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Die letzten Dinge - Roman

Die letzten Dinge - Roman

Titel: Die letzten Dinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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erwachte Lotta, es was sechs Uhr. Aufstehen. Arbeiten. Nicht arbeiten? Nein, nicht arbeiten, sie hatte heute frei. Auch das war wunderbar. Wunderbar! Obwohl, wollte sie heute nicht mit ihrem Bruder hinaus aufs Land … und?
    Der Gedanke war so unangenehm, dass sie ihn sofort verscheuchte. Nein, nein und nochmals nein. Nicht die schöne Morgenruhe stören. Genüsslich drehte sie sich noch einmal und fiel zurück in den tröstlichen Schlaf und merkte nicht, wie unter ihr von Stockwerk zu Stockwerk das Leben erwachte, einer nach dem anderen die Augen aufschlug und von Bett zu Bett eine Schwester ging mit der Waschschüssel voller Seifenwasser und einem Arm voller Handtücher und Waschlappen.

Rosalinde trank   noch einen Kaffee, rückte die Häkelauflage auf dem Sitz zurecht und zückte den Stift. Sie musste alles besser organisieren. Versuchte, die Stille des Sonntagmorgens zu nützen. Niemand musste geduscht werden und niemand zur Krankengymnastik gebracht, keine Betten mussten bezogen werden und keine Visite stand an. Sie benetzte ihre Lippen, holte das Reparaturbüchlein und schrieb jeweils einen Zettel für jede Arbeit, die erledigt werden musste. Die Liste war lang:
    5 Fenster, die nicht schlossen oder sich nicht kippen ließen
    2kaputte Glühbirnen
    4 tropfende Wasserhähne
    5 Wasseranschlüsse, aus denen morgens kein warmes Wasser kam
    3 durch Rollstuhlanstöße zersplitterte Türrahmen
    2 Bettgitter kaputt
    12 Zimmer, in denen ein neuer Anstrich fällig war
    3 defekte Rollstühle, die Luft verloren, einen abgerissenen Griff hatten oder sich nicht kippen ließen
    2 Betten, deren Kopfteil in der Höhe nicht mehr zu verstellen war
    Mikrowelle hatte Rauchentwicklung
    Der Fahrstuhl blieb ständig hängen
    Die verstellbaren Kopfteile, die Rollstühle und das Warmwasser am Morgen waren sehr dringend. Man konnte alte Menschen nicht mit kaltem Wasser waschen. Auch die Fenster waren zugig und die alten Knaben verkühlten sich schnell. Ohne höhenverstellbares Kopfteil konnte man den Leutchen kein Essen anreichen oder musste sie dabei aus eigener Kraft anheben, das war zu schwer.
    Dringend!, schrieb Rosalinde an die Zettel. Umrahmte sie rot mit Edding. Machte ein Ausrufezeichen darauf. Es war ihr, als hätte sie all diese Zettel schon mal geschrieben. Im April. Im Juni. Im September. Auch die Matratzen müssten mal dringend ausgetauscht werden, sie waren ja uralt.
    Rosalinde nahm das Telefon und wollte den Hausmeister anrufen – da fiel ihr ein, es war ja Sonntag. Da hatte er frei.
    Wenigstens waren gestern Abend noch Windeln gekommen, auf einmal, da ging das. Sogar am Samstag. Noch mal davon gekommen. Gottseidank.
    Aaach. Rosalinde streckte sich. Gut. Fertig. Es war schön still am Sonntagmorgen. Aber durch das Haus roch man bereits den Bratenduft aus der Küche. Die Essenswagen wurden gefüllt, die Teller auf die Wagen geräumt, Erbsen, Möhrchen, Suppe noch dazu. Bald konnten sie essen.

Ferien auf Saltkrokan!   Mit dem Melker, mit dem Dings und der Dings … wunderbares blaues Wasser, Schilf und ein Holzhaus und Boote und Bootsmann. Das war der Hund.
    Ach, war das immer schön gewesen. Ferien auf Saltkrokan! Eine Minute noch, eine Viertelstunde, ach, könnte sie doch die ganze Sendung sehen. Aber es nützte ja nichts.
    Sebastian und seine Frau standen gleich mit dem Wagen vor der Tür. Lotta hatte nichts anzuziehen. Finsteren Blickes sah sie an ihrer Jacke herunter, der abgewetzten Jeans, dem ausgeleierten Pullover. Verdammt noch mal. Es sah ja aus, als sei sie ohne die Hilfe der Eltern völlig heruntergekommen. Auch die Haut war blass, sie kam zu wenig an die Luft. Shit.
    Aber Lotta, würden sie sagen. – Aber Lotta, Kind – du siehst ja so ungesund aus! Wärst du nur bei uns geblieben und hättest du deine Ausbildung gemacht!
    Aber Sebastian hatte versprochen, dass die Eltern ihr keine Vorwürfe machen würden, wenn sie nur endlich kam. Trotzdem, sie wollte gut und gesund und glücklich aussehen, das war wichtig! Als sie gehen wollte, fiel ihr Blick auf die Kleiderkammer, die Tür war nur angelehnt. Ach, die Kleiderkammer! Da waren ja nur Omakleider drin, aber vielleicht … wer weiß? Manchmal hatte man ja Glück!
    Lotta stieß die Tür weit auf und ein silbriger Lichtreflex wich zur Seite. Wie einen diese Sonne blendete! Gut, dass sie hier oben nicht arbeiten musste, das war bestimmt glühend heiß im Sommer.
    Ach, sieh mal an.
    Als Lotta in den Blusen wühlte, hing da auf einmal eine cremefarbene

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