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Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf

Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf

Titel: Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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daran zu denken, wie traurig oder verzweifelt du bist, also hörst du auf, es zu sein.«
     
     
    Als Erstes musste er den kleinen Drachen aus seinem Ei herausholen. Die Schale war drei Zoll dick. Yorsch versuchte, sie aufzubrechen, aber das war, als wollte man einen Stein mit der Hand zerbrechen. Vorsichtig streckte er eine Hand aus und achtete darauf, die Bewegung so langsam wie möglich auszuführen, um den Kleinen nicht zu erschrecken.
    Die Bewegung war nicht langsam genug.
    Es gab noch ein kurzes Squiek mit dazugehöriger Stichflamme. Zum Glück stand zwischen den Pilzrezepten und den Anleitungen zum Bau von Flugmaschinen ein Ratgeber zur Behandlung von Verbrennungen.
    Yorsch versuchte es noch einmal, diesmal mit der linken Hand, da die rechte aussah wie einer der Pilze in Wie bereite ich Pilze auf dem Holzkohlengrill , viertes Regal an der Südwand des dritten Raums. Er verlangsamte seine Bewegungen noch mehr, um zu verhindern, dass sein Gesicht allzu viel Ähnlichkeit mit den Abbildungen in Wie vermeide ich das Verkohlen von Pilzen auf dem Holzkohlengrill bekäme, drittes Regal an der Südwand des dritten Raums.
    Die Bewegung war langsam genug. Diesmal gelang es Yorsch, dem Kleinen die Hand auf den Kopf zu legen. Girlandenförmig angeordnete, smaragdgrüne Schuppen wechselten sich ab mit Streifen eines samtweichen, dunkelgrünen Fells mit goldenen Reflexen. Alles war glatt, weich und warm, aber durch die Hand spürte der Elf die verzweifelte Angst des Kleinen, eine Angst, so überwältigend und total, wie nur die Angst eines Neugeborenen sein kann, Angst, die ein Hirn vollkommen ausfüllt, weil noch nichts anderes darin ist, also eine allumfassende Angst. In dem warmen Köpfchen des kleinen Riesendrachen steckte der ganze maßlose Schrecken und die Furcht vor etwas unendlich viel Schmerzlicherem als Hunger und etwas unendlich viel Beklemmenderem als Dunkelheit.
    Fast hätte dieser blinde, abgrundtiefe Schrecken auch Yorsch mitgerissen und er musste an sich selbst denken in einem unaufhörlichen Regen, nur er ganz allein bis zum Horizont.
    Angst vor dem Alleinsein.
    Angst davor, dass keiner dich lieb hat.
    Er begriff, was er zu tun hatte. Mit aller Macht dachte er zugleich an sich selbst und an den Kleinen. Er sah sich, den Kopf des Kleinen im Schoß, auf einer weiten Wiese mit endlos vielen Gänseblümchen sitzen. Dann sah er sich und den Kleinen fest umarmt beieinanderschlafen. Dann, wie sie sich süße Mandeln und Bohnen redlich teilten. Und dann wieder den Kleinen, wie er auf einer weiten Wiese mit endlos vielen Gänseblümchen den Kopf in seinem Schoß liegen hatte.
    Der Kleine beruhigte sich, seine Züge verloren den verzweifelten Ausdruck, die Augen wurden ruhig und klar.
    »Es ist alles gut, mein Kleiner, alles gut.«
    Kleiner, das war nur so dahingesagt. Das Drachenkind war ein kleines Gebirge. Aber es kam ihm keine andere Anrede in den Sinn. Er war ja ein Kleines. Er hatte große, feuchte Augen, grün und golden wie ein von der Sonne beschienener Gebirgssee.
    »Es ist alles gut, Kleiner, ich bin da«, das wirkte. Die grünen Augen des Drachen versenkten sich in die grünblauen des Elfenjungen.
    »Mein Kleiner, mein süßer Kleiner. Du bist mein süßer Kleiner. Du bist mein süßes Küken. Küken, Kleiner, schönes Drächelchen, liebes kleines Drächelchen, du mein süßes Küken.«
    Der kleine Drache strahlte. Zum ersten Mal in seinem Leben lächelte er.
    Er war viel weniger spitz und scharfkantig als ein erwachsener Drache und sein fast zahnloses Lächeln war überaus rührend. Keine Spur von den hinteren Seitenstoßzähnen, von den hinteren Mittelzähnen, von den unteren und den oberen Mahlzähnen, nur die in der Mitte waren andeutungsweise zu sehen.
    Zum ersten Mal in seinem Leben wedelte der Kleine und das Riesenei brach auseinander. So kamen sie also aus ihrer Schale heraus! In seinem Buch stand nichts darüber geschrieben, er würde etwas hinzufügen müssen. Die Scherben der Eierschale flogen in alle Richtungen, wie ein Feuerwerk in Smaragdgrün und Gold.
    Erbrow, das würde sein Name sein. »Erbrow«, wiederholte der Elf triumphierend.
    Der Kleine zerfloss förmlich vor Wonne. Vor Glück hüpfte er in die Luft. Ein mörderischer Schlag seines wedelnden Schwanzes warf einen sehr alten Stalaktiten um und ein Felsbrocken fiel von der Decke. Es folgte ein freudiges Squiiiiiiieek und zum Glück konnte Yorsch sich noch rechtzeitig bücken und sein Gesicht in Sicherheit bringen, aber seine Haare

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