Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf

Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf

Titel: Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
Vom Netzwerk:
deuten, vor allem wenn der Drache sehr alt ist und man zum ersten Mal einen sieht, aber es war völlig klar: Der hier war sehr verärgert.
    Das Holztor hatte gigantische Ausmaße, es war so hoch, wie ein halbes Dutzend Trolle übereinandergestellt. Es hatte sich unter eindrucksvollem Knarren geöffnet und ließ nun einen enormen Saal erkennen, wo jede Menge Stalagmiten und Stalaktiten wuchsen, einander zustrebten, sich teils berührten und ein endloses Spiel von Licht und Schatten erzeugten. Der Drache stand in der Mitte. Das Licht fiel von oben ein, durch Dutzende von kleinen Fensterchen, die mit dünnen Bernsteinplatten verschlossen waren, wodurch alles wie von einem goldenen Schimmer überzogen war.
    »Welch Unbill ist Euch denn begegnet, oh unbesonnene Fremde, dass Ihr vordrangt bis an meine Pforte, um solch unerhörtes Spektakel zu veranstalten und den Frieden dieser ruhigen Stätte zu stören?« Die Stimme des Drachen kam überraschend für sie und sie zuckten zusammen. Dann sahen sie einander an, um herauszufinden, wer von ihnen am besten antworten sollte.
    Monser fasste als Erster Mut. »Nun, edler Herr, ich bin ein Mensch und er ist ein Elf...«
    »Niemand auf dieser Welt ist vollkommen«, bemerkte der Drache großmütig, schien aber im Übrigen von der Auskunft nicht weiter beeindruckt. »Es kann schließlich nicht ein jeder als Drache auf die Welt kommen, was jedoch die höchste aller Naturformen ist«, schloss er herablassend.
    Der Jäger war durch die Unterbrechung etwas verwirrt, schluckte, atmete tief durch, dann fing er wieder an: »Er, der kleine Elf, meine ich, heißt Yorschkrunsquarkljolnerstrink.«
    Auch diese Information schien dem Drachen keinen Eindruck zu machen.
    »Das Verbot zu spucken ist klar und deutlich lesbar angebracht«, sprach der Drache.
    »Ich habe nicht gespuckt. Das ist sein Name. Sein Vater hieß Gornonbenmayerguld.«
    »Ein jeder führt seinen Namen«, erwiderte der Drache, immer weniger beeindruckt.
    Verlegenes Schweigen machte sich breit. Ihr Los schien ungewiss und das Schicksal musste unterwegs verloren gegangen sein.
    Yorschkrunsquarkljolnerstrink versuchte, das Gespräch wieder in Gang zu bringen. »Wir haben eine Prophezeiung gelesen, sie sprach von Euch, Dumm… nein, Exzellenz.«
    »Wer ist der Urheber solcher Prophezeiung?«
    »Die Menschen der Zweiten Runendynastie in der Stadt Daligar.«
    »Schwer ist es und eine hohe Kunst, die Zukunft zu deuten, noch ward je gehört, dass Menschen sie richtig vorhergesagt, und stets galt für einen Toren, wer an das Gekritzel auf einer Mauer glaubte. Nun, meine Herrschaften, bitte ich, nicht länger stören zu wollen, was bedeuten soll, dass ihr gehen müsst«, schloss der Drache.
    Das Tor schlug wieder zu. Und zwar mit einem so ohrenbetäubenden Knall, dass sich ein Steinchen von der Spitze des Felsblocks löste, herabrollte und sie beiseitespringen mussten, um ihm auszuweichen. Dann herrschte wieder Stille.
    »Aber wie zum Teufel redet denn der? Was hat er gesagt?«, fragte Monser.
    »Er hat gesagt, die Prophezeiung sei Unsinn und wir sollen gehen«, übersetzte der Kleine müde.
    Er ließ sich auf einen großen Stein fallen. Der Hund kam und leckte ihm das Gesicht.
    Auch der Mann war wie versteinert. Er hockte sich direkt auf den Boden, den Kopf zwischen den Händen.
    Die Frau blieb nachdenklich stehen.
    »Wie konnte er so sicher sein, dass die Prophezeiung auf eine Mauer geschrieben war?«, fragte sie schließlich. Sie war die Einzige, die den Kopf nicht gesenkt hielt. »Viel wahrscheinlicher wäre doch ein Pergament, eine Holztafel, ein Schild, eine Ikone. Dinge, auf die man normalerweise schreibt.«
    Die Frau bückte sich, nahm einen Stein und schleuderte ihn mit aller Macht gegen das Tor.
    »He du«, schrie sie aus Leibeskräften, »mach dieses Tor wieder auf, wenn du nicht willst, dass wir es dir mit Steinen einschlagen!«
    »Bist du verrückt geworden? Willst du sterben?«
    »Nein, im Gegenteil, ich will eben nicht sterben. Wir sind auf dem Gipfel eines Gebirges, zu dem nur ein Fluss hinführt, der zu reißend ist, um ihn gegen die Strömung hinaufzufahren, und der auf den tödlichsten Wasserfall zufließt, der sich denken lässt. Wenn es einen Ausweg gibt, dann führt er durch die Höhle dieses Dingsda, also können wir es ebenso gut versuchen, denn sonst bleiben wir in alle Ewigkeit hier und zuletzt fressen uns die Raben. Und außerdem, an diesem Punkt können wir nicht mehr zurück. Wir sind bis hierher gekommen und

Weitere Kostenlose Bücher