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Die letzten Gerechten: Roman (German Edition)

Die letzten Gerechten: Roman (German Edition)

Titel: Die letzten Gerechten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Hoffman
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seine großen Siege auf dem Veldt. Cale und Henri ritten die Abhänge hinunter, die zum Machair führten. Hinter ihnen erklangen die Glocken, die die Erlösermönche zur Frühmesse riefen; streunende Hunde bellten die beiden Reiter an. Eine halbe Stunde später ritten sie über die Ebene. Hier und dort waren noch Schneefelder zu sehen, die aber immer seltener wurden, je weiter sie sich von den Hügeln entfernten.
    »Egal, wie hart die Lakonier sind«, sagte Vague Henri, als sie ein paar Minuten anhielten, um den Pferden eine Ruhepause zu gönnen, »sechs Nächte hier draußen in der Kälte– das muss selbst den härtesten Mann umhauen. Auch wenn es jetzt schon viel wärmer ist.«
    »Kann schon sein«, antwortete Cale. Sie stiegen wieder auf und ritten im Schritt weiter. Wenn ihnen hier draußen ein Spähtrupp der lakonischen Kavallerie begegnete, mussten ihre Pferde gut ausgeruht sein. Cale wollte sich ein Gefühl für das Terrain verschaffen, wollte selbst sehen, wie stark die Schneeschmelze den Boden aufgeweicht hatte und ob sich schmale Durchgänge finden ließen, die leicht anzugreifen oder zu verteidigen waren. Es war zu erwarten, dass der Boden matschig sein würde. Dies könnte sich für die Erlösertruppen als Nachteil erweisen; für die Lakonier war ein solcher Boden trotz all ihrer Fähigkeiten vielleicht sogar ein sehr großer Nachteil. Denn sie versuchten immer, ihre Gegner im Nahkampf anzugreifen, wobei sie in starken Gruppierungen zu je zehn Reihen anrückten und den Gegner mit ihrer schieren Stärke und ihrer Wildheit niederrangen. Außerdem waren sie in der Lage, die Gruppen so schnell zu bewegen, dass sie fast wie eine Truppe Tänzer aussahen und nicht wie zehn dicht hintereinander marschierende Reihen von Soldaten.
    »Aber sie tanzen auch viel, heißt es in den Testamenten.«
    »Wenn sie sich gerade nicht von hinten rammeln lassen.«
    »Den Testamenten zufolge haben sie bestimmte Zeremonien dafür– ich meine, Rituale, in denen sie an bestimmten Feiertagen in aller Öffentlichkeit dieses Gomorrha-Zeug durchführen.«
    »Lügner!«
    »Ich behaupte ja nicht, dass es wahr ist, ich sage nur, was dort geschrieben steht.«
    »Dann wird es wohl besser sein, wenn sie uns nicht erwischen.«
    »Lieber nicht. Aber dir würde nichts passieren.«
    »Wieso nicht?«
    »Du bist zu hässlich.«
    »Da sind die Mädchen in der Ordensburg anderer Meinung.«
    »Was meinen sie denn?«
    »Sie sagen, ich sei wunderbar, einfach absolut wunderbar.«
    Sie lachten und ritten dann fast zehn Minuten lang schweigend weiter.
    »Siehst du ihn?«
    »Ja. Er gibt sich nicht besonders viel Mühe, sich zu verstecken.«
    Schon seit mehreren Minuten wurden sie von einem Reiter beobachtet, der ein paar hundert Schritte entfernt hinter einer Hügelkuppe aufgetaucht war. Die Kuppe war nicht sehr hoch, aber doch hoch genug, um sich dahinter verstecken zu können, wenn man nicht gesehen werden wollte.
    Ein lautes Klacken war zu hören, als Henri den Aufzug seiner leichten Armbrust spannte. Er hatte sie so an den Sattel gehängt, dass der Reiter nicht sehen konnte, dass er die Waffe schussbereit machte.
    »Wir drehen um.«
    Cale nickte. Langsam wendeten sie die Pferde. Der Reiter hielt einen Moment lang an, dann folgte er ihnen.
    »Wenn er dir noch näher kommt, legst du einen Pfeil ein– schieß knapp an ihm vorbei.«
    »Warum denn das? Ich könnte ihn doch gleich richtig treffen?«
    »Wofür? Wir wollen ihn nur verjagen.«
    Henri hob die Armbrust, zielte kurz und gab den Warnschuss ab. Das Pferd scheute, als der Pfeil dicht an ihm vorbeischoss, näher am Reiter, als Henri eigentlich beabsichtigt hatte. Aber schließlich saß er selbst auf einem Pferd und war ein bisschen außer Übung. Die beiden Jungen zügelten die Pferde und beobachteten den Reiter.
    »He, ihr da!«, brüllte der lakonische Späher. »Kann ich mal kurz mit euch reden?«
    Cale wendete sein Pferd abermals und wartete, bis Henri wieder geladen hatte.
    »Bereit?«, fragte er.
    »Was hast du vor? Wir sind nicht hier, um mit dem Feind zu plaudern.«
    »Da bin ich anderer Meinung. Vielleicht ist das unsere einzige Chance.«
    Dann brüllte Cale dem Reiter zu: »Komm näher. Aber langsam. Eine falsche Bewegung und du beißt ins Gras.«
    Gehorsam kam der Reiter langsam näher, bis er ungefähr zehn Schritte entfernt war.
    »Das reicht. Halt an«, befahl ihm Cale.
    Der Reiter hielt an. »Wunderbarer Morgen«, sagte er gelassen. »Man freut sich richtig, noch gesund und munter zu

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