen hinterdrein. Dicht vorm Ende des Gangs preßten sie sich vorsichtig an die Wand. Covenant hielt den Atem an, während Schaumfolger um die Ecke lugte. Im nächsten Augenblick gab der Riese ein Zeichen. Sie hasteten beide in den angrenzenden Gang, nahmen die Abzweigung mit dem roten Glanz darüber am Himmel.
    Dieser zweite Gang war länger als der vorherige. Und danach verlief ihr Weg immer verwundener, verschlungener; sie gerieten in Gegenrichtung, bogen wieder und wieder ab und um, wanden sich durch den schwarzen, schroffen Fels wie gemarterte Schlangen. Binnen kurzem verlor Covenant völlig die Orientierung. Ohne die Hinweise des Jheherrin hätte er ständig die Versuchung verspürt, die Richtung zu korrigieren, anscheinmäßiges Abirren zu berichtigen. Wieder einmal sah er ein, wie sehr sein Überleben vom Anfang an von anderen Leuten abgehangen hatte. Atiaran, Elena, Lena, Bannor, Triock, Mhoram, die Jheherrin – ohne sie wäre er nicht vom Fleck gekommen, hätte er nicht das geringste zustande gebracht. Als Gegenleistung für seine Brutalität, seinen Grimm, seine verstockte Unverbesserlichkeit hatten sie ihn am Leben gehalten, diesem Leben einen Sinn verliehen. Und nun war er vollkommen von Salzherz Schaumfolger abhängig. Für einen Lepraleidenden war das kein besonders gutes Omen.
    Unter der Vorherrschaft verhängnisvoller Vorzeichen schleppte er sich weiter. Seine Wunde glich einer Last, unter der er nicht länger den Kopf aufrecht zu tragen vermochte; der Schwefelgeruch schien seine Lungen auszutrocknen. Mit der Zeit begann er, sich benommen und abgestumpft zu fühlen, als irre er umnachtet umher.
    Dennoch bemerkte er hinter einer scharfen Biegung eines Korridors eine plötzliche Aufhellung. Sie war flüchtig – wie das Öffnen und Schließen einer Tür –, aber sie weckte schlagartig seine Wachsamkeit. Er begleitete die Beine des Riesen wie ein Schatten, als sie sich der Biegung näherten.
    Von jenseits der Biegung hörten sie kehlige Stimmen. Covenant zuckte beim Gedanken an Verfolger zusammen, faßte sich jedoch sofort wieder. Den Stimmen fehlte es an der Hast oder Verstohlenheit einer Verfolgung.
    Schaumfolger schob den Kopf um die Ecke, und darunter kauerte sich Covenant zusammen, um gleichfalls nachzuschauen.
    Der Gang mündete in einen weiten, freien Platz, den zwei kleine Steine schwach mit Steinlicht erhellten, einer neben jedem Zugang zum Platz. An der jenseitigen Wand, ziemlich genau auf halber Strecke zwischen den beiden Steinen, stand eine schaurige, düstere Bande halbmenschlicher Kreaturen. Covenant zählte zehn davon. Sie hielten Speere, standen in lockerer oder müder Haltung herum und sprachen mit gedämpften, rauhen Stimmen miteinander. Schließlich kehrten sich fünf von ihnen zur Wand. Der Stein öffnete sich, so daß rotes Licht herausfiel. Covenant erspähte hinter der Öffnung einen langen Stollen. Die fünf Kreaturen traten ein, und der Fels schloß sich hinter ihnen. Die steinerne Pforte fügte sich so glatt und fugenlos in den Fels, daß kein Spalt, kein Lichtschimmer die Existenz des Stollens verriet.
    »Ablösung der Wache«, flüsterte Schaumfolger. »Ein Glück, daß uns der Lichtschein gewarnt hat.«
    Nachdem die Pforte

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