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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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einfach so durchlassen, auch wenn wir ihn noch so nett fragen.«
    »Ich habe diese Schwierigkeit erwogen.« In Umrissen legte Schaumfolger das Resultat seiner Überlegungen dar.
    Covenant dachte einen Moment lang nach. »Das ist alles ganz schön«, meinte er dann. »Aber was, wenn sie wissen, daß wir kommen? Wenn sie schon auf uns lauern ... drinnen?«
    Der Riese schüttelte den Kopf und erklärte, er habe eine Zeitlang in den Stein der Türme gelauscht. Er hatte nichts gehört, was auf eine Falle zu schlußfolgern erlaubte, nicht einmal irgend etwas, das darauf verwies, daß überhaupt irgend jemand sich in den Türmen aufhielt. »Vielleicht bezweifelt Seelenpresser, daß man sich ihm auf diesem Wege überhaupt nahen könne. Womöglich ist dieser Wächter die einzige Wache. Wir werden's bald erfahren.«
    »Ja, bald«, murrte Covenant. »Bloß sind mir Überraschungen zuwider. Man weiß nie, wann eine einem den ganzen Tag verdirbt.«
    »Vielleicht werden wir nunmehr dazu in die Lage versetzt«, sagte Schaumfolger mit breitem Grinsen, »dem Unheilbringer ein gerüttelt Maß seines Unheils zurückzubringen.«
    Covenant nickte. »Das will ich doch hoffen.«
    Gemeinsam schlichen sie zurück in die Nähe des Eingangs, dann trennten sie sich. Covenant befolgte die Anweisungen des Riesen und kroch durch das Geröll und die Felsbrocken, versuchte der Vorderseite des Eingangs möglichst nahe zu kommen, ohne bemerkt zu werden. Er ließ außerordentliche Vorsicht walten und beschrieb bei der Annäherung einen weiten Bogen. Als er die günstigste Stelle erreicht hatte, befand er sich noch immer gut vierzig Meter von der Befestigung entfernt. Dieser Abstand bereitete ihm Sorge, aber er sah keine Alternative. Es ging nicht darum, sich am Wächter vorbeizuschleichen, er hatte ihn nur abzulenken.
    Los, Covenant, los, komm! schalt er erbittert mit sich. Zieh die Sache durch! Hier haben Feiglinge nichts zu suchen.
    Er nahm einen tiefen Atemzug, verfluchte sich noch einmal, als sei dies seine letzte Gelegenheit, und trat aus seiner Deckung.
    Sofort spürte er, wie der Blick des Wächters ruckte und sich auf ihn heftete, aber er versuchte, nicht darauf zu achten, bemühte sich, den Weg zum Eingang mit einem Benehmen zurückzulegen, das wenigstens entfernt Unbefangenheit ähnelte. Die Hände auf dem Rücken gefaltet, pfiff er unmelodisch durch die Zähne vor sich hin und spazierte drauflos, als rechne er ernsthaft damit, Fouls Hort ohne größere Umstände betreten zu dürfen.
    Er mied den starren Blick des Wächters. Er empfand diesen Blick als durchdringend heiß genug, um seine Absichten zu durchschauen, ihn zu entlarven. Er bekam vor lauter Widerwillen eine Gänsehaut. Aber als er das Geröll verließ und den glatten Stein vorm Eingang betrat, zwang er sich dazu, aufzublicken und die Gestalt anzusehen.
    Unwillkürlich stockten seine Schritte, sein Gepfeife verstummte. Die gelbe Übelträchtigkeit in den Augen des Wächters erfüllte ihn mit Grausen und Bestürzung. Diese Augen schienen alles von ihm zu kennen, von seiner Haut bis zur Seele, und zugleich alles, was sie kannten, mit äußerster Geringschätzung zu betrachten. Für einen Sekundenbruchteil befürchtete Covenant, dies Wesen könne der Verächter in Person sein. Aber er wußte es besser. Wie so viele der Marodeure, die er gesehen hatte, bestand dies Geschöpf aus mißbrauchtem Fleisch – war es ein Opfer von Lord Fouls Betätigung mit dem Weltübel-Stein. Und seine Haltung bezeugte Unsicherheit.
    Indem er großspurig tat, näherte sich Covenant dem Eingang, bis er fast in der Reichweite der Schwerter war, die der Wächter in Bereitschaft hielt. Dort blieb er stehen, musterte die Gestalt einen Moment lang mit vorsätzlicher Umständlichkeit. Als er sie von den Köpfen bis zu den Füßen begafft hatte, erwiderte er erneut ihren eindringlichen Blick. »Verrat Foul nicht, daß ich hier bin!« sagte er dann mit aller Frechheit, zu der er sich in der Lage fühlte. »Ich möchte ihn überraschen.«
    Mit den beiden letzten Worten holte er blitzartig die Hände vom Rücken. Indem er den Ring am Zeigefinger seiner rechten Hand entblößte, sprang er vorwärts, als wolle er den Wächter mit einem Ausbruch wilder Magie angreifen.
    Der Wächter zuckte in Abwehrhaltung. Für einen Augenblick wandten sich alle drei Köpfe Covenant zu.
    Im selben Moment schwang sich Schaumfolger überm Eingang vom Dach des Bollwerks.
    Der Wächter befand sich außerhalb seiner unmittelbaren Reichweite;

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