Die letzte Walstatt - Covenant 03
erweisen, ehe du verreckst.«
»Niemals! Verfluchter Lump! Niemals!«
Wut beflügelte Covenant – eine Wut, so heiß wie Magma. Ein Rausch von Lepra schwang ihn über alle seine Grenzen hinaus. Er schenkte den Opfern, die sich ohne Zahl vor ihm aufreihten, einen letzten Blick. Dann begann er um seine Freiheit zu kämpfen wie ein Wiedergeborener, der sich bemüht, seine alte Haut abzustreifen.
Er schien im Nirgendwo abgründiger Leere zu stehen, aber er besaß darüber Klarheit, daß sein materieller Körper unverändert am Fußboden des Thronsaals kniete. Mit einer wilden Willensanstrengung verwarf er alle Sinneseindrücke, all den Schein, der ihn daran hinderte, zu erkennen, wo er sich wirklich befand. Zittrig, mit ruckartigen Bewegungen, raffte er seine verhärmte Gestalt auf die Füße hoch. Die Augen in seinem realen Körper waren noch blind, noch unter Lord Fouls Einfluß. »Ich seh' dich, Foul«, knirschte er dennoch erbittert hervor. Er brauchte keine Augen. Mit seinen steifen Wangen konnte er die Emanationen von Macht ringsum spüren.
Er tat drei torkelnde Schritte, spürte dabei, wie Foul plötzlich näher stürzte, eilig versuchte, ihn aufzuhalten. Bevor der Verächter eingreifen konnte, hob er die Hände und fiel mit den Fäusten auf den Weltübel-Stein.
Im selben Moment, als sein Ehering den Stein berührte, entstand in seinen Händen ein Hurrikan von Macht. Ausbrüche grünen und weißen Feuers schossen in die Luft empor, erschütterten sie wie Donnerschläge. Der Schemen von Lord Fouls Feindseligkeit zerfledderte augenblicklich und verwehte. Covenant merkte, daß er am Fußboden lag und aus seiner Halbhand ein Tornado aus Energie in die Höhe wirbelte.
Er wuchtete sich empor, kam wieder auf die Füße. Mit einem kurzen Anspannen seiner Arme befreite er seine Handgelenke von den Eisen und Ketten, als seien sie nur ein Gespinst.
Auf der anderen Seite des Steins duckte sich Fouls halbschattige Erscheinung und ging in Kampfbereitschaft. Die fauligen Augen des Verächters loderten in heller Raserei, als wolle er ihren Blick bis in Covenants Herz bohren. »Narr!« heulte er schrill. »Ich bin's, der hier herrscht! Kriecher! Ich allein bin dein rechtmäßiger Herr und Meister – und ich gebiete über den Stein! Ich werde dich vernichten. Und du wirst mich nicht einmal antasten können.«
Während er herumschrie, schleuderte er ein Flackern von Energie nach Covenants Hand, und das Lohen schoß tief ins Innere des Rings. Inmitten seines stürmischen Rasens widerfuhr dem Weißgold eine Veränderung. Kaltes Übel tränkte das Metall, zwängte sich in den Ring, bis das Silber ganz von Grün beschmutzt war. Wieder fühlte sich Covenant aus dem Thronsaal stürzen.
Ohne Übergang befand er sich auf dem Kevinsblick. Er stand wie ein Titan auf der steinernen Plattform, und mit seinem unheilvollen Reif allein brachte er ein neues Ritual der Schändung übers Land. Vor ihm welkte alles Heile und Gesunde dahin. Hohle Güldenblattbäume splitterten und barsten. Blumen starben. Aliantha wurden kahl und verfielen zu Moder. Erde verwandelte sich in Staub. Flüsse trockneten aus. Steinhausen und Holzheime brachen nieder. Hunger und Heimatlosigkeit erwürgten jeden Schatten von Leben, der seinen Fuß auf die Erde setzte. Er war der Lord einer Verheerung, die vollkommener war als jede andere, einer absolut unwiderruflichen Verwüstung.
Niemals!
Mit einer wütenden Aufwallung seiner Willenskraft jagte er das Grün aus seinem Ring und kehrte zurück in den Thronsaal. Sein Ehering war wieder makellos silbern, und der gewaltige Wind seiner Macht war in seiner Wildheit jedem smaragdgrünen Machtanspruch überlegen.
Fast hätte er gelacht. Der Weltübel-Stein vermochte ihn nicht zu verderben; er war bereits so grundlegend krankhaft, daß keine Verderbnis es noch verschlimmern konnte.
»Du hast deine Chance gehabt«, schnauzte er den Verächter an. »Du hast deine dreckige Macht benutzt. Jetzt bin ich dran. Du kannst mich nicht aufhalten. Du hast zu viele Gesetze des Daseins gebrochen. Und ich stehe außerhalb aller Gesetze. Sie beherrschen die wilde Magie nicht – und mich nicht. Aber die wilde Magie hätte mich aufhalten können, nur sie. Du hättest sie gegen mich verwenden können. Jetzt bin ich am Zug – es ist mein Wille, der den Unterschied ausmacht.« Er keuchte mühsam; er bekam zuwenig Luft für die ganze Ungeheuerlichkeit seiner Leidenschaft. »Ich bin Aussätziger, Foul. Ich kann alles durchstehen.«
Da
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