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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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knurrte er lautlos. Ja! »Aber ihr ...«, setzte er barsch zu einer Erwiderung an. »Einige von euch haben behauptet, es sei unmöglich. Es wäre undurchführbar.«
    »Undurchführbar«, wimmerte das Kriechwesen. »Des Erschaffers Gänge unter den Kurash Quellinir werden bewacht. Die Kurash Quellinir selbst sind ein Irrgarten. Die Feuer der Gorak Krembal schützen des Erschaffers Hort. Unter seinem Dach wimmelt's von Bösem und Geschmeiß. Wir haben's gehört. Der Erschaffer hat keine Geheimnisse.«
    »Dennoch habt ihr uns geholfen.« Die Stimme des Riesen klang nachdenklich. »Ihr habt des Erschaffers Zorn gewagt. Das habt ihr nicht aus einem geringfügigen Grunde gemacht.«
    »Das ist wahr.« Der Sprecher erregte den Eindruck, als fürchte er, was Schaumfolger als nächstes sagen würde.
    »Sicherlich vermögt ihr uns noch auf andere Art und Weise Beistand zu gewähren.«
    »Ja ... ja. Vom Gorak Krembal sprechen wir nicht ... dort gibt's nichts. Aber wir kennen die Wege und Stege der Kurash Quellinir. Und ... und auch in des Erschaffers Hort ... gibt's etwas, das ... Aber ...« Der Sprecher verstummte, schwieg.
    »Aber solche Hilfe ist nicht der Grund für die Unterstützung, welche ihr uns bereits habt zuteil werden lassen«, konstatierte Schaumfolger mit fester, ruhiger Stimme. »Ich bin nicht taub, Jheherrin , und nicht blind. Eine andere Veranlassung hat euch dazu bewogen, dies Wagnis auf euch zu nehmen.«
    »Die Sage ...«, röchelte der Sprecher. Doch dann schlängelte er sich davon, um mit den Kreaturen hinter ihm zu beraten. Eine Diskussion aus eindringlichem Geflüster entwickelte sich, während deren Verlauf Covenant versuchte, seine Ahnung einer bevorstehenden Krise im Griff zu behalten und sich davon nicht in Panik bringen zu lassen. Aus irgendeinem obskuren Grund hoffte er, die Kreaturen würden sich weigern, über ihre Legenden zu reden.
    »Sprecht!« sagte jedoch mit deutlichem Vorsatz Schaumfolger, als das Kriechwesen sich ihnen wieder zuwandte.
    Eine Stille der Furcht schien die Höhle mit Echos zu erfüllen. »Wir werden sprechen«, sagte das Kriechwesen, und sofort war die Luft von einem Chor kreischender Stimmen erfüllt. Mehrere Dutzend Jheherrin ergriffen die Flucht, weil sie sich nicht dazu imstande fühlten, das Wagnis mitzuerleben. »Wir müssen's. Es gibt keinen anderen Weg.«
    Das Kriechwesen kam noch um ein Stückchen näher, erschlaffte dann schlabbrig am Felsboden und keuchte, als leide es an Atemnot. Doch im nächsten Moment hob es seine zittrige Stimme und fing an zu singen. Es sang in einer fremdartigen Sprache, die Covenant nicht verstand, und die Höhen fielen aus lauter Furcht so unsicher aus, daß er nicht einmal eine Melodie heraushören konnte. Trotzdem spürte er – mehr durch die Art, wie die Jheherrin lauschten, als durch den Gesang selbst – etwas vom kraftvollen Gehalt des Liedes, der Anziehungskraft, die es auf die Kreaturen ausübte. Ohne irgend etwas zu verstehen, fühlte er sich gerührt.
    Es handelte sich um ein kurzes Lied, als hätten lange Zeitalter des Grauens oder Mißbrauchs es auf sein bloßes Gerüst heruntergebracht. »Nun die Sage«, kündete der Sprecher, sobald er damit fertig war, matt an. »Die einzige Hoffnung der Jheherrin – der einzige Bestandteil unseres Lebens, der kein Erschaffer-Werk ist, der einzige Sinn. Es heißt, daß die entfernten Vorfahren der Jheherrin , die Nichterschaffenen, selbst Erschaffer gewesen sein sollen. Doch sie waren nicht unfruchtbar, wie er's ist – wie wir's sind. Sie besaßen keinen Anlaß, mit fremdem Fleisch zu züchten. Aus ihren Leibern kamen Junge, die ihrerseits aufwuchsen und Junge hervorbrachten. So erfuhr die Welt eine fortwährende Erneuerung in Festigkeit und Erfrischung. Solche Dinge sind unvorstellbar. Aber die Erschaffer waren voller Makel. Manche waren schwach, andere blind, wieder andere unbesonnen. In ihrer Mitte kam der Erschaffer zur Welt, ohne Samen und erbittert, und sie vermochten nicht zu erkennen und zu fürchten, was unter ihnen geschah. Daher verfielen sie seiner Macht. Er machte sie zu seinen Gefangenen und sperrte sie in die entlegenste Tiefe seines Horts, und dort begann er mit ihnen sein Werk, Heere zu erschaffen. Wir sind die letzten Abkömmlinge jener mit Makel behafteten Unerschaffenen. Die letzten Reste ihres Lebens sind in uns erhalten geblieben. Zur Strafe für ihren Makel sind wir dazu verurteilt, in Elend, steter Wachsamkeit und ewiger Furcht durch die Gänge der Erde zu

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