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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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er die Nässe, die das Wallen der Hitze in seinen Augen erzeugte, fortgeblinzelt hatte, sein Ausblick weniger verwaschen war, da erkannte er, der Lavastrom war keine fünfzig Meter breit. Allerdings konnte er auf der anderen Seite nichts als einen schmalen Streifen Asche erspähen. Das heiße, rote Leuchten ließ alles andere in den Schatten zurückweichen, hüllte es in Dunkelheit, so daß die Nacht jenseits des Lavastroms so schwarz und abgründig wirkte wie das aufgesperrte Maul der Hölle.
    Angesichts dieser Aussicht, bei dem Gedanken, daß jenseits dieser unpassierbaren Glut ebenso unnahbar wie mörderisch Fouls Hort stand, stöhnte er auf. Die Glutasche war unüberwindbar. Hier zerfielen alle seine Vorsätze und der Sinn seiner Qualen zu nichts. Da riß das Echo von lauten Stimmen ihn herum. Er erwartete, Kreaturen aus dem Labyrinth schwärmen zu sehen.
    Das Krakeelen verstummte, als die Verfolger in einen weniger resonanten Teil des Irrgartens vordrangen. Aber sie konnten unmöglich weit entfernt sein. »Schaumfolger«, rief Covenant, und trotz seiner Bemühungen, sie in der Gewalt zu behalten, klang seine Stimme vor Furcht brüchig. »Was machen wir jetzt?«
    »Vernimm meine Worte!« entgegnete Schaumfolger. Ein Fieber der Dringlichkeit hatte ihn heimgesucht. »Wir müssen hinüber – bevor man uns sieht. Solltest du gesehen werden – sollte der Seelenpresser erfahren, daß du die Glutasche überquert hast –, wird er dich drüben hetzen lassen. Dann wird er dich ergreifen.«
    »Überqueren?« Covenant starrte ihn fassungslos an. »Ich?«
    »Werden wir nicht gesehen, wird er nicht ahnen, was wir getan haben. Er wird wähnen, du seist andernorts im Irrgarten. Dann wird er dich dort suchen lassen, nicht im Vorland von Ridjeck Thome.«
    »Das überqueren? Bist du verrückt? Wofür hältst du mich?« Covenant vermochte nicht zu glauben, was er hörte. In der Vergangenheit hatte er unterstellt, Schaumfolger und er könnten die Glutasche irgendwie, auf diesem oder jenem Weg, überwinden, aber bei dieser Annahme hatte er sich keinen derartigen Lavastrom rund um Fouls Bau vorgestellt, war er sich der tatsächlichen Gewaltigkeit des Hindernisses nicht bewußt gewesen. Nun begriff er seine Einfalt. Er war sicher, träte er der Lava noch zwei Schritte näher, müßte seine Haut zu verkohlen beginnen.
    »Nein«, erwiderte Schaumfolger. Seine Stimme war heiser von Verhängnissen. »Ich habe vielmehr danach getrachtet, mich vorzubereiten. Es mag sein, daß ich hiermit das lange Unheil meines Lebens ausgleichen kann, bevor ich sterbe. Mein Freund, ich werde dich hinübertragen.« Unverzüglich hob er Covenant in die Höhe und setzte ihn auf seine breiten Schultern.
    »Laß mich herunter!« forderte Covenant. »Zum Teufel, was machst du da?«
    Der Riese wandte sich dem feurig verflüssigten Gestein zu. »Atme nicht!« befahl er grob. »Meine Kraft wird dir helfen, die Hitze zu ertragen, aber wenn du atmest, wird die Glut dir die Lungen versengen.«
    »Verdammnis, Riese! Laß mich hinab! Du wirst uns umbringen!«
    »Ich bin der letzte Riese«, schnauzte Schaumfolger. »Ich gebe mein Leben hin, wie's mir beliebt.«
    Ehe Covenant noch ein Wort äußern konnte, lief Schaumfolger den aschenen Strand hinunter zum Lavastrom der Glutasche. Am äußersten Rande des Aschestreifens sprang er mit gewaltigem Schwung auf das geschmolzene Gestein hinaus. Sobald seine Füße die Lava berührten, begann er mit all seiner enormen Kraft eines Riesen zum anderen Ufer zu laufen.
    Das rasche Eintauchen in die Hitze brachte Covenant fast ums Bewußtsein. Er hörte etwas wie ein fernes Geheul, aber mehrere Augenblicke vergingen, bis er merkte, daß es aus seiner eigenen Kehle kam. Das Feuer blendete ihn, löste in seinem Blickfeld alles in wüster Rotglut auf. Die Hitze fraß an ihm, als reiße sie ihm das Fleisch von den Knochen.
    Aber sie tötete ihn nicht. Vom Riesen floß ihm irgendeine Art von Feuerbeständigkeit zu. Und an seiner Halbhand pochte sein Ehering, als absorbiere er die Pein, lindere die Folter seines Fleisches.
    Er spürte, wie Schaumfolger unter ihm einsank. Die Lava war dicker, zähflüssiger als Schlamm oder Treibsand, aber mit jedem Schritt sank der Riese tiefer. Als seine langen, weiträumigen Schritte die Hälfte des Stroms überquert hatten, stand er bis über die Oberschenkel in der Lava. Aber er hielt aus. Covenant spürte seine Qual durch die Schultern des Riesen. Trotzdem stapfte Schaumfolger weiter vorwärts,

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