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Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf

Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf

Titel: Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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könnte, doch er bemerkte, dass seine Sorgen überflüssig waren.
    Von Arstrid war nicht viel übrig und die einzigen Lebewesen dort waren Krähen.
    Es waren mehr Häuser, als er in Erinnerung hatte, aber sie waren von Rauch geschwärzt, die Dächer waren eingefallen, und was von den zerbrochenen Türen übrig war, quietschte sinnlos in den Angeln. Von den einstigen Weinbergen waren nur noch ein paar verwilderte Rebstöcke übrig, die sich vereinzelt an dem verkohlten Spaliergestänge weiterrankten. Die Apfelbäume waren umgehauen worden. Ein Boot lag, mit dem durchlöcherten Boden nach oben, an dem kleinen Strand, zusammen mit dem verwesten Kadaver einer Kuh und den schlecht abgenagten Knochen eines kleineren Tiers, vielleicht eines Schafs oder eines Hundes. An der Stelle, wo einst der Dorfplatz gewesen war, stand noch der Kessel der Eintracht, verbeult, rußig, nicht mehr zu gebrauchen.
    Der Drache landete.
    Yorsch fühlte sich wie beim Tod eines nahen Freundes. In der ganzen langen Zeit seines Aufenthalts in der Grotte hatte er immer wieder von seiner Rückkehr in die Welt geträumt, in die Welt der Menschen natürlich, da es die der Elfen mittlerweile nur noch in Geschichtsbüchern gab, und immer hatten seine Träume hier, in Arstrid, angefangen. Hierher würde er kommen, würde im Tausch gegen ein altes Buch und goldene Bohnen Kleider erwerben, würde fragen, wo Monser und Sajra lebten, die Einwohner von Arstrid würden es ihm zeigen, denn es wäre bestimmt nicht weit entfernt. Es war das freundlichste Dörfchen, auf das sie gestoßen waren, und es war auch am weitesten weg von den bedrohlichen Soldaten von Daligar. Bestimmt würden seine Freunde hier leben. Er würde Monser und Sajra wiederfinden, sie würden sagen: »Oh, wie hübsch du bist, wie groß du geworden bist, wie sehr wir uns freuen, dich zu sehen.« Er würde sagen: »Aber gewiss, auch ich freue mich, euch zu sehen, ich bin gekommen, um euch zu danken dafür, dass ihr mir das Leben gerettet habt, als ich ein Kind war.« Dann würde er seinen Quersack öffnen und ihnen seine goldenen Bohnen zeigen, und sie würden sagen, wie wunderschön sie seien, und sie würden sich umarmen …
    Die Stimme des Drachen schreckte ihn auf. Er hatte sich wieder einmal in seinen Träumereien verloren.
     
     
    In seinem Leben hatte Erbrow nur eine Grotte gesehen, ein paar Berge, Wald und das Meer, auf jeden Fall aber genug, um zu begreifen, dass der Ort, an dem sie sich jetzt befanden, gelinde gesagt, trostlos war. Krasser gesagt, schauderhaft. Aus dem Kuhkadaver krochen Klumpen weißlicher Maden hervor und ein pestilenzialischer Gestank ging von ihm aus. Krähen schwirrten krächzend über dem Ort. Im Hauch einer leichten Brise lichtete sich der Nebel, eine halb zerbrochene Tür klappte auf und zu und bei besserer Beleuchtung wurde der Anblick keineswegs besser.
    Der junge Elf war aschfahl im Gesicht. Trostlosigkeit schien ihn zu überkommen und zu überwältigen, so als ob jemand stirbt, den wir sehr lieb haben. Der Drache suchte in seinen verschiedenen Erinnerungen, denen seines Vorfahren und denen von dessen Vorfahren, um herauszufinden, was zu tun war, wenn man jemanden trösten wollte, aber da war nichts Derartiges vorhanden. Er versuchte, sich zu überlegen, was ihn selbst trösten würde.
    »Die Leute, die hier wohnen, sind nicht tot«, sagte er mit Entschiedenheit. Er deutete ringsum. »Hier liegen nur Tierknochen herum, von Kühen, Schafen oder Hunden. Keine Menschenknochen, weder von Erwachsenen noch von Kindern. Sie sind fortgezogen. Oder vertrieben worden. Oder man hat sie anderswohin gebracht... ah, daran erinnere ich mich: Das ist eine Marotte von den Menschen, dass sie die Leute von einem Ort zum anderen schaffen, und wenn einer sagt: ›Nein danke, mir gefällt es hier‹, dann hängen sie ihn mit einem Strick um den Hals an einen Baum, und das behindert die Atmung.«
    Es hatte geklappt. Mit einem Schlag war der junge Elf aus seinem Zustand der Erstarrung und Verzweiflung aufgefahren.
    »Das stimmt!«, rief er. Dann lief er einmal schnell um die Reste der abgebrannten Hütten herum.
    »Hier ist niemand, weder tot noch lebendig. Sie können nur anderswo sein! Vielleicht sind sie geflohen oder vielleicht hat man sie verschleppt. Es stimmt, weißt du, das ist eine Marotte von den Menschen, jemanden zu verschleppen, auch mit den Elfen haben sie es so gemacht. Sie haben uns an bestimmte schreckliche Plätze gebracht, die heißen Elfenplätze, und da sind

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