Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzten Dinge - Roman

Die letzten Dinge - Roman

Titel: Die letzten Dinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
Er durfte nicht so viel darüber nachdenken, dieser ganz Job machte ihn krank, er hatte sich alles, alles anders vorgestellt.
    Aber wenn er jetzt in die Bäume sah und dazwischen das Gold der Sonne blinzeln sah, dann musste er tief einatmen und die Sehnsucht überfiel ihn, und er sehnte sich mit ganzem Herzen und mit aller Seele nach dem wunderbaren Blütenduft im Mai. Im Frühling, im Frühling, da war alles wieder gut.

Kurtacker   - jetzt mal knallhart!, sagte Ivy und Lotta nickte. – Kurtacker, wir bringen dir also die Frau! Freitagnachmittag. Sie weiß Bescheid, sie wird kommen. Um halb vier. Also genug Zeit bis zum Abendessen. Wir bringen sie und schließen sie bei dir ein. Aber wenn du ihr EIN Haar krümmst, ihr EIN versautes Wort sagst, wenn du sie IRGENDWIE schräg ansiehst, wenn du ihr was tust! Freundchen, dann kriegst du es mit mir zu tun! Du wirst so alt aussehen, so alt! Wenn du ihr auch nur einmal irgendwas tust, dann kriegst du von mir so eine Portion mitgeteilt, dass dein Gebiss auf dem Hintern Klavier spielt! Verstehst du mich, Kurtacker?
    Kurtacker saß beschämt in seinem Stuhl, hatte beide Arme zwischen den Knien und nickte gehorsam.
    Ja. Ist gut. Ich will ihr nix tun. Wirklich nicht. Wirklich nicht. Nur mal … ich will ja nur …
    Sind wir uns einig, Kurtacker?
    Ja. Hm. Ja … ich will alles tun.
    Und darf ich Ihnen die Haare schneiden und das Bett frisch beziehen und Sie duschen und rasieren?
    Hm, ja, in Ordnung, sagte Kurtacker und nickte. Is gut, is gut, is gut. Wann kommt sie noch mal?
    Am Freitag um halb vier. Aber KEIN Wort zu Rosalinde und auch zu sonst niemandem!
    Kurtacker nickte und die fettigen Haare fielen ihm in das Gesicht.
    Und nur, wenn dieser Saustall aufgeräumt ist.
    Er nickte noch mal.
    Das schaffen wir gar nicht alles an einem Tag. Wir müssen jeden Tag was machen, sonst werden wir nicht fertig, sagte Lotta.
    Ja gut. Man kann morgen schon mal das Zimmer in Angriff nehmen, Klamotten wegräumen, leere Schachteln und das Gerümpel davor …
    Dann komme ich übermorgen die Haare schneiden und rasieren … Donnerstag gründlich duschen, Bett frisch und alles – und Freitag kann sie kommen.
    Kurtacker wagte keine Widerrede. Er nickte, ließ sich alles gefallen und er war aufgeregt, sehr aufgeregt. Das Leben hatte doch noch sein Gutes für ihn. Denn was gab es Schöneres auf der Welt als ein versautes Weib? Nichts, gar nichts, außer vielleicht ein Ferrari. Aber das Weib war ihm jetzt auf jeden Fall lieber. Wenn es gut war, dann konnte sie ja vielleicht öfter kommen? Wenn er anständig bezahlte? Er gab ja sonst nichts aus, für gar nichts. Ob er am Freitag das Herrenparfüm seiner Mutter nehmen sollte? Russisch Leder? Ach nein, das war doch altes Zeugs.
    Die kleine Schwester hatte recht. Er musste hier aufräumen, so konnte er hier niemanden empfangen, auch eine Nutte nicht. Wenn Lotta und Ivy draußen waren, dann wollte er schon mal die leeren Keksschachteln in den Mülleimer werfen und die Bildzeitungen, vielleicht konnte er auch das alte Deckbett fortschaffen, wenn er mit der einen Hand zurechtkam. So oder so. Er konnte es ja immerhin einmal versuchen.

Ein weißer kleiner Lichtstreif  . Das war alles. Ein Fleck, der unschuldig vor sich hinschimmerte. Dieser kleine Fleck brachte sie alle in Aufruhr. Pater Ludolfus und Gianna und Lotta und Donna Lucia Pia. Dieses durchscheinende Ding drehte sich ein wenig und wand sich und schien sich zu einer Spirale zu wandeln, dann löste es sich wieder und schwebte an ihnen vorbei wie Rauch aus einer Zigarette.
    Donna Lucia Pia hatte aufgehört, sich zu bekreuzigen. Sie hielt immer noch ihren Knochensplitter in die Höhe. Das Gespenst schien näher zu kommen, um sich den Knochensplitter genauer anzusehen, und dann flog es wieder in die Ecke. Löste sich auf. Ward nicht mehr zu sehen.
    Ah, sagte Donna Lucia Pia. Iemer noch da. Nur versteckte. Das weiß, mir wolle verjage! Dann sagt: gehe ich fort, dann ich kommte später wieder.
    Pater Ludolfus schüttelte den Kopf.
    Wir kommen nicht, um eine Seele zu verjagen, sondern um ihr zu helfen.
    Also mir ist ja eiskalt, sagte Lotta. Da wohne ich Tür an Tür mit einem Geist.
    Ast du nichte gemerkte ganze Zeit?, fragte Gianna.
    Nein, sagte Lotta. Echt nicht. Hier war immer alles so friedlich.
    Iste keine beese Geist, sagte Donna Lucia.
    Äm … beim letzten Mal haben Sie gesagt, das Wesen will helfen, oder?
    Donna Lucia Pia trat in ihren schwarzen Strümpfen von einem Bein auf das andere.
    Atte

Weitere Kostenlose Bücher