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Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf

Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf

Titel: Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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der Punkt. Erinnerst du dich noch, wie es den Zwergen in der Zweiten Runendynastie ergangen ist? Erst hat man sie verfolgt, weil sie einen Bart trugen, dann, weil sie keinen mehr hatten. Man wollte ganz einfach ihre Bergwerke. Die Entdeckungsfahrten an den Küsten im Osten hatten eingesetzt und man brauchte Silber für die Schiffe.«
    Der Drache machte eine Pause, um den sechsten Auerhahn zu verschlingen, dann fuhr er fort: »Die in Daligar wollen dumme und elende Untertanen und die beiden hatten die Berufung weder zum einen noch zum anderen. Wenn nicht deinetwegen, hätte man sie wegen etwas anderem vernichtet, das macht keinen Unterschied. Denk lieber daran, dass du ihnen dein Leben verdankst, genieße es und nütze es! Hör auf, herumzukrächzen wie ein Auerhahn, der seine Schwanzfedern verloren hat, heb deinen Hintern in die Höhe, und bring ihn dahin, das Mädchen zu retten, wie heißt es noch gleich?«
    »Robi, das andere Mädchen hat sie Robi genannt.«
    »Robi? Also offenbar haben die Menschen eine Vorliebe für Namen, die rein gar nichts heißen. Sie haben keinen Begriff davon, dass der Name etwas Wichtiges und Bedeutsames ist. Wie ist unser Plan, wie stellen wir es an, dorthin zurückzukehren und sie zu holen?«
    Yorsch begann, sich entschieden wohler zu fühlen.
    »Wir fliegen nachts. In einer mondlosen Nacht. Wie dieser.« Yorsch bemerkte, wie seine Kräfte mit jedem Augenblick zunahmen. Nichts war verloren. Der Drache hatte recht. »Wir fliegen heute Nacht. Wir fliegen jetzt«, sagte er bestimmt.
    »Ich will nur meine Jause zu Ende bringen«, seufzte der Drache. Er war beim siebten Auerhahn angelangt. Auf dem Weidenzweig steckten einundzwanzig. »Nie kann man hier in Ruhe essen.«
     
     
    Yorsch vertilgte ein paar goldene Bohnen und suchte seine Sachen zusammen: den Elfenbogen samt Pfeilen, denn »man weiß ja nie«, wie Erbrow betonte, das mythische Säckchen aus besticktem Samt mit dem Gedichtbuch seiner Mutter und dem Kreisel aus seiner Kinderzeit, der auch schon das Spielzeug seiner Eltern gewesen war, die als Kinder auch damit gespielt hatten.
    »Das erscheint mir ein aufs Wesentliche beschränktes Gepäck; wenn uns die Bogenschützen angreifen, kannst du immer noch Gedichte vorlesen und sie mit dem Kreisel spielen lassen«, spottete Erbrow.
    Yorsch antwortete nicht. Den Rest des Säckchens stopfte er mit goldenen Bohnen voll, damit wenigstens eines der Probleme der Kinder, der Hunger, schnell behoben werden konnte.
    Yorschs Kleid stank immer noch nach Vogelmist, auch wenn der Geruch durch die in Wind und Regen zugebrachte Nacht etwas nachgelassen hatte, außerdem hatte Yorsch immer deutlicher den Eindruck, dass an seiner Bekleidung irgendetwas nicht stimmte. Da er keinerlei Alternative hatte, beschränkte er sich auf ein paar Änderungen. Er nahm die oberste Schicht des Kleides ab, die mit den Stickereien und den Mustern mit Löchelchen, die man Spitze nennt. Er nahm die Puffärmel ab, die ihn behinderten, und kürzte den Rock bis auf Knöchellänge, sodass er ihn nicht mehr in der Taille zusammenbinden musste. Das Ergebnis war eine Art Kutte in unbestimmtem Grau und mit fast erträglichem Geruch, die ein bisschen an die Kleidung der Alchimisten und der Weisen aus früheren Zeiten erinnerte.
    Der Drache wurde von Tag zu Tag größer, mittlerweile hatte er fast die Größe von Erbrow dem Älteren erreicht, und ausgespannt reichten seine Flügel über den Felsvorsprung hinaus, auf dem sich der kleine Wassertümpel befand. Er nahm den Jungen auf den Rücken zwischen seine Flügel, dann erhob er sich ruhig und sicher in Wind und Wetter. In der völlig dunklen Nacht, wo der Regen förmlich Wasserwände hochzog, verloren sie die Orientierung, dann stritten sie sich über die einzuschlagende Richtung, sie verirrten sich noch einmal, und zum Schluss stritten sie wieder, um festzulegen, wer schuld daran war, dass sie sich verirrt hatten. Gegen Morgen begann es endlich zu dämmern, triefnass und bleich tauchten die Umrisse der Hügelkette aus dem Dunkel auf, der halb verfallene Schafstall und der schreckliche Palisadenzaun rundherum erschienen am Horizont. Yorsch war trocken, aber Erbrows Flügel waren derart durchnässt, dass er kaum mehr fliegen konnte. Nachdem sie hinter dem Wäldchen gelandet waren, das die berühmte kleine Lichtung säumte, auf der Yorsch eine Ratte wiedererweckt hatte, fragten sich die beiden, was zu tun sei. Yorsch hatte über Militärtaktik und Strategie gelesen, und mit kaum

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