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Die letzten Dinge - Roman

Die letzten Dinge - Roman

Titel: Die letzten Dinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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gehen zu Amtsgericht, brauchen Erlaubnis, sonst wir nicht dürfen Bettgitter anmachen, das verboten.
    Das ist doch Unsinn, sagte Siegmund Brecht. Sie stürzt doch die ganze Zeit!
    Nadjeschda half, Frau Eisbrenner in das Bett zu heben. Sie nahm das Rezept und den Arztbrief und verabschiedete die Sanitäter. Holte dann ein Bettgitter aus dem Bad und machte es an das Bett. Brecht schluckte. Seine Chefin quasi hinter Gittern zu sehen, tat ihm weh. Nadjeschda sah Frau Eisbrenner prüfend an.
    No? Ist warm! Frau Eisbrenner hat Fieber? Hm? Nicht gut? Gleich ich gehe Fieber messen, vielleicht Husten, jetzt kommt Grippe, überall.
    Nadjeschda lief davon und der Schreiner saß neben ihr und hielt ihr die Hand, gab ihr zu trinken, hob ihren Kopf hoch. Aber Klara Eisbrenner war nicht so wie sonst, sie lächelte unentwegt, aber sie schien nicht ganz bei sich zu sein. Ob der Schlag auf den Kopf sie etwas getrübt hatte?
    Wir müssen auch neue Knöpfe bestellen, sagte sie mit einem mal. Geh und sag mal dem Lehrling Bescheid.
    Siegmund Brecht erschrak. Seit Jahren wurden in der hauseigenen Schreinerei keine Knöpfe mehr bestellt, wozu auch, Kugelknöpfe für Balustraden oder was? Hatte Klara nicht früher einmal eine Schneiderlehre gemacht? Er wusste es nicht mehr genau.
    Natürlich bestellen wir Knöpfe.
    Und die Märkchen, wir müssen noch kleben.
    Wird gemacht.
    Wo ist Heinz?
    Was für ein Heinz? Siegmund Brecht war ratlos.
    Der ist nebenan.
    Ja, gut.
    Klara faselte. Faselte dummes Zeug, sah verwirrt aus, glühte wie ein Backofen und drehte sich hin und her. Gut, dass das Bettgitter da war. Gottseidank. Richterliche Genehmigung. So ein Blödsinn! Warum eigentlich hatte das Krankenhaus Klara wieder entlassen? Sie war nicht gesund, das sah man doch. Vielleicht nur Fieber, vielleicht nur der Schock. Siegmund selber war geschockt. Aber da kam Schwester Nadjeschda wieder mit einem Fieberthermometer und dem Blutdruckmessgerät. Und Siegmund Brecht war froh, dass sie da war und sich kümmerte.
    Klara hatte Recht. Man musste dankbar sein.

Heute geschlossen  .
    Das Brother Louie hatte einfach zu! Ivy konnte es nicht fassen. Sie konnten ihn doch hier nicht vor der Tür stehen lassen! Es war doch ein gewöhnlicher Dienstagabend um eine gewöhnliche Mitternacht. Ivy hatte den ganzen Abend geschlafen und jetzt war er fit.
    Na gut, dann ging er eben im Open End auf die Underwearparty. Da war doch heute Underwearparty, oder? Ivy dachte kurz darüber nach, was er unter der Kleidung trug, eine Calvin-Klein-Shorts, aber keine String, egal. Es war allemal gut. Aber hatte er wirklich Lust, sich auszuziehen? Ivy wurde nachdenklich. Er war weder notgeil noch in Partystimmung, er wollte einfach nur in der Nacht bei seinesgleichen sein. Er versuchte übers Handy Max zu erreichen oder Isermann, bekam aber immer nur die Mailbox.
    Blieb noch das Sir Francis. Allerdings war er dort nicht mehr gewesen, seit ihm der Türsteher die Nase gebrochen hatte. Auf der anderen Seite … vielleicht war ja heute ein anderer Türsteher da. Er musste es probieren, denn wenn er jetzt nicht ging, war die Nacht vorbei.
    Ivy hatte Pech. Der Türsteher war da. Kartoffelnase JEFF Türsteher. An die steinige Kellerwand gelehnt, die muskulösen Oberarme über der Lederweste verschränkt. Ivy zählte die stählernen Ringe an seinen Fingern: einer am Daumen, einer am Mittelfinger, einer am Ringfinger, dazu das glatte Lederband um das Handgelenk und der tätowierte Stacheldraht am Oberarm. Die Kappe im Genick. Jeff trug eine fein ausgeschnittene Rasur, chic, chic.
    Ivy blieb am der Treppe stehen. Musterte Jeff von oben. Verschränkte ebenfalls die Oberarme und baute sich auf. Ob der sich an ihn erinnerte? Der hatte doch sicher schon einige Nasen gebrochen. Unwillkürlich fasste Ivy sich an die eigene. Sie war gut verheilt, aber er hatte Jeff noch nicht verziehen. Jeff nicht und Fredderik nicht in deren ganzem, abgekarteten Spiel.
    Jeff schien irgendwas zu kauen, er musterte Ivy von unten und schnalzte mit der Zunge.
    Und? Is was?
    Du hast mir die Nase gebrochen.
    Tja.
    Jeff fasste sich im Genick und suchte sich beim Anlehnen eine neue Position. Was immer er gekaut hatte, er spuckte es jetzt auf den Boden. Zwei Hungerhakenschwule mit T-Shirt-Größe S drückten sich an Ivy vorbei und gingen mit einem Kopfnicken an Jeff vorbei.
    Na komm runter, sagte Jeff. Ich geb dir einen Stempel, hol dir ein Bier, geht auf mich. Tut mir leid mit der Nase, muss echt weh getan haben.
    Du bist so

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