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Die letzten Dinge - Roman

Die letzten Dinge - Roman

Titel: Die letzten Dinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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gesagt: will elfen. Si. Atte gesagt.
    Können Sie noch mal fragen, ob es selbst Hilfe braucht? Oder wie es heißt?
    Unbehaglich drehte sich Donna Lucia zur Seite.
    Aber will Ruhe abe. Sagte: will kein Ilfe habe, will Ruhe abe. Wir solle alle gehe.
    Donna Lucia Pia zuckte die Schultern.
    Ich habe Salbeikräuter dabei!, rief Lotta. Wenn man die anzündet, dann kann man damit negative Energien vertreiben, das ist aus dem Feng-Shui! Hat mir mal ’ne Freundin geschenkt, habe ich noch nie benützt, aber die Indianer machen das auch!
    Sie zog einen dicken, zusammengepressten Bund Salbeistroh aus der Kittelschürze, zündete ihn an und wedelte hin und her.
    Ich, äm, ich weiß nicht, ich denke, das führt zu Verwirrung, sagte Ludolfus.
    Stark beißender Qualm erfüllte die Kleiderkammer und alle fingen an zu husten. Lotta versuchte, den Bund wieder auszublasen, aber er glühte beim Anblasen nur umso stärker.
    Was macke?, fragte Gianna und hustete. Dicker Nebel umhüllte alle. Man sah die Hand vor Augen nicht mehr.
    Bäh, stinkete!
    Aber wer weiß, seufzte Padre Ludolfus. Vielleicht hilft es ja auch.
    San Tommaso, Santa Maria, Sant’ Antonio, San Bene-detto, San …
    Ich meine, wir sollten dem Gespenst das Gefühl geben, dass es …
    Da begann die Luft zu schweben, etwas Schwebendes in der Luft dichter zu werden als die übrige Luft, eine Art Nebel vor dem Salbeinebel entstand.
    Madonna, sagte Gianna.
    Ludolfus, Gianna und Donna Lucia Pia wagten kaum zu atmen, sie schauten verklärt auf das stärker werdende, sanft schimmerndes Gespinst, das Licht verstärkte sich und zeigte eine menschliche Kontur, das Zimmer wurde heller und heller vom Widerschein der Figur.
    Aaah!, schrie Lotta, wurde kreidebleich, stürmte aus dem Zimmer und knallte die Tür zu.
    Gespenste at keine Angst! Will dobleibe!, flüsterte Donna Lucia andächtig.
    Jedenfalls ist es offenbar keine negative Energie! Dieser Gestank könnte selbst den Teufel aus dem Loch treiben!, flüsterte Ludolfus zurück und hustete noch mal. Dann blickter er stumm und voller Ehrfurcht zu dem weißlichen Etwas, das nun ruhig und stark im Raume schwebte.
    Heilige Maria Muttergottes, sagte er. Alle Engel und Heiligen … es bleibt einfach … es geht nicht fort. Vielleicht sollen wir es nicht verjagen, vielleicht ist es etwas Gutes, oder? Eine Frau … ein weibliches Wesen …
    Aber muss in Himmel gehe!, sagte Donna Lucia Pia. Was will macke ier in Kammer mit die alte stinkende Kleider! MUSS in Himmel gehe! Basta!
    Wer weiß, sagte Ludolfus staunend. Jedenfalls ist es sehr real, so wie es ist. Die arme Stationshilfe. Muss sie jetzt immer bei einem Gespenst wohnen?
    Das halte ich aber nicht aus!, rief Lotta durch die geschlossene Tür! Das bringe ich nicht fertig!
    Das kann ich natürlich verstehen, sagte der Pater. Dann wurde ihm ganz schlecht vom Salbeigestank. Er flüchtete mit Donna Lucia Pia und sie verabredeten sich für ein andermal. Wenn ihm etwas eingefallen war. Wenn er sich irgendwo Einsicht erworben hatte und sei es, dass der liebe Gott ihm einen Einfall schickte. Aber irgendwie … er konnte es nicht erklären, spürte er eine Art Verwandtschaft zu der seltsamen Erscheinung. Auch wenn er Gänsehaut hatte und sich fürchtete und seinen Sinnen nicht traute … so spürte er doch: das Wesen war ihm seltsam vertraut.

Der Schreiner Siegmund Brecht   ging neben der Krankentrage und hielt Klara Eisbrenner die Hand, als die Sanitäter sie zurück in das Haus Abendrot brachte.
    Habe ich dir gesagt, dass du dich in der ersten Nacht aus dem Bett stürzen sollst? Wo wolltest du denn hin?
    Mal auf Toilette, sagte Klara Eisbrenner. Sie trug einen Verband um die Stirn und war bläulich verschwollen bis unter das Auge.
    Menschenskinder, du machst vielleicht Sachen. Ich kaufe dir bald einen Sturzhelm.
    Klara Eisbrenners Hand war warm und weich und kraftlos wie ein leerer Handschuh.
    Wie ist es denn sonst hier?
    Wunderbar, Siegmund, sehr nett die Menschen hier, alle. Sehr nett! Sehr aufmerksam, alles ist schön sauber, man muss dankbar sein!
    Das freut mich.
    Die Fahrstuhltür ging auf, und die Sanis fuhren Frau Eisbrenner wieder auf die Station und schoben sie in das Zimmer der Frau Wissmar hinein. Da kam Schwester Nadjeschda angelaufen.
    Aber Frau Eisbrenner! No! Was machen? Wir haben erschrocken, Frau Eisbrenner!
    Siehst du?, sagte Klara. Sie sind sehr besorgt!
    Ich fürchte, wir brauchen ein Bettgitter, sagte der Schreiner.
    Jo, sagte Nadjeschda. Ich geben Bettgitter. Aber Sie

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