Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
nicht im Thronsaal, sondern vielmehr durch den Fels zu sehen.
    Sie waren die Geister der toten Lords. Er erkannte Kevin Landschmeißer, Loriks Sohn. Neben Kevin standen zwei weitere eindrucksvolle Männer, und er wußte intuitiv, das waren Lorik Übelzwinger und Damelon Riesenfreund. Prothall, Osondrea sowie zwei Dutzend anderer Männer und Frauen, denen Covenant nie begegnet war, deren Namen er nie gehört hatte, waren dabei. Auch Elena, Lenas Tochter, befand sich unter ihnen. Und dahinter erhob sich über allen anderen hinaus eine weitere, einzelne Gestalt, ein Mann mit dominanter Persönlichkeit, heißen prophetischen Augen und einer Halbhand: der Erdfreund Berek, der Lord-Zeuger.
    »Erschlag ihn!« riefen sie allesamt mit einer einzigen Stimme, die wie ein Donner des Abscheus klang – einer Stimme der Empörung, die Covenant bis ins Mark seiner Knochen erschütterte. »Es liegt in deiner Macht. Schenke seinen hinterhältigen Lügen keine Beachtung. Im Namen aller Erde und jeglichen Wohlergehens, erschlag ihn!«
    Die Eindringlichkeit ihrer Leidenschaft überflutete ihn, erfüllte ihn mit ihrem tiefen Verlangen. Sie waren geschworene Verteidiger des Landes. Ihre tiefste Liebe galt dessen Herrlichkeit. Doch auf die eine oder andere Art und Weise hatte Lord Foul sie alle bezwungen, sie alle in ihre Gräber entschwinden sehen, während er überdauerte und weiterwütete. Sie haßten ihn mit einer Flamme des Hasses, neben der Covenants individueller Groll, wie es den Anschein hatte, unmöglich bestehen konnte. Doch statt ihn zum Gehorchen zu bewegen, wusch ihre Vehemenz seine Wut fort, brachte seine Kampfgewalt zum Erlöschen. Seine Aufgewühltheit verließ ihn, wich der Trauer um sie alle – einer so großen Trauer, daß er kaum Beherrschung zu bewahren, kaum Tränen zu unterdrücken vermochte. Sie hatten von ihm Gehorsam verdient; sie besaßen ein Recht auf seinen Zorn. Aber ihre Forderung verlieh endlich seinen Intuitionen Klarheit. Er erinnerte sich an Schaumfolgers zeitweilige Lust am Töten. Er mußte noch etwas erledigen, aber es ließ sich nicht mit Zorn bewerkstelligen. Wut war bloß zum Kämpfen geeignet, zur Gegenwehr. Nun konnte sie genau das unmöglich machen, worauf er es die ganze Zeit lang abgesehen hatte.
    Er antwortete den Lords mit vom Kummer kloßiger Stimme. »Ich kann ihn nicht töten. Wenn man ihn zu töten versucht, überlebt er jedesmal. Er kehrt um so stärker wieder. Von dieser Art ist das Böse nun einmal. Ich kann ihn nicht töten.«
    Seine Antwort raubte ihnen die Fassung. Für einen Moment durchlief sie ein Beben der Verblüffung und Bestürzung. »Du willst ihn am Leben lassen?« fragte Kevin in höchstem Entsetzen.
    Covenant wußte keine direkte Entgegnung, vermochte ihnen nicht direkt zu antworten. Aber er hielt sich an den geraden Weg seiner Intuition. Zum erstenmal, seit sein letztendliches Duell mit dem Verächter begonnen hatte, wandte er sich Salzherz Schaumfolger zu.
    Der Riese stand an die Wand gekettet da und beobachtete das Geschehen mit dem lebhaftesten Interesse. Das Blut an seinen Handgelenken und Fußknöcheln verriet, wie hartnäckig er versucht hatte, sich loszureißen, und sein Gesicht wirkte, als sei es von all den Dingen, die mitanzusehen er gezwungen gewesen war, ausgewrungen worden. Im wesentlichen war er jedoch unverletzt, vornehmlich unversehrt. Tief in seinen höhlenähnlichen Augen begriff er allem Anschein nach Covenants Dilemma. »Du hast wohlgetan, mein Freund«, sagte er leise, als Covenant seinen Blick erwiderte. »Ich vertraue dir, ganz gleich, welche Wahl dein Herz trifft.«
    »Es gibt keine Wahl«, schnaufte Covenant, der nur mit größter Mühe die Tränen zurückhalten konnte. »Ich werde ihn nicht töten. Er käme bloß zurück. Das will ich mir nicht aufs Haupt laden. Nein, Schaumfolger ... mein Freund. Der Rest liegt bei dir. Bei dir – und ihnen.« Er nickte hinüber zu den gespenstisch fahlen Erscheinungen der Lords. »Freude ist in den Ohren, die hören. Entsinnst du dich? Du hast mir das gesagt. Jetzt kann ich dir Freudiges erzählen. Also sperr die Ohren auf! Ich habe den Verächter geschlagen – dies eine Mal! Das Land ist gerettet – vorerst! Ich schwör's! Nun möchte ich ... Schaumfolger!« Gegen seinen Willen machten Tränen seine Sicht verschwommen. »Ich möchte, daß ihr lacht! Freut euch! Bringt ein bißchen Freude in dies verdammte Loch! Lacht!« Er fuhr herum, schnauzte die Lords an. »Hört ihr mich? Schert euch nicht um Foul!

Weitere Kostenlose Bücher