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Die letzten Gerechten: Roman (German Edition)

Die letzten Gerechten: Roman (German Edition)

Titel: Die letzten Gerechten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Hoffman
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sein.«
    »Das kann sich schnell ändern«, gab Henri zurück. »Sollten auch noch deine Freunde hier auftauchen, gebe ich dir den nächsten Pfeil. Bevor du auf dem Boden ankommst, sind wir längst wieder bei unserer Patrouille.«
    »Das wird nicht nötig sein, mein Lieber«, sagte der junge Mann freundlich. Er war rasiert, und sein Haar war zu kunstvollen Zöpfen geflochten.
    »Was willst du?«, fragte Cale.
    »Dachte, wir sollten uns mal ein wenig unterhalten.«
    »Worüber?«
    »Ihr seid doch Kriegermönche, oder nicht?«
    »Schon möglich. Geht dich aber nichts an.«
    »Vergebt mir, aber ihr scheint mir doch ein bisschen zu jung, um hier draußen herumzureiten, da doch bald so viel Blut fließen und großes Wehklagen herrschen wird.«
    »Ich dachte immer, ihr Lakonier seid wortkarg?«, sagte Cale.
    »Das stimmt im Allgemeinen auch. Aber wie langweilig wäre das Leben, wenn wir alle gleich wären?«
    »Gehörst du zur Krypteia?«
    Der Mann blinzelte verblüfft, dann neigte er den Kopf zur Seite und lächelte.
    »Schon möglich. Du scheinst gut informiert zu sein, wenn ich das sagen darf.«
    Cale warf einen kurzen Blick über die Schulter und nach beiden Seiten. Er konnte nichts Ungewöhnliches entdecken. Vague Henri hielt die Pfeilspitze direkt auf die Brust des Mannes gerichtet.
    »Dein Freund hier mit der Armbrust– hat er gute Nerven?«, fragte der Reiter.
    »Das kann ich leider nicht mit Sicherheit sagen, fürchte ich«, antwortete Cale. »Deshalb würde ich an deiner Stelle ganz ruhig bleiben. Ich frage dich noch einmal: Was willst du?«
    »Ich dachte nur, dass wir mal miteinander reden sollten.«
    »Nennt man das jetzt so?«, fragte Henri.
    »Ich bin nicht ganz sicher, was du meinst?«, antwortete der junge Mann, obwohl er offenbar wusste, dass sich Henri über ihn lustig machte.
    »An deiner Stelle würde ich ihn nicht ablenken«, warnte ihn Cale. »Jedenfalls nicht, solange er mit dem Ding hier auf deine Brust zielt.« Der junge Mann betrachtete Cale leicht amüsiert und schien in keiner Weise beunruhigt zu sein.
    »Wie heißt du, junger Mann«, fragte er Cale.
    »Dein Name zuerst.«
    »Robert Fanshawe.« Er neigte den Kopf, ohne jedoch Henri aus den Augen zu lassen. »Euer gehorsamer Diener bis zur finstersten Höllengrube.«
    »Dominic Savio«, sagte Cale und neigte ebenfalls den Kopf, was allerdings höchstens ein Adler mit ungewöhnlich scharfem Blick bemerkt haben würde. »Und dort wirst du auch enden, wenn du etwas tust, das meinem Freund nicht gefällt. Übrigens muss ich ihn ständig mahnen, nicht so nervös zu sein.«
    »Es ist mir ein Vergnügen, dich kennen zu lernen, Dominic Savio.«
    »Das Vergnügen ist ganz auf deiner Seite.«
    Doch dann war plötzlich etwas anders, ein kaum merkliches Aufblitzen im Blick des Mannes. Aus irgendeinem Grund wurde Cales Pferd unruhig, begann zu tänzeln. Dann wich es plötzlich einen Schritt zur Seite.
    »Brrr!« Cale versuchte, das Tier zu zügeln, aber er war kein geschickter Reiter. Das Pferd wich weiterhin zur Seite, ein Huf schien unglaublich schnell im niedrigen Gestrüpp aus Heidekraut und wildem Gras zu versinken. Dann schoss der Boden plötzlich hoch, wie ein Ungeheuer, das aus der Erde fuhr und nach Beute suchte. Das Pferd wieherte vor Entsetzen, bäumte sich auf und warf Cale ab. Cale schlug so heftig auf dem Boden auf, dass er benommen und stöhnend liegen blieb. Dann ging alles blitzschnell: Ein Mann rollte unter dem Riedgras hervor, packte den immer noch benommenen Cale und riss ihn über sich, sodass ihn Cales Körper wie ein Schild schützte. Gleichzeitig setzte er ihm einen Dolch an die Kehle.
    »Ruhig! Ganz ruhig!«, brüllte Fanshawe Henri an, den die blitzschnellen Ereignisse so verblüfft hatten, dass er den Pfeil noch nicht abgeschossen hatte. Zum Glück, denn hätte er geschossen, hätte er zwar Fanshawe, aber auch Cale getötet.
    »Ruhig, ganz ruhig bleiben«, wiederholte Fanshawe. »Wir können das gemeinsam regeln.«
    »Ich höre«, sagte Henri, der am ganzen Leib zitterte.
    »Ich habe meinen Mann hier versteckt«, sagte Fanshawe und deutete auf ein rechteckiges Tuch, auf dem zur Tarnung Gras festgenäht war. »Dann musste ich zusehen, wie ihr beide direkt darauf zugeritten seid. Ich habe euch verfolgt, um euch abzulenken– dachte, ich könnte euch an seinem Versteck vorbeiführen, aber ihr wart schon zu nahe dran. Erst dann wurde mir klar, dass ihr zu jung seid, um schon Soldaten sein zu können. Deshalb versuchte ich, euch

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