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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Heilt euch selbst!«
    Für einen ausgedehnten Moment, der seinen Willen beinahe brach, ertönte im Thronsaal kein Laut. Lord Fouls Blick loderte seinen Überwinder geringschätzig an; die Lords verharrten fassungslos, ohne Verständnis. Schaumfolger hing in seinen Ketten, als sei seine Bürde zu schwer, als daß er sie tragen könnte.
    »Helft mir!« schrie Covenant.
    Langsam begann er sich mit seiner Bitte Gehör zu verschaffen. Irgendeine Prophetie in seinen Worten drang zu den Herzen derer vor, die ihn hörten. Mit einer gräßlichen Anstrengung fing Salzherz Schaumfolger, der letzte Riese, an zu lachen.
    Zuerst stieß er furchtbare Laute aus; indem er sich in seinen Ketten wand, knirschte Schaumfolger das Lachen hervor wie Flüche. Doch auf dieser Ebene vermochten die Lords darin einzustimmen. Gedämpft richteten sie Aufwallungen spöttischen Zorns, höhnischen Hasses gegen den geschlagenen Verächter. Aber während sich Schaumfolger zum Lachen zwang, entkrampften sich seine Muskeln. Die Einschnürung seiner Brust und Kehle lockerte sich, als bliese ein reinlicher Wind des Humors alle Asche von Wut und Schmerz aus seinen Lungen. Bald machte sich tatsächlich etwas wie Freude, etwas wie wirkliche Erheiterung, in seiner Stimme bemerkbar.
    Die Lords reagierten darauf. Indem es an Aufrichtigkeit gewann, wirkte Schaumfolgers Gelächter zusehends ansteckender; es riß die grimmigen Gespenster mit. Ihr verbissener Haß begann zu erweichen. Echte Heiterkeit packte sie, entwickelte Schwung, während sie unter ihnen um sich griff. Schaumfolger empfing neue Belustigung von ihnen, und sie begannen immer mehr seine Freude mit ihm zu teilen. Innerhalb von Augenblicken fielen aller Spott und Hohn von ihnen ab. Sie lachten nicht länger, um ihrer Abneigung gegen Lord Foul Ausdruck zu verleihen; sie lachten überhaupt nicht länger über ihn. Zu ihrer eigenen Überraschung lachten sie allein aus unvermischter Freude am Lachen, um der reinen Befriedigung und emotionalen Überschwenglichkeit der Heiterkeit willen.
    Lord Foul krümmte sich bei diesen Klängen. Er versuchte, weiterhin zu trotzen, doch er war dazu außerstande. Mit einem Schrei von Pein und Wut bedeckte er sein Gesicht und begann sich zu verändern. Jahre schienen von seiner Gestalt abzuschmelzen. Sein Haar dunkelte, der Bart versteifte sich; mit erstaunlicher Schnelligkeit verjüngte sich Foul. Und zur gleichen Zeit verlor er an Festigkeit, an seiner Stofflichkeit. Mit jeder gewichenen Altersspanne schrumpfte und verblaßte sein Körper. Bald war er ein Jugendlicher und gleichzeitig kaum noch sichtbar. Aber damit endete der Prozeß der Veränderung nicht. Vom Jugendlichen verjüngte er sich zum Kind; während er verschwand, verlor er stets noch mehr an Alter. Einen Moment lang war er ein lautstarkes Kind, heulte seine uralte Enttäuschung hinaus. Dann verging er vollends.
    Während sie lachten, erblaßten auch die Erscheinungen der Lords. Sobald der Verächter bezwungen war, kehrten sie in ihre natürlichen Gräber zurück – Geister, die der Tatsache, daß man das Gesetz des Todes gebrochen hatte, zu guter Letzt doch noch etwas anderes als nur Martern abgerungen hatten. Covenant und Schaumfolger waren allein.
    Covenant weinte nun hemmungslos. Die Anstrengungen seiner Prüfung holten ihn ein. Er fühlte sich zu gebrechlich, um bloß den Kopf zu heben, zu schwach, um weiterleben zu können. Aber er hatte noch immer etwas zu tun. Er hatte geschworen, das Land sei gerettet. Nun mußte er diese Rettung sichern.
    »Schaumfolger?« greinte er. »Mein Freund ...?« Er flehte den Riesen nur mit dem Klang seiner Stimme um Verständnis an; er hatte keine Kraft, um auszusprechen, was er tun mußte.
    »Fürchte nicht um mich«, antwortete Schaumfolger. Sein Tonfall zeugte von seltsamem Stolz, als habe Covenant ihn auf irgendeine Weise ungewöhnlich geehrt. »Thomas Covenant, Ur-Lord und Zweifler, tapferer Weißgoldträger – mich verlangt's nach keinem anderen Ende. Vollbringe, mein Freund, was zu vollbringen ist! Ich habe Frieden gefunden. Ich habe eine wundervolle Geschichte miterleben dürfen.«
    In der Blindheit seiner Tränen nickte Covenant. Schaumfolger war dazu in der Lage, seine eigenen Entscheidungen zu fällen. Mit nichts als dem kurzen Aufflackern eines Gedankens zerbrach er Schaumfolgers Ketten, damit der Riese, falls ihm doch daran liegen sollte, zumindest zu fliehen versuchen konnte. Dann verwandelte sich Covenants ganzes Wissen um seinen Freund in

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