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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Hinter der Brustwehr direkt unter und zwischen den beiden Türmen verborgen, riß er sich zusammen, um seine Atmung zu beruhigen, und versuchte, genug Mut für das einzige Vorgehen zu sammeln, das für ihn denkbar war – über die Brüstung in den Eingang zu springen und zu versuchen, dem Wächter davonzulaufen. Er war der Gestalt nun so nahe, daß er die Überzeugung verspürte, sie könne seinen Schweiß riechen, das Trudeln seiner Benommenheit und das mühsame Hämmern seines Herzschlags hören.
    Doch er vermochte sich nicht zu rühren. Unter den Türmen fühlte er sich vollkommen entblößt, obwohl er sich gewiß außerhalb des Sichtbereichs der Fenster befand; trotzdem brachte er es nicht fertig, nun zu handeln. Er hatte Furcht. Sobald er sich zeigte – sobald der Wächter ihn sah –, mußte Fouls Hort gewarnt sein. Schaumfolgers gesamte Anstrengungen und sein Opfergang, alle Hilfe der Jheherrin wären im Handumdrehen vertan. Er stünde allein gegen die ganze Verteidigung Ridjeck Thomes.
    Hölle und Verdammnis! fluchte er insgeheim. Komm, Covenant, los! Du bist Aussätziger – inzwischen müßtest du das alles längst gewohnt sein.
    Fouls Hort war ausgedehnt. Wenn es ihm gelang, den Wächter abzuhängen, konnte er der Gefangennahme möglicherweise für einige Zeit entgehen, vielleicht sogar die Geheimtür finden, von der die Jheherrin geredet hatten. Dies Wenn war nicht anders als jedes vorherige. Er war gefangen zwischen den Schwächen seiner Sterblichkeit und unabweisbaren Notwendigkeiten; längst war ihm die Fähigkeit abhanden gekommen, Kosten zu ermessen und Chancen abzuwägen.
    Er stemmte seine Hände auf den Stein, atmete einen Moment lang tief durch.
    Bevor er eine weitere Bewegung tun konnte, prallte etwas auf ihn, drückte ihn nieder. Er wehrte sich, aber eine eisenharte Umklammerung hielt seine Arme auf dem Rücken fest, Gewicht lastete auf seinen Beinen. Vor Wut und Furcht wollte er aufschreien. Eine Hand preßte sich auf sein Gesicht.
    Er war hilflos. Der Angreifer konnte ihm mit einem kurzen Ruck das Kreuz brechen. Aber die Hände sorgten bloß dafür, daß er ruhig blieb – sicherten ihre Gewalt über ihn, warteten darauf, daß er sich entspannte, sich unterwarf.
    Mit einer Anstrengung seiner Willenskraft ließ er seine Muskeln erschlaffen. Die Hand wich nicht von seinem Mund, aber die andere Faust drehte ihn rasch auf den Rücken.
    Er schaute in das freundliche, saubere Gesicht Salzherz Schaumfolgers auf.
    Der Riese machte eine Geste, die ihn zur Ruhe ermahnte, dann gab er ihn frei.
    Sofort schlang Covenant seine Arme um Schaumfolgers Hals, drückte ihn, klammerte sich um seinen starken Nacken wie ein Kind. Eine Freude wie ein Sonnenaufgang wusch alle Finsternis aus seinem Innern fort, beflügelte ihn zu neuer Hoffnung wie die helle, klare Dämmerung eines neuen Tages.
    Schaumfolger erwiderte die Umarmung einen Augenblick lang, dann löste er sich von Covenant und entfernte sich mit äußerster Vorsicht. Covenant folgte, obwohl seine Augen dermaßen voller Tränen waren, daß er nicht sah, wohin er sich bewegte. Der Riese führte ihn vom Bollwerk auf die andere Seite eines der beiden Türme. Dort waren sie vorm Wächter versteckt, und das Grollen der Brandung übertönte ihre Stimmen. »Ich bitte dich, vergib mir«, sagte Schaumfolger leise und mit frohem Lächeln. »Ich hoffe, ich habe dir keinen Harm getan. Ich habe nach dir Umschau gehalten, aber dich nirgendwo gesehen. Als du die Brustwehr erklommen hattest, konnte ich nicht rufen, ohne die Aufmerksamkeit von Fouls Zögling zu erregen. Und ich fürchtete, du könntest in deiner Überraschung unsere Gegenwart unbeabsichtigt enthüllen.«
    Covenant bändigte seine Tränen. »Dir vergeben?« meinte er, seine Stimme zitterte vor Freude und Erleichterung. »du hast mich so erschreckt, daß ich fast den Verstand verloren habe.«
    Schaumfolger lachte gedämpft, kaum dazu imstande, die eigene Heiterkeit zu mäßigen. »Ach, mein Freund, es erfreut mich ungemein, dich wiederzusehen. Ich fürchtete, dich in der Glutasche verloren zu haben ... fürchtete, du seist gefangengenommen worden ... fürchtete ... Ach! Tausendfache Furcht hatte ich um dich!«
    »Ich dachte, du wärst tot.« Covenant schluchzte einmal, beherrschte sich, errang seine Fassung wieder. Nachdrücklich wischte er sich die Augen, so daß er den Riesen näher betrachten konnte.
    Schaumfolger wirkte nachgerade wunderbar gesund. Er war nackt – seine Kleidung war im Feuer der

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