Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
aber als er unten landete, hechtete er vorwärts, wälzte sich unter ihn, riß ihm die Beine unterm Leib weg. Er stürzte in einem Wirrwarr von Gliedmaßen und Klingen nieder. Sofort warf sich Schaumfolger rittlings auf ihn. Er war so groß wie der Riese und möglicherweise erheblich stärker, überdies bewaffnet. Aber Schaumfolger hieb so gewaltig mit den Fäusten zu, drückte ihn so wirksam mit seinem Körpergewicht an den Boden, daß der Wächter keine entschiedene Gegenwehr leisten konnte. Nach einem wuchtigen Schlag Schaumfolgers – mit beiden Fäusten in den Nacken – erschlaffte er.
    Eilig ergriff der Riese eines der Schwerter, um ihn zu enthaupten.
    »Schaumfolger!« legte Covenant sein Veto ein. Schaumfolger erhob sich von der besinnungslosen Gestalt, drehte sich nach Covenant um, das Schwert mit einer Faust umklammert. »Töte ihn nicht.«
    »Das Geschöpf wird, wenn's erwacht, den ganzen Hort auf uns hetzen«, sagte der Riese, von der Anstrengung leicht außer Atem. Seine Miene war grimmig, aber nicht wild.
    »Es hat genug Mord und Totschlag gegeben«, erwiderte Covenant schwerfällig. »Ich habe die Nase voll.«
    Einen Moment lang erwiderte Schaumfolger Covenants Blick. Dann warf er den Kopf zurück und begann zu lachen.
    Plötzlich fühlte sich Covenant ganz schwach, so froh war er; fast gaben unter ihm seine Knie nach. »So ist es besser«, murmelte er erleichtert. Er lehnte sich an eine Wand des Eingangs und verschnaufte, erfreute sich unterdessen an der Heiterkeit des Riesen.
    Gleich darauf beherrschte sich Schaumfolger wieder. »Nun wohl, mein Freund«, sagte er gelassen. »Der Tod dieses Geschöpfs würde uns Zeit verschaffen – wertvolle Zeit, in der wir unser Werk zu vollbringen und sodann zu entfliehen vermöchten. Aber Flucht war nie unser vordringliches Sinnen.« Er ließ das Schwert neben den hingestreckten Wächter fallen. »Wenn seine Besinnungslosigkeit uns dazu verhilft, unser Ziel zu verwirklichen, ist uns zur Genüge geholfen. Mag die Flucht sich selbst den Weg erkämpfen.« Er lächelte verzerrt. »Doch spüre ich in meinem Herzen«, ergänzte er, »daß mir mit diesem Wams wohl gedient sein dürfte.« Er beugte sich über den Wächter, nahm ihm das Kleidungsstück ab und benutzte es, um die eigene Nacktheit zu umhüllen.
    »Da hast du recht«, sagte Covenant mit einem Seufzen. Er beabsichtigte keine Flucht. »Aber es ist sowieso nicht nötig, daß du ums Leben kommst. Hilf mir bloß diese Geheimtür finden – dann sieh zu, daß du dich verdrückst!«
    »Ich soll dich im Stich lassen?« Schaumfolger rückte das Wams, das ihm nicht besonders paßte, um seinen Leib zurecht, auf dem Gesicht einen Ausdruck des Widerwillens. »Wie könnte ich diesen Ort denn überhaupt verlassen? Ich werde keine nochmalige Durchquerung der Glutasche wagen können.«
    »Spring ins Meer ... schwimm weg! Ich habe keine Ahnung.« In Covenant verstärkte sich das Gefühl von Dringlichkeit; sie konnten es sich nicht leisten, am Eingang zu Fouls Hort herumzustehen, zu debattieren. »Bloß mach mich nicht für dich verantwortlich!«
    »Im Gegenteil«, erwiderte der Riese gleichmütig. »Ich bin's, der verantwortlich für dich ist. Ich bin dein Herbeirufer.«
    Covenant zuckte zusammen. »In dieser Beziehung habe ich keine Sorge.«
    »Das gilt auch für mich«, entgegnete der Riese mit einem Grinsen. »Aber mir mißfällt dies Reden vom Im-Stich-Lassen. Mein Freund ... ich bin mit derlei Angelegenheiten vertraut.« Ernst sahen sie einander an; im Blick des Riesen erkannte Covenant so deutlich, als werde es laut ausgesprochen, daß er für seinen Freund gar keine Verantwortung übernehmen konnte, keine Entscheidungen für ihn zu treffen vermochte. Er konnte nur Schaumfolgers Hilfe annehmen und dafür dankbar sein. Kummervoll stöhnte er auf, als er sich das Ergebnis vergegenwärtigte, das sich absehen ließ. »Dann wollen wir gehen«, sagte er in niedergeschlagener Stimmung. »Ich kann das alles nicht noch viel länger durchhalten.«
    Zur Antwort nahm der Riese seinen Arm, stützte ihn. Seite an Seite wandten sie sich zum finsteren, höhlenartigen Schlund des Eingangs. Seite an Seite drangen sie in die Düsternis von Fouls Hort ein.
    Zu ihrer Überraschung wich die Dunkelheit, sobald sie einen seltsamen Schleier von Verschwommenheit durchquert hatten. Dahinter sahen sie sich am schmalen Ende einer eiförmigen Halle. Vom einen bis zum anderen Ende war sie kühl erhellt, als ob in den Wänden grünes Eis aus den

Weitere Kostenlose Bücher